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Berg-Know-How

Packliste: Das brauchst du für die Skihochtour

• 5. März 2024
4 Min. Lesezeit
von Peter Plattner

Skihochtouren sind die Königsdisziplin des Skitourengehens: Sie führen durch vergletschertes Gelände und manchmal wartet auch noch ein Felsgrat oder kombiniertes Gelände vor Erreichen des Gipfels. Für diese hochalpinen Anforderungen braucht es neben dem entsprechenden Können auch die passende Ausrüstung.

Skihochtour auf den Piz Palü
Foto: Madlaina Walther
Skihochtour auf den Piz Palü
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Skihochtour

Skihochtouren im vergletscherten Gelände sind anspruchsvoll: Neben einem hohen skitechnischen Können und der Fähigkeit, die Lawinengefahr richtig zu beurteilen, kommen noch die physische Belastung durch die Höhe, die Gefahr eines Spaltensturzes und die Exponiertheit an Gipfelgraten hinzu. Das verlangt nach einem entsprechendem Wissen und alpiner Erfahrung, auch im korrekten Umgang mit der richtigen Ausrüstung. Denn das Material fällt bei Skihochtouren schnell einmal ins Gewicht – vor allem auf Skidurchquerungen, wenn man von Hütte zu Hütte unterwegs ist.

Abspecken ist darum immer eine gute Idee – solange nicht die elementaren Bestandteile geopfert, sprich daheim gelassen werden. Die gute Nachricht: Die notwendige Zusatzausrüstung für Skihochtouren ist nicht so schwer wie oft angenommen. Packt man nur die wirklich notwendigen Dinge ein, wiegt ein kompletter Skihochtourenrucksack immer noch unter 10 Kilogramm.

Ausrüstung Skihochtour
Foto: Mike Niederhauser
Das hat der Schweizer Bergführer Fabian Mooser auf der Haute Route dabei

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Ausrüstung Skihochtour

Um sich am Gletscher richtig anzuseilen – und nach einem Spaltensturz sich selbst oder andere Gruppenmitglieder bergen zu können – benötigt jeder aus der Seilschaft folgende Ausrüstungsgegenstände:

  • 1 Hüftgurt: Ein leichtes Modell (ohne Polsterung und ohne aufwendige Materialschlaufen), das sich mit angezogenen Skischuhen/Skiern anlegen lässt, bieten zum Beispiel Blue Ice oder Petzl an.

  • 2 Verschlusskarabiner: Leichte, kleine Schraubkarabiner haben sich am besten bewährt und werden zum Beispiel von Climbing Technology oder Grivel angeboten.

  • 1 Safe-Biner: Ein Drei-Weg-Karabiner zum Anseilen oder Sichern – idealerweise in birnenförmiger HMS-Ausführung. Erhältlich zum Beispiel bei DMM oder Austrialpin.

  • 2 Normalkarabiner: Klein, leicht und vom selben Modell (für den Gardaknoten) – zum Beispiel von Petzl.

  • 1 lange Bandschlinge: Bewährt haben sich 120 cm lange und circa 1 cm breite Dyneema- bzw. Mischgewebe-Schlingen, wie sie etwa von Petzl oder BlueIce angeboten werden.

  • 3 Reepschnüre: Die Länge sollte um die 3 m/3 m/1 m betragen, wobei sich Schnüre mit Dyneema-Kern durchgesetzt haben – ideal vorkonfektioniert in verschiedenen Farben & Längen von Austrialpin.

  • 1 Eisschraube: Eine circa 21 cm lange und leichte, aber moderne (Kurbel)-Eisschraube inklusive Schutzhülle – wie etwa von Petzl oder Black Diamond angeboten wird.

  • 1 leichte Seilklemme: Die ist für Puristen & Könnerinnen zwar nicht wirklich notwendig, aber im Zweifel einfach fein. Erhältlich zum Beispiel bei Petzl.

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Das alles hat locker in einem Fellsack Platz und wiegt nur rund ein Kilogramm.

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Foto: Mike Niederhauser

Das Seil

Für reine Gletscherbegehungen reicht ein Strang eines Halbseils aus. Von Expertinnen (!) können auch statische Dyneema-Leinen eingesetzt werden. Am universellsten und problemlosesten – und deshalb eine klare Empfehlung – ist ein hervorragend imprägniertes 50 m langes Einfachseil: Dieses kann nicht nur am Gletscher für eine Spaltenbergung benutzt werden, sondern auch als Einzelstrang problemlos an Felsgraten und im kombinierten Gelände verwendet werden – mit der gewohnten Seil- und Sicherungstechnik!

Bewährt haben sich hier Seile mit circa 9 mm Durchmesser, die alle drei Seilnormen (Einfach-, Halb- & Zwillingsseil) erfüllen.

Hinweis: Die vorgestellte seiltechnische Ausrüstung ist die Mindestausrüstung für jedes Mitglied einer Gletscher-/Skihochtour-Seilschaft. Damit kann ein fortgeschrittener Anwender alle notwendigen Seil- und Rettungstechniken durchführen. Gerade Einsteiger oder alle, bei denen der letzte Kurs bzw. das letzte Training etwas zurückliegen, sind mit zusätzlichen Seilklemmen, Karabinern usw. zweifelsohne entspannter und mit mehr Reserve unterwegs – was allerdings auf Kosten des Gewichts geht.

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Foto: Mike Niederhauser
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Pickel und Steigeisen

Ein vollwertiges Stahlsteigeisen ist nicht auf jeder Skihochtour nötig, in letzter Zeit sind optimale Modelle zum Skibergsteigen mit einem robusten Stahlvorderteil und einem leichten Aluhinterteil am Markt erhältlich. Wichtig ist, dass die Steigeisenbindung auch auf den Skischuh passt – unbedingt schon zu Hause anpassen!

Ebenso muss nicht auf jeder Skihochtour ein Pickel dabei sein, andererseits kann dieser aber auch auf unvergletscherten Frühjahrstouren Sinn machen. Ein Kompromiss ist hier eine Kombination aus Schaufelstiel und Pickel. Im Zweifel sollte aber natürlich auf einen ordentlichen Skitourenpickel zurückgegriffen werden.

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Foto: Mike Niederhauser

Skitouren-Standardausrüstung

Selbstverständlich muss auch die klassische Skitourenausrüstung mit auf die Hochtour genommen werden. Weil man auf Skihochtour oft höher und exponierter unterwegs ist als auf klassischen Skitouren, empfiehlt sich ein entsprechender Wetter-/Kälteschutz sowie eine gut ausgestattete Notfallausrüstung – falls es länger dauern sollte, bis Helikopter oder Bergrettung eintreffen. Zur klassischen Skitourenausrüstung gehören:

  • Schaufel und Sonde: Natürlich wird auch das LVS-Gerät mitgenommen – dieses wird allerdings unbedingt am Körper, nicht im Rucksack getragen.

  • Erste-Hilfe-Set, Biwaksack, Stirnlampe und Mobiltelefon: Nicht alle Gruppenmitglieder müssen damit ausgestattet sein, allerdings sollte sichergestellt werden, dass entsprechend der Gruppengröße ausreichend Material vorhanden ist. Wer auch außerhalb der GSM-Netzabdeckung dazu in der Lage sein möchte, einen Notruf abzusetzen, dem sei ein Satelliten-Telefon empfohlen.

  • Harscheisen und Reparatur-Set: Auch wenn manche vermeintlichen Profis meinen, in harten, steilen Firnhängen auf Harscheisen verzichten zu können, sind sie auf steileren Anstiegen Standard und ein Sicherheitsgewinn für alle. Im Hinblick auf das Reparatur-Set gilt: In einfacher Ausführung sollte es für die gesamte Gruppe ausreichen.

  • Bekleidung: Unterwäsche, Softshelljacke und Tourenhose befinden sich ja bereits am Körper, sodass einzig eine Wechselbekleidung für Rast, Abfahrt und/oder Notfall einzupacken bleibt. Idealerweise befinden sich darum im Rucksack: eine wasser- und winddichte Primaloft-/Daunenjacke, ein Paar warme Handschuhe und eine Sturmmütze. Starke Schwitzer und schnelle Frierer wissen selbst am besten, was sie zusätzlich für ihre Bedürfnisse einzupacken haben.

  • Rucksack: Ein 40-Liter-Rucksack (ohne viele Bänder, Taschen und anderem Zeugs) mit einem geeigneten einfachen Rücken, einem effizienten Hüftgurt sowie einer guten Skibefestigung ist ideal. Den Rucksackinhalt teilt man am besten in kleine wasserdichte Beutel oder Fellsäcke auf, damit alles rasch griffbereit und geschützt ist.

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Was fehlt noch?

Proviant natürlich! 1 Liter Flüssigkeit sollte auf jeden Fall mitgeführt werden – ebenso wie mindestens 2 Energieriegel. Bei Durchquerungen mit Hüttenübernachtungen kommen zum Gepäck noch folgende Dinge hinzu:

  • Hüttenschlafsack

  • Zahnbürste und -pasta

  • Ohropax

  • Ladegerät und Akkupack

  • Wechselwäsche

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