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Reportage

Vom Anfänger zur Watzmann-Überschreitung

• 29. Juli 2019
2 Min. Lesezeit
von Tine und Sebastian Frank

Der Watzmann ist mit seinen 2.713 m der dritthöchste Berg Deutschlands und gilt als Wahrzeichen des Berchtesgadener Landes und manche behaupten sogar, er wäre der schönste Berg der Welt. Doch nicht alles was glänzt ist Gold, denn vielen Bergsteigern sind die Wände des Watzmann zum Verhängnis geworden und so wird das beeindruckende Gebirgsmassiv zurecht auch als Schicksalberg bezeichnet. Wie man sich als Anfänger für die hochalpine Überschreitung vorbereitet? Tine und Sebastian Frank verraten es.

Der Watzmann (2.713 m) im Berchtesgadener Land im sanften Abendrot
Foto: mauritius images / ClickAlps
Der Watzmann (2.713 m) im Berchtesgadener Land im sanften Abendrot
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Die Watzmann-Überschreitung

Tine und Sebastian Frank sind Anfänger im Bereich hochalpiner Touren. Ihr Ziel: die Watzmann-Überschreitung. „Wir kommen aus dem Chiemgau, haben das Watzmann-Massiv quasi fast vor unserer Nase und wir waren noch nie oben!“, sagt Sebastian. Tine hatte anfangs noch mit der Höhe zu kämpfen: „Vor zwei Jahren brachte uns meine beste Freundin zum Klettern. Das hat mir sehr geholfen, die Höhenangst zu überwinden. Sebastian und ich sind mittlerweile auch am Berg ein super Team geworden. Gemeinsame Ziele zu erreichen schweißt zusammen“.

Die Idee mit der Watzmann-Überschreitung kam dem Paar dann im Winter. Sie begannen zu trainieren, stiegen auf ihre Hausberge. Immer wieder. „2-3 Stunden steil bergauf zu steigen war für uns Standard-Sportprogramm, quasi unser Hundespaziergang“, sagt Sebastian. Allmählich begann das Paar sich umzustellen und sich an längere Touren zu gewöhnen: 1.400 bis 2.000 Höhenmeter, schwere Rucksäcke, langsames Gehen, regelmäßige Pausen und ausreichende Versorgung mit Nährstoffen. Mit der Zeit kam Routine in die Bergtouren von Tine und Sebastian.

Watzmann-Überschreitung: Sonnenaufgang am Berg, Hocheck und Grat

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In 3 Etappen zum Gipfel

Dominant thront der Watzmann (2.713 m) über dem Berchtesgadener Land. Die Überschreitung besteht für Tine und Sebastian aus drei Etappen:

  1. Aufstieg über das Watzmannhaus zum Hocheck
  2. Überschreitung von Hocheck-Mittelspitze-Südspitze
  3. Abstieg ins Wimbachgries

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Die letzten Vorbereitungen: „Um die erste Etappe, den Aufstieg in der Dunkelheit, konditionell einschätzen zu können, sind wir bereits an einem anderen Nachmittag nach der Arbeit 2.000 Höhenmeter zum Hocheck aufgestiegen, die Rucksäcke voll gefüllt.“ Tine und Sebastian berichten, dass diese Tour der entscheidende Testlauf war. Würden sie hier erfolgreich sein, wären sie für die gesamte Überschreitung bereit.

Es geht los

Um 2:30 Uhr morgens war es soweit. Das Paar sattelt seine Rucksäcke am Parkplatz Wimbachbrücke, dem Ausgangspunkt der Überschreitung. Mit Stirnlampen steigen sie zum Watzmannhaus auf und weiter zum Hocheck-Gipfel. 5:17 Uhr, Sonnenaufgang und Traumwetter am Berg. Man kann bereits zur Mittelspitze sehen. „So sche is dahoam!“, sagt Tine. Helm an und weiter in den Einstieg zur Mittelspitze (2.713 m).

Watzmann-Überschreitung: Südspitze
Foto: Tine und Sebastian Frank
Blick von der Südspitze (2.712 m) auf den Königssee

Die Watzmann-Überschreitung ist eine hochalpine Tour über die drei Hauptgipfel des Watzmanns: Hocheck (2.651 m), Mittelspitze (2.713 m) und Südspitze (2.712 m), gefolgt von einem kräftezehrenden Abstieg von der Südspitze ins Wimbachgries. Vorbei am Notbiwak geht es an Drahtseilen gesichert ein Stück hinab. Tine sichert sich mit einem Klettersteig-Set: „Das brauche ich für meinen Kopf. So fühle ich mich am ausgesetzten Grat wohler.“

Im angenehmen Morgenschatten kraxelt das Paar bis zum Gipfel der Mittelspitze. Über den Grat geht es weiter zur Südspitze, begleitet von eindrucksvollen Tiefblicken in die Watzmann-Ostwand. Halbzeit! Die Brotzeit haben sie sich verdient. „Vor dem Abstieg hatten wir am meisten Respekt. Dort gibt es fast keine Sicherungen, du musst dir bei jedem Tritt sicher sein und das bei müde werdenden Beinen“, sagt Sebastian.

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Von der Südspitze ins Wimbachgries

Über steile Felsstufen klettern Tine und Sebastian in die sandigen Schluchten des Wimbachgries' ab. Alles ist gut gegangen. Worauf sie sich jetzt freuen? Auf bequeme Schuhe! „Ja, richtig. Die 500 Gramm für leichte Trailrunning-Schuhe schleppen wir gern zusätzlich mit“, schmunzelt Tine. Ihr Fazit: Mit der richtigen Vorbereitung, mental wie körperlich, ist der Watzmann ein wunderbares Abenteuer und – zumindest für das Paar – auch der schönste Berg der Welt.

Watzmann-Überschreitung: Wimbachgries
Foto: Tine und Sebastian Frank
Das Wimbachgries in den Berchtesgadener Alpen

Die Tour im Detail

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