Bergsage
Das Zuger Alpli
Wer auf das Zuger Alpli (Rossberg) wandert, dem kann es passieren, dass er sich nach drei Stunden wieder am Ausgangspunkt anstatt am Ziel wiederfindet. Eine alte Sage erzählt, wie es zu diesem Spuk kam.

- Gebirge: Schwyzer Alpen
- Ort: Zug, Zuger Alpli, Ägerisee, Rossberg
Vor alten Zeiten befanden sich die Ägerer in großer Geldnot und baten die wohlhabenden Zuger um ein Darlehen. Nach vielem Wenn und Aber kam schließlich ein Vertrag zustande. Die geborgte Summe musste aber an einem genau bestimmten Tag zurückbezahlt werden – zum Martinitag des fünften Jahres. Als Pfand überließen die Leute von Ägeri den Zugern ein Stück Land am Rossberg – das heutige Alpli.
Dank guter Ernten hatten die Ägerer am vereinbarten Tag die nötigen Taler beisammen. Ein Ausschuss von drei Bürgern wurde entsandt, das Geld nach Zug zu tragen. Die Männer in Amtstracht machten sich um Mittag auf den Weg, um noch vor der Abendstunde in der Stadt einzutreffen, denn beim Klang der Betglocke schloss sie ihre Tore.
Die Zuger Ratsherren aber waren weniger auf Geld als auf Land aus. Sie ersannen eine List und eilten den Männern von Ägeri entgegen. Bei Allenwinden luden sie die Schuldner in einer Wirtsstube zu einem frischen Trunk ein. Die Ratsherren zeigten sich sehr freigebig und ließen Weinflasche um Weinflasche aufspazieren. Bald hörte man aus der Wirtsstube fröhliches Lachen und hellen Becherklang. Die Zeit verging wie im Flug und schon brach der Abend heran. Erschrocken und schon mit schwerer Zunge rief einer der Männer von Ägeri: „Wir müssen schleunigst aufbrechen – vor Betglockenzeit müssen wir ja dem Stadtrat das Geld aushändigen, sonst verlieren wir das Alpli an die Stadt!“ „Das hat noch Zeit genug“, beschwichtigte ein Stadtherr, doch die Ägerer trauten der Sache nicht mehr so recht. Sie machten sich auf und sahen bald die Stadttürme im goldenen Licht der Abendsonne aufleuchten.

0 Kommentare