16.800 Touren,  1.600 Hütten  und täglich Neues aus den Bergen
Foto: Sandra Schrönghammer, Nationalpark Bayerischer Wald
Wildnis zum Krafttanken

Nationalpark Bayerischer Wald feiert 50. Geburtstag

27. Januar 2020
2 Min. Lesezeit
von Christina Schwann

Die Farbe Grün in all ihren Schattierungen, dichtes Blattwerk, umgestürzte Bäume, Moose, Flechten und Pilze – der Nationalpark Bayerischer Wald beherbergt den letzten großen Urwald in Mitteleuropa, ist Rückzugsort vieler seltener Tier- und Pflanzenarten, Forschungslabor und Trinkwasserreservoir. Im Jahr 2020 feiert er sein 50-jähriges Bestehen. 

Im Jahr 1970 wurden im Gebiet zwischen Rachel und Lusen im Landkreis Freyung-Grafenau 13.000 Hektar unter Schutz gestellt und damit der erste Deutsche Nationalpark eröffnet. Mittlerweile kamen weitere Gebiete dazu und heute umfasst der Nationalpark Bayerischer Wald in Niederbayern 24.250 Hektar Fläche. Zusammen mit dem Nationalpark Šumava, der auf Tschechischer Seite direkt anschließt, ist das größte zusammenhängende Waldschutzgebiet in ganz Mitteleuropa entstanden. 

Der Rachelsee im Herbst
Foto: Gregor Wolf, Nationalpark Bayerischer Wald
Der Rachelsee im Herbst
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„Natur Natur sein lassen“

Im Nationalpark Bayerischer Wald darf Natur Natur sein. 98 Prozent der Fläche sind Wälder, vereinzelt trifft man auf offene Hochmoore, so genannte „Filze“, und ehemalige Bergweiden, die man „Schachten“ nennt. Die Philosophie gibt vor, dass sich der Mensch nicht in natürliche Prozesse einmischt, nicht einmal bei großen Windwurfereignissen oder Borkenkäferbefall. Und tatsächlich konnten die Forscher in den letzten 50 Jahren feststellen, dass sich die Natur auch nach auf den ersten Blick katastrophal erscheinenden Ereignissen erholt – und das artenreicher als je zuvor. Seltene Tierarten wie der Luchs, Auerhahn oder Habichtskauz sind zurückgekommen und bei den Käferaren, die sich im Totholz tummeln, konnten sogar sehr seltenen Arten und richtige Relikte im Nationalpark nachgewiesen werden. 

Natur, die sich entwickeln darf

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Grenzenlose Waldwildnis 

In der „Naturzone“ des Nationalparks, wo also tatsächlich keine Nutzung und kein Eingriff durch den Menschen erfolgt, haben wir Menschen, Forscher und Gäste, die einmalige Möglichkeit zu beobachten, wie sich die Natur regeneriert und aus dem einstigen Wirtschaftswald nach und nach eine richtige Waldwildnis entsteht. Ziel des Nationalparks ist es, bis 2027 den Anteil der Naturzone von aktuell 72,3 % auf 75 % zu heben und nachfolgenden Generationen einen echten Urwald zu überlassen. 

Wildnis entsteht von alleine

Der Mensch als Besucher

Das System aller Nationalparke ist auf vier Säulen gebaut: 

  • Naturschutz

  • Bildung- und Öffentlichkeitsarbeit

  • Forschung und Erholung

  • Tourismus

Keinesfalls soll der Mensch ausgeschlossen werden, ganz im Gegenteil! die Natur soll den Menschen nähergebracht werden, man soll sie spüren, riechen und ertasten können. Im Nationalpark Bayerischer Wald gibt es gleich mehrere Besucher- und Bildungseinrichtungen. Dazu gehören die beiden Nationalparkzentren Lusen und Falkenstein. Im Lusen ist der Besuch des sensationellen Baumwipfelpfades ein ganz besonderes Erlebnis und in Falkenstein kann man Bäre, Wölfe, Luchse und Wildschweine im Tier-Freigelände beobachten. 

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Wildnis als Kraftplatz

Eine intakte, dynamische Natur strahlt eine unglaubliche Energie und Kraft aus und es gibt kaum einen Ort, der uns Menschen mehr erdet. Die hohe Luftfeuchtigkeit im Wald gepaart mit dem Duft nach Erde, Moos und Holz tut der Lunge gut. Die Farbe Grün in alle ihren Schattierungen, die Sonnenstrahlen, die durch die Wipfel auf den Waldboden dringen, der Gesang der Vögel und der weiche Waldboden, lassen uns den Alltag vergessen, erfüllen uns mit Energie und Lebensfreude. 

Zahlreiche Wander- und Radwege führen durch das dichte Grün des Nationalparks, hinauf auf die Höhen mit wunderschönen Aussichtspunkten und leiten auf Holzstegen über die Moore mit ihrer einzigartigen Flora und Fauna. 

Wer noch intensiver in die Wildnis eintauchen möchte, der sollte das umfangreiche Führungs- und Veranstaltungsprogramm des Nationalparks nutzen. Spannende Exkursionen zu Fuß, mit dem Rad oder im Winter auf Schneeschuhen garantieren nicht nur ein ultimatives Naturerlebnis, sondern vermitteln auch unglaublich viel Wissen rund um die Tier- und Pflanzenwelt und die Zusammenhänge in der Natur. 

Im Winter bietet der Nationalpark geführte Touren auf Schneeschuhen an.
Foto: Gert Krakauer/Nationalpark Bayerischer Wald
Im Winter bietet der Nationalpark geführte Touren auf Schneeschuhen an.

Wir gratulieren Deutschlands erstem und damit ältesten Nationalpark auf jeden Fall sehr herzlich zum Geburtstag und wünschen den Tieren und Pflanzen auch weiterhin ein ungestörtes Wuchern, Wachsen und Vermehren. Es ist schön, dass wir zwischen all den Städten, Straßen und landwirtschaftlich genutzten Flächen noch ein Stück Wildnis haben, das wir jederzeit besuchen dürfen und wo wir Kraft tanken können.

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