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Hüttenportrait

Goiserer Hütte: Kleine Bühne mit Ausblick

• 8. November 2017
4 Min. Lesezeit
von Markus Honsig

Die Goiserer Hütte im oberösterreichischen Salzkammergut ist ein ideales Ziel, um mit Skiern an den Beinen oder der Rodel an der Hand den Winter zu begrüßen.

Goiserer Hütte
Foto: Robert Maybach
Gute Größe, tolle Lage: die Goiserer Hütte
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Text: Markus Honsig, Fotos: Robert Maybach

Jede Hütte macht ihr eigenes Theater. Es gibt Hütten wie die prachtvolle Berliner Hütte im Tiroler Zillertal, die große Oper spielt, ein Traum in Stein und noch mehr Zirbe mit 185 Schlafplätzen. Es gibt Hütten wie die schon fast kitschige Mödlinger Hütte im steirischen Gesäuse, ein leichtes Stück, schnell in einer halben Stunde erreichbar und von Helga Traxler wunderbar bekocht. Es gibt Hütten wie die einfache Rojacher Hütte am Salzburger Sonnblick, vergleichsweise ernstes Fach, drei Stunden Aufstieg Minimum, ausgesetzte Lage, gerade einmal zehn Schlafplätze und keine Zimmer. Etwas für echte Männer und Frauen.

Und dann gibt es Hütten wie die Goiserer Hütte im oberösterreichischen Salzkammergut: feines Kammerspiel, wie wir es besonders gerne mögen. Anspruchsvolle Unterhaltung, unprätentiös und entspannt vorgetragen – ein Stück wie wir, könnte man sagen. Und weil das Haus auch im Winter bespielt wird – ab 21. Dezember –, ist es das ideale Ziel, um sich mit Skiern, mit Rodel oder mit Schneeschuhen auf den Weg zu machen. Der Aufstieg – zweieinhalb idyllische Stunden von Gosau – wird vom Hüttenwirt perfekt präpariert, gespurt und gepflegt.

Goiserer Hütte
Foto: Robert Maybach
Abfahrt von der Goiserer Hütte ins Wintermärchen

Und damit sind wir schon beim Hauptdarsteller der Bühne auf 1.592 Metern, bei Christian Spitzer, der hier seit 2013, seit dem großen Umbau, Chef ist. „Ich hätte schon die alte Hütte auch genommen“, sagt er, „aber als Wirt eine neue Hütte übernehmen zu können, das ist wie ein Sechser im Lotto.“

Beliebt auf Bergwelten

Es war nicht zum ersten Mal, dass Christian großes Glück hatte. Beginnt er abends aus seinem Leben zu erzählen, könnte man meinen, Bruce Willis in seiner Rolle als John McClane in „Stirb langsam“ gegenüberzusitzen. Dreimal ist er schon fast gestorben und nur knapp mit  dem Leben davon gekommen: Einmal auf der Materialseilbahn, die beinahe abgestürzt ist. Einmal bei einer Skitour, als er unglücklich eingefädelt hat. Und einmal, als er irrtümlich von einem Goiserer Armbrustschützen getroffen wurde. Keine Sorge: Der Wirt ist wohlauf, völlig unversehrt und gut gelaunt.

Das größte Glück hatte er aber, als er Silvia Reiter kennenlernte. Wer eigentlich wen angesprochen hat, lässt sich nicht mehr eindeutig rekonstruieren: „Ich werde ihm erzählt haben, dass ich gelernte Konditorin bin“, sagt die Königin der Malakofftorte. „Ich hab sie gefragt, ob sie aushelfen kann“, sagt der Wirt. Jedenfalls haben sie zusammengefunden, auch weil Silvia immer schon davon träumte, auf einer Hütte zu arbeiten. „Zuerst hab ich mich in die Hütte verliebt, dann in den Hüttenwirt.“ Das war im Sommer 2014. Seither haben sie gemeinsam einige Sonnenauf- und -untergänge erlebt – „jene Momente, die uns gehören, allein dafür lohnt es sich da heroben“.

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Ein Jahr davor wurde die Hütte komplett erneuert. Was Günther Putz, Obmann der Alpenvereinssektion Bad Goisern, besonders freut: „Die Hütte ist jetzt winterfest, sie ist ordentlich ausgestattet, den ursprünglichen Charakter konnten wir aber trotzdem erhalten.“ Und Günther Putz muss es wissen, er geht seit 55 Jahren regelmäßig auf die Goiserer Hütte.

Draußen ist Hüttenwirt Christian Spitzer unterwegs, um Goiserer Obstler zu servieren

Eine schwere Geburt

Die Errichtung der Hütte war eine durchaus schwere Geburt. Erste Ideen tauchten in der damals noch jungen Alpenvereinssektion Bad Goisern schon 1903 auf. Erst gab es Unstimmigkeiten über den Standort, danach komplexe Tauschgeschäfte von Grundstücken und am Ende Widerstände der Almbauern, die um ihre Weiden fürchteten und die sofortige Einstellung des Bauvorhabens forderten. Schließlich berichten die historischen Aufzeichnungen aber darüber, dass am 21. Mai 1933 die zwei Köchinnen Laserer und Schattauer am neuen Küchenherd der Goiserer Hütte 5 Kilogramm Gulasch für 30 freiwillige Helfer zubereitet haben.

Mehr als 80 Jahre später steht Gulaschsuppe auf der Tafel vor der Hütte. Und das Schweinsbratl mit Knödel und Kraut, das man keinesfalls versäumen darf. Sofern man sich nicht doch von den extravagant guten Strudeln locken lässt, die hier in allen Varianten zubereitet werden, gekocht als Schnittlauchstrudel, gebacken als Erdäpfelstrudel oder als Fleischstrudel für die Suppe, wie man ihn heute kaum mehr bekommt. „Die Arbeit darf einem eben nicht zu blöd sein“, sagt Silvia, während sie den Teig so lange in die Länge und Breite zieht, bis er hauchdünn ist und gerade nicht reißt.

Die 2013 umgebaute Hütte bietet in der gemütlichen Stube Platz für rund 40 Gäste

„Wenn die Goiserer und Gosauer kommen, dann macht man was richtig“, weiß der Hüttenwirt. Und der Blick vor die Hütte zeigt, dass er offensichtlich ziemlich viel richtig macht, weil an diesem Tag fast ausschließlich Stammgäste aus dem Tal in der Sonne sitzen. In der Nacht hat es frisch geschneit, es wird die besonders beliebte Vorstellung „Winterwunderland“ aufgeführt mit Blick tief ins Tennengebirge, zum Gamsfeld und bis zum Großglockner.

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„Lässig ist, dass die Tour herauf nicht lawinengefährdet ist und dass man sie bei jedem Wetter gehen kann“, sagen David Laimer und Mike Heschl aus Bad Goisern, die zu den Stammgästen hier heroben gehören. Wie auch Andrea Hauer und Irene Reiser-Berger, im Sommer und im Winter. Aber besser ist der Winter, weil Skitouren das schönere Gehen sind. „Der Schnee macht alles freundlicher, die Bewegungen werden noch monotoner“, sagt Irene, während sie sich ihre Ski anschnallt. „Und zum Glück muss man nicht hinuntergehen.“

Am Ende des Tages sollte man noch einmal den Kopf bei der Türe hinaushalten: Auch der Nachthimmel über der Hütte bietet ein grandioses Schauspiel mit tausendundein Sternen, im Tal sieht man die Lichter von Bad Goisern – nicht ganz so zahlreich.

Der Vorhang fällt. Große Vorstellung, großer Applaus.

Goiserer Hütte
Foto: Robert Maybach
Der Himmel über der Goiserer Hütte in Oberösterreich: Auch die Abendvorstellung bietet spektakuläre Aufführungen

Die Goiserer Hütte im Detail

  • Höhe: 1.592 m
  • Pächter: Christian Spitzer
  • Schlafplätze: 30 Schlafplätze in 4 Lagern.
  • Geöffnet: 15.Mai bis 31. Oktober und 21. Dezember bis 28. Februar durchgehend. 1. März bis 31. März, Freitag bis Sonntag.
  • Preise: Übernachtung inklusive Frühstück: EUR 31,50, für AV-Mitglieder und Naturfreunde EUR 23,50.
  • Kontakt: www.goisererhuette.at, Tel.: +43/664/75 02 30 17

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