
Skidurchquerung Sellrainer Berge - der Sellrain-Express
Foto: Matthias Knaus
von Matthias Knaus
Von der Axamer Lizum bis ins Küthai – die Durchquerung der Sellrainer Berge mit Skiern ist ein landschaftlich herausragendes Erlebnis. Anspruchsvolle Gipfelbesteigungen, tolle Panoramen, lange Abfahrten und Nächte in den Hütten der Stubaier Alpen warten auf all jene, die den Sellrain-Express begehen.
Inhalt
Die Bezeichnung Express hat sich in Tirol, wie auch in anderen Gebieten der Alpen, als Synonym für äußerst lange Skitouren entwickelt, bei welchen ganze Gebiete oder Gebirgsgruppen an einem einzigen Tag oder einem Wochenende durchquert werden. Der Sellrain-Express ist die Durchquerung der Sellrainer zwischen dem Kühtai und der Gegend um Innsbruck. Bereits zu Lebzeiten Hermann Buhls galt er als herausfordernde Ausdauerleistung. Betrachtet man die bunte Skitourenszene von heute, so gibt es jene, die den Sellrain-Express sportlich ambitioniert eintägig machen und jene, die sich mehr Zeit dafür nehmen und die Strecke genüsslich mehrere Tage lang erleben. Im Folgenden wird die Route grundlegend und in ihren einzelnen Etappen beschrieben. Die Gehrichtung ist grundsätzlich egal, doch erscheint es dramaturgisch besser, wenn man am Hoadl beginnt.
Die Route
Die Route des Sellrain-Express führt von der Axamer Lizum über das Hoadl zur Kemater Alm und über den Schaflegerkogel zur Potsdamer Hütte. Weiter geht es über den Roten Kogel nach Lüsens und zum Westfalenhaus. Am dritten Tag steigt man zum Winnebacher Weißkogl an und führt zur Winnebachseehütte ab. Am Folgetag überschreitet man den Breiten Grießkogel und führt über das Zwiselbachjoch zur Schweinfurter Hütte ab. Am fünften und letzten Tag geht es über die Finstertaler Scharte und den Schartenkopf nach Kühtai – alternativ kann man an diesem Tag auch über die Kraspesspitze nach Haggen abfahren.
Ist die Schneelage gut, empfiehlt sich sogar ein Bonustag an dem man von Kühtai oder Haggen bis ins Inntal abfährt.
Die Etappen des Sellrain-Express
Wir haben hier die Etappen für dich zusammengestellt. An jedem Tag gibt es aber auch etliche Varianten. Im Folgenden einige Beispiele:
Tag 1


Sellrain-Express, Etappe 1: Von der Axamer Lizum zur Potsdamer Hütte
Variante Tag 1
Die Osthänge des Angerbergkopf (2.399m) sind lohnend für eine Extrarunde mit zweitem, anschließendem Aufstieg zum Schaflegerkogel. Wer ausdauernd und explorativ unterwegs ist, kann auch von der Kemater Alm über die Adolf-Pichler-Hütte (1.977 m) zum Seejöchl (2.518 m) aufsteigen und die tollen NW-Mulden ins Senderstal abfahren.
Tag 2
Variante Tag 2
Etwas nördlich des Roten Kogels liegt Auf Sömen (2.798 m), ein breiter Kamm mit herrlichem Skigelände unterhalb. Anstelle den Roten Kogel zu überschreiten kann man auch über den Sömen gehen und Richtung NNW ins Kühgrübl abfahren. Man gelangt so zur Juifenalm (2.010 m) von der eine Rodelbahn ins Tal führt. Der Transfer vom Ende der Rodelbahn nach Lüsens ist mit Öffis machbar, erfordert jedoch zusätzliche Planung. Diese Variante empfiehlt sich besonders auch bei schneearmer Situation, wenn der untere Teil der Abfahrt vom Roten Kogel um die Aflinger Alm grenzwärtig wird. Dieses Gelände ist nach W ausgerichtet und apert schneller aus.
Tag 3


Sellrain-Express, Etappe 3: Vom Westfalenhaus zur Winnebachseehütte
Variante Tag 3
Rund um das Westfalenhaus gibt es viele schöne Skitourenziele. Man darf durchaus überlegen hier einen Tag länger zu bleiben oder erst im Alpengasthof Lüsens zu übernachten (schöner, historischer Klostergasthof) und am kommenden Tag eine Extratour ums Westfalenhaus zu unternehmen.
Tag 4
Variante Tag 4
Vom Breiten Grießkogel ist auch eine Abfahrt ins Larstigtal (ein Tal weiter westlich) möglich. Man fährt dazu nicht zum Zwiselbachjoch ab, sondern vom Grießkoglferner über P.3032 nach N, bis in den Bereich der Larstighöfe (1.777 m) an der Straße. Im Larstigtal hält man sich ab der Waldgrenze stets rechts (östlich) vom Bach. Diese Abfahrt ist im Vergleich zur Normalroute etwas anspruchsvoller und länger. Am Ende steigt man noch einmal 250 Hm entlang des Horlachbachs bis zur Schweinfurter Hütte auf.
Tag 5
Variante Tag 5
Da sich bei dieser Variante auch der Endpunkt ändert, haben wir diese als eigene Tour angelegt:
Tag 6 - optionaler Zusatztag


Sellrain-Express, Bonustag: Von Kühtai bzw. Haggen ins Inntal
Varianten Bonustag
Bei schneereicher Situation kann man von Kühtai oder Haggen Richtung Inntal abfahren. Es ist dazu jeweils ein Aufstieg erforderlich:
Von Kühtai zum vielbegangenen Pirchkogel (2.828 m, 400 Hm des Anstiegs können mit der Gondelbahn abgekürzt werden) und nordseitig durch das Schneetal zur Stamser Alm (1.873 m). Größtenteils am Forstweg weiter nach Hauland (914 m) bzw. bis zur Schneegrenze oberhalb.
Von Haggen zum Rietzer Grießkogel (2.884 m). Am Törl (2.649m) gelingt die beste Einfahrt in das wunderbare, größtenteils ostseitige, Skigelände der Flaurlinger Alm. Ab der Alm (1.614 m) folgt man der Forststraße, im letzten Teil höchstwahrscheinlich zu Fuß, bis zum Schwaighof (886 m) bei Flaurling.
Die wichtigsten Infos in Kürze
Ausgangspunkt: Axamer Lizum (1.564 m)
Stützpunkte: Hoadlhaus (2.340 m), Kemater Alm (1.673m), Potsdamer Hütte (2.012 m), Alpengasthof Lüsens(1.636 m), Westfalenhaus (2.273 m), Winnebachseehütte (2.362 m), Schweinfurter Hütte (2.034 m), Dortmunder Hütte (1.948 m) und weitere Beherbergungsbetriebe in Kühtai.
Höhenmeter Aufstieg: 5.123 Hm
Höhenmeter Abfahrt: 5.485 Hm
Länge gesamt: 60 km
Dauer: 5 Tage
Schwierigkeit: ZS
Ausrüstung: Herkömmliche Skitourenausrüstung, zusätzlich Ersatzkleidung und Essentials für Hütten.
Lokale Experten: Stubaier Bergführer
Bergführer-Tipp
Bei Durchquerungen entsteht manchmal ein zusätzlicher Push-Faktor: Man will (muss) unbedingt den nächsten Übernachtungspunkt erreichen. Ja, aber dieser sollte auf möglichst sicherem Weg erreichbar sein. Bei Wetterkapriolen und erhöhter Lawinengefahr empfiehlt es sich Alternativen zu überlegen, am besten schon vorab. Es ist mancherorts gut möglich ins Tal auszuweichen.
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