Was ist eine Skihochtour?
Der Frühling steht vor der Tür und mit ihm beginnt die klassische Zeit für Skihochtouren. Aber was genau ist eigentlich eine „Skihochtour“?

Hoch hinaus
Im Gegensatz zu „klassischen“ Skitouren führen Skihochtouren höher hinaus: Man bewegt sich im Aufstieg und bei der Abfahrt auf Gletschern. Durch die vorhande Gefahr eines Spaltensturzes braucht es eine entsprechende Ausrüstung (Seil, Gurt, Eispickel, ...) und das Können, damit auch umzugehen.
Im Frühjahr werden die meisten Skihochtouren unternommen, wobei es die tageszeitliche Erwärmung zu berücksichtigen gilt, was im Normalfall bedeutet: Früh aufstehen, um bei bestem Firn hinunterzuschmieren!
Einige Skihochtouren können als Tagestouren unternommen werden, teilweise mit Liftunterstützung, oder man steigt am Vortag zur Übernachtung auf eine Hütte auf, um weniger Höhenmeter zurücklegen zu müssen – und etwas länger schlafen zu können.
Hier findest du weitere Informationen zur Winter-Notfallausrüstung

Skidurchquerung
Königsdisziplin und Saisonhöhepunkt vieler Skitourengeher: Eine tolle mehrtägige Durchquerung von Hütte zu Hütte im vergletscherten Hochgebirge. Idealerweise mit einigen prominenten Gipfelbesteigungen. Neben der entsprechenden (seil-)technischen Ausrüstung wird der Rucksack auch etwas schwerer, weil Bekleidung usw. für mehrere Tage und für verschiedenste Wetterverhältnisse mitgenommen werden muss.
In den Ost- und West-Alpen gibt es viele bekannte klassische Durchquerungen die man „gemacht haben muss“, zum Beispiel die Haute Route von Chamonix nach Zermatt oder die Ötztaler Runde. Daneben kreieren Bergführer und findige Tourengeher immer wieder neue lohnende Runden. Diese Unternehmungen stehen und fallen mit den Wetterverhältnissen und der Gruppe.
Verhältnisse
Wetter- und Schneeverhältnisse sind für Skihochtouren entscheidend. Während es im Tal schon lange grün ist, können sich die Bedingungen im vergletscherten Hochgebirge laufend ändern: An einem Tag steigt man im T-Shirt auf 4.000 m herum und genießt fantastische lawinensichere Abfahrten in perfektem Firnschnee, am nächsten Tag ist über Nacht ein Meter Neuschnee gefallen, die Lawinengefahr dramatisch gestiegen und es wird bitterkalt.
Skihochtouren und vor allem Durchquerungen verlangen daher nach Flexibilität. Nur einen Plan beziehungsweise einen Weg zu haben – und diesen durchziehen zu müssen – ist definitiv der falsche Ansatz. Passt aber alles zusammen – Wetter, Schnee, Gruppe, persönliche Fitness –, dann wird man auf Skihochtouren unvergessliche Stunden erleben: Hochtouren auf Gletschern und Graten, hohe Berge und flotte Skiabfahrten. Was wünscht man sich mehr?
Hier findest du Informationen rund ums Anseilen am Gletscher
Hier zeigen euch unsere Sicherheitsexperten Peter Plattner und Walter Würtl im Video, was man am Gletscher beachten muss.
Video: Verhalten am Gletscher

Ausrüstung
Die Ausrüstung für Skihochtouren umfasst nebst der normalen Skitourenausrüstung – insbesondere bei Durchquerungen – mehr Bekleidung, Proviant und was man für die Übernachtungen braucht. Dazu kommt alles, was man zum Begehen von Gletschern – und manchmal auch von Felsgraten – benötigt. Kein Wunder also, dass der Skihochtouren-Rucksack etwas größer und schwerer ausfällt.
Skihochtouren sind aber in jeder Hinsicht anspruchsvoll. Folgende Punkte sollte man für die Skihochtour sicher beherrschen:
Solide Aufstiegs- und Abfahrtstechnik mit den Skiern
Tourenplanung
Beurteilung der Lawinengefahr
Seil- und Sicherungstechnik auf Gletschern, im Firn und eventuell auf Felsgraten
Wer hier nicht sattelfest ist, sollte seine Skihochtour lieber nur mit einem Bergführer angehen.
Am Gletscher benötigt die ganze Gruppe ein Seil – circa 50 Meter lang und bestens imprägniert – sowie jedes Gruppenmitglied:
1 Hüftgurt
2 Verschlusskarabiner
1 Safe-Biner (3-Weg-Verschluss)
2 Normalkarabiner
1 lange Bandschlinge
3 Reepschnüre
1 Eisschraube
eventuell: 1 leichte Seilklemme
Bei schwierigeren Touren mit steileren Anstiegen kommen für jeden noch hinzu:
Steigeisen
Pickel
Hier findest du weitere Informationen rund um die Ausrüstung für Skihochtouren

Das Material will clever und richtig eingesetzt werden. Und hier haben wir im Winter und auf Skiern einen Vorteil gegenüber dem Sommer. Im Frühjahr sind die Gletscher meist eingeschneit und die Spalten somit stabil überdeckt. Noch dazu belasten wir sie weniger, wenn wir auf Skiern – und nicht zu Fuß – unterwegs sind. Die Wahrscheinlichkeit in eine Spalte einzubrechen ist auf Skihochtouren im Allgemeinen geringer.
Das ist vor allem deswegen toll, weil das angeseilte Abfahren mit Skiern nicht wirklich Spaß macht. Deswegen sucht man sich Touren beziehungsweise Gletscher und Verhältnisse aus, wo man die meiste Zeit ziemlich gefahrlos unangeseilt abfahren kann. Das Seil wird nur in Spaltenzonen und kritischen Gletscherbereichen herausgenommen, damit der Sturz eines Partners gehalten werden kann.
Auch beim Aufstieg mit Skiern seilt man bei passenden Bedingungen meist weniger oft an als im Sommer.
Ansonsten gelten am Gletscher auf Skihochtour ähnliche Regeln wie im Sommer:
Bei Betreten des Gletschers ist der Gurt immer angezogen (inklusive Abwurfschlaufe).
Immer – auch beim Rasten – werden Abstände zueinander eingehalten.
Es wird – wenn überhaupt – immer nur ein Ski ausgezogen.
Ist man angeseilt unterwegs, wird das Seil möglichst gespannt gehalten.
Absprechen – und Üben – was zu tun ist, wenn jemand in eine Spalte stürzt.
Hier findet ihr weitere Informationen rund um Standardmaßnahmen am Gletscher
Wartet am Ende der Tour noch ein Felsgrat im Gipfelbereich, muss auch dieser dem Können der Gruppe und den Verhältnissen entsprechend begangen werden. Das heißt: Entweder seilfrei, am Geländer-/Fixseil, am kurzen Seil oder mittels Fixpunktsichern – um nur einige Techniken zu nennen, die zur Anwendung kommen können.
Gut geschützt
Verletzungsursache Nummer Eins auf Skihochtouren dürfte der Sonnenbrand sein. Bitte schützt euch entsprechend durch Bedecken der Haut beziehungsweise durch Sonnenschutzprodukte (Faktor 50). Viele ältere Bergsteiger haben mit den Spätfolgen von Sonnenschäden zu kämpfen. Selbiges gilt für die Augen: Eine hervorragende Sonnenbrille mit Glas der höchsten Schutzklasse ist auf Skihochtouren Standard.
Stichwort Blasen: Unbehandelte Blasen können das Ende einer Durchquerung bedeuten. Am besten mit garantiert „blasenfreier“ Ausrüstung starten oder aber umgehend reagieren, wenn es zu ersten Reibungen kommt. Das heißt: Stelle abkleben und den betroffenen Fuß abends entsprechend pflegen.
Wie der Name schon sagt: Skihochtouren führen uns auf hohe Berge. Der mit zunehmender Höhe nachlassende Sauerstoff-Partialdruck macht unserem Körper Probleme. Unabhängig von Trainingszustand und Können sind manche Personen mehr, andere weniger anfällig dafür. Für alle gilt: Zeit lassen, eventuell einen Tag früher anreisen und stressfrei im Tal nächtigen, zunächst Hütten in gemäßigter Höhe zur Akklimatisierung wählen, ausreichend trinken – und: Auf seinen Körper hören! Wichtig auch: Bitte auf Medikamente verzichten! Diese verschleiern die Symptome einer beginnenden Höhenkrankheit oft und machen am Ende alles nur schlimmer.
Bleibt uns nur noch zu sagen: Wir wünschen euch – und uns – viele erlebnisreiche Skihochtouren bei gutem Wetter und noch besserem Schnee! Viel Spaß!
SNOW HOW
Die SNOWHOW Freeride & Backcountry App bietet alle Informationen zur Planung und Durchführung eines Freeridetages in ausgewählten Skigebieten. Zusätzlich kann man über den Expertenmodus Kartenmaterial aus dem gesamten Alpenraum auch im Offline-Modus verwenden.
Zur Durchführung und Planung eines Freeride- oder Tourentages sind Kenntnisse der Lawinen- und Gefahrenkunde unerlässlich. Die Verwendung der SNOWHOW Freeride & Backcountry App erfolgt eigenverantwortlich und kann nur zusätzliche Informationen zur Entscheidungsfindung bieten.