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Bergsteigerdorf

Kreuth – Bayerns neues Bergsteigerdorf im Mangfallgebirge

• 24. Juli 2018
4 Min. Lesezeit
von Christina Schwann

Wo auf den Almen noch Vieh grast und Brauchtum hochgehalten wird: Kreuth ist zum vierten Bergsteigerdorf Deutschlands ernannt worden. Christina Schwann war bei der feierlichen Siegelverleihung dabei und hat sich für uns in der bayerischen Gemeinde umgesehen.

Bergsteigerdorf Kreuth
Foto: Gemeinde Kreuth/Hörth
Kreuth – ein beschaulicher Ort zwischen Tegernsee und dem Achenpass
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Eingebettet in die dichten Wälder, grünen Wiesen und saftigen Almen des Mangfallgebirges liegt die Gemeinde Kreuth im Landkreis Miesbach in Bayern. Auch wenn die Gemeindegrenzen vom Tegernsee bis zum Achenpass reichen, ist im beschaulichen Hauptort Kreuth nur an schönen Sommerwochenenden ein wenig von der Münchner Ausflugshektik zu spüren. Friedlich und etwas erhöht steht die Kirche über den wenigen Häusern, die gemeinsam mit dem schmucken Rathaus und dank strenger bayerischer Raumordnungspolitik ein harmonisches Ortsbild abgeben. Bäcker, Bank, Post, und der Natur- und Feinkostladen der Naturkäserei Tegernseer Land bieten bestes Service und regionale Qualität.

Bergsteigerdorf Kreuth Bayern
Foto: Christina Schwann, ökoalpin
Das schmucke Rathaus von Kreuth, vor dem neuerdings auch die Bergsteigerdörfer-Fahne im Wind weht

Ein großer Auftrag

„Dass wir heute Bergsteigerdorf werden dürfen, ist eine große Auszeichnung. Gleichzeitig aber erst der Anfang von viel Arbeit. Für mich ist das Prädikat ‚Bergsteigerdorf’ vor allem ein Auftrag. Ein Auftrag, unsere Natur- und Kulturlandschaft zu bewahren, unsere Traditionen weiterzuleben und unseren Kindern den großen Wert des Zusammenhalts in der Gemeinde zu vermitteln“, so Bürgermeister Josef Bierschneider im Rahmen der Bergsteigerdorf Beitrittsfeier am 13. Juli 2018 auf der Königsalm, der rund 160 Personen aus der Gemeinde, vom Deutschen Alpenverein, dem Slowenischen Alpenverein sowie dem Alpenverein Südtirol und Vertreter aus anderen Bergsteigerdörfern beiwohnten. Dass das Prädikat „Bergsteigerdorf“ nicht nur eine leere Worthülse ist, bewies auch die Anwesenheit von gleich drei Personen aus dem Bayerischen Staatsministerium: Umweltminister Dr. Marcel Huber, Tourismusminister Franz Josef Pschierer und die stellvertretende Bayerische Ministerpräsidentin und Stimmkreisabgeordnete Ilse Aigner. Mit im Gepäck hatten sie nicht unerhebliche Förderungen in der Gesamthöhe von über 100.000 EUR für die Bereiche Mobilität und Naturtourismuskonzept.

Die feierliche Bergsteigerdorf-Siegelverleihung auf der Königsalm

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Die erste große Aufgabe wurde auch punktgenau an besagtem Freitag, den 13. Juli 2018, in die Tat umgesetzt: der Bergsteiger-Shuttlebus soll in Zukunft einen wesentlichen Beitrag zur Verbesserung des öffentlichen Verkehrsnetzes und der Anbindung an Tirol leisten. Zusätzlich präsentierte der DAV gemeinsam mit dem Bayerischen Vermessungsamt die brandneue Wanderkarte „BY13a - Mangfallgebirge – Kreuth und Umgebung“, auf der der Ort Kreuth den Mittelpunkt darstellt.

Bergsteigerdorf Kreuth Bayern
Foto: Christina Schwann, ökoalpin
Der DAV hat speziell für das Bergsteigerdorf Kreuth eine neue Wanderkarte auflegen lassen

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Hinein ins „Kreith“

Man kann es den Gästen nicht verübeln, dass sie gerne „ins Kreith“ fahren, denn der gemütliche Ort am Fuße des Leonhardsteins und die idyllischen Almen locken nun mal viele Besucher an. Gleichzeitig bietet Kreuth – obwohl „bei uns die Berge dort aufhören, wo andere Bergsteigerdörfer erst anfangen“, wie Wanderführerin Sonja Still schmunzelnd feststellt – eine ganze Reihe von einsamen Bergtouren hinauf auf die Gipfel des Mangfallgebirges. So etwa auf den Halserspitz, die mit 1.862 m höchste Erhebung an der Grenze zu Tirol, oder auf den Hirschberg, den Risserkogel oder Ross- und Buchstein, die auch anspruchsvolle Klettertouren zu bieten haben. Im Winter ist der Talboden von Glashütte bis Ringsee für seine bestens gespurten Langlaufloipen bekannt und die Berge bieten ruhige Schneeschuhwanderungen und Skitouren.

Die Landschaft rund um Kreuth strahlt Ruhe aus

Der Hirsch im Wildbad

Ausgangspunkt vieler Wanderungen und obendrein sehenswert ist das „Wildbad Kreuth“, das viele von den CSU-Tagungen, die bis vor zwei Jahren hier jährlich stattfanden, kennen. Die Geschichte des klassizistischen Gebäudekomplexes reicht allerdings weit in die Vergangenheit zurück: Der Legende nach soll ein Jäger vor rund 500 Jahren einen verwundeten Hirsch dabei beobachtet haben, wie er in die Quelle am Fuß des Hohlensteins stieg und genesen wieder herauskam. Mönche des Klosters am Tegernsee errichteten 1511 ein erstes richtiges Badhaus, rund 200 Jahre später kam dann die Kapelle dazu und 1820 ließ König Max I. Joseph eine Kuranstalt im herrschaftlichen Stil errichten. Noch heute strahlt die ganze Umgebung eine heilsame Aura aus, in der man sich vom Alltagsstress erholen kann.

Bergsteigerdorf Kreuth Bayern
Foto: Christina Schwann, ökoalpin
Der klassizistische Gebäudekomplex des Wildbades Kreuth diente den rund 160 Mitwirkenden und Besuchern der Beitrittsfeier als Auftakt-Lokalität
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Brauchtum hält zusammen

Besonders stolz sind die Kreuther auf ihre vielen Vereine, ihr Brauchtum und ihre Tracht. Schon immer waren die Kreuther – weit hinten im Tal – ein wenig anders als die Gemeindebewohner vorne am See. Dies traf auch auf Herzog Ludwig Wilhelm (1884 – 1968) aus dem Hause Wittelsbach zu. Er zog Bad Kreuth dem Schloss am Tegernsee vor und förderte den Kiem Pauli, der durch die Wiederbelebung des bayerischen Volksliedes und der Erneuerung der Tracht bekannt wurde.

Mit der Kultur eng verwoben – und das eine ohne dem anderen praktisch undenkbar – ist die Landwirtschaft. Die Idylle, die man heute in Kreuth und auf den Almen findet, ist von Menschenhand gemacht. Jahrhunderte dienten die Almen als notwendige Ergänzung zur Landwirtschaft im Tal. Und auch heute noch verbringen Jungvieh, Milchkühe, Pferde und Schafe alljährlich ihren Sommer auf der Alm. Die Bauern leisten damit eine unbezahlbare und äußerst wichtige Landschaftspflege. Den Preis, den sie für die hochwertige Milch bekamen, wurde wie so oft der Arbeit aber in keinster Weise gerecht. Aus diesem Grund wurde 2006 von einer Handvoll Idealisten die Idee einer eigenen Verarbeitung von Heumilch und angeschlossener Direktvermarktung geboren. 2010 entstand daraus die Naturkäserei TegernseerLand mit Produktions- und Reiferäumen, Schaukäserei, Laden und Gastronomie. Durch die Direktvermarktung kann den Bauern ein angemessener Milchpreis gezahlt werden, der die Arbeit auf der Alm rechtfertigt.

Bergsteigerdorf Kreuth Bayern
Foto: Christina Schwann, ökolalpin
Auf der „Goassalm"

Und so schließt sich im Bergsteigerdorf Kreuth der Kreis zwischen Kulturlandschaft, Tourismus und Berglandwirtschaft in einer Verbindung aus Bewahrung alter Traditionen und moderner Umsetzung. Kreuth wird sich gut in den Kreis der Bergsteigerdörfer einfügen und wie Ramsau bei Berchtesgaden und Sachrang/Schleching eine Vorreiterrolle für den naturverträglichen Tourismus in Bayern einnehmen.

Tipp: Besuch des Natur- und Feinkostladens Hagn mit besten regionalen Produkten sowie der Naturkäserei TegernseerLand, die neben der Gastronomie und dem Bauerngarten auch einen Rundgang durch die Käserei anbietet.

An der Tafel auf dem Gebäude der Naturkäserei TegernseerLand sind die aktuellen Milchlieferanten aus dem Tal gelistet

Fakten: Kreuth, Bayern

  • Hauptort: Kreuth
  • Seehöhe: 772 m
  • Gebirgsgruppen: Mangfallgebirge, Tegernseer Berge
  • Wichtigste Gipfel: Halserspitz (1.862 m), Hirschberg (1.668 m), Leonhardstein (1.452 m), Risserkogel (1.826 m), Rossstein (1.698 m), Buchstein (1.701 m).

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