Bergberuf: Wie wird man Hüttenwirt/in?
Als Hüttenwirt/in muss man wesentlich mehr leisten als ein bisschen Schmäh führen, kochen und wandern. Hier erfahrt ihr, welche Tätigkeiten der Beruf umfasst und wie man Hüttenwirt/in werden kann.
Inhalt
1. Was ist ein Hüttenwirt?
Als Hüttenwirt/in bezeichnet man in Österreich, Deutschland und Südtirol eine Person, die eine alpine Schutzhütte vom Eigentümer pachtet und betreibt. Als Eigentümer der Hütte fungieren zumeist die alpinen Vereine, zum Beispiel der Österreichische Alpenverein (ÖAV), der Deutsche Alpenverein (DAV) oder der Alpenverein Südtirol (AVS), aber auch Gemeinden können eine Hütte besitzen. In der Schweiz spricht man von Hüttenwarten/innen. Diese sind – anders als auf den restlichen Alpenhütten – oft keine Pächter, sondern Angestellte.
2. Wo arbeitet ein Hüttenwirt?
Auf Hütten – wo sonst? Ganz so einfach ist es aber nicht, denn Hütte ist nicht gleich Hütte. Das gilt sowohl für die Anforderungen als auch für die Gäste – es besteht ein großer Unterschied zwischen Ski-, Alm und Schutzhütte. Zu manchen Hütten kann man direkt mit dem Auto über eine Straße zufahren, andere können nur zu Fuß erreicht werden und werden mit einer Materialseilbahn oder sogar einem Helikopter versorgt. Manche Hütten öffnen nur für die Sommersaison ihre Pforten, andere haben wiederum das ganze Jahr über geöffnet. Je abgeschiedener eine Hütte liegt, desto mehr Fähigkeiten sollte der Hüttenwirt/die Hüttenwirtin mitbringen, da er/sie vieles selbst organisieren oder reparieren muss. Hüttenwirte arbeiten also sowohl auf der Ausflugsalm mit Streichelzoo direkt neben einem großen Parkplatz als auch auf dem wetterexponierten Adlernest oberhalb des Gletschers auf knapp 4.000 m.
Daraus können sich dann je nach Land auch verschiedene rechtliche Auflagen beziehungsweise Voraussetzungen ergeben, die der Hüttenwirt mitbringen muss. So ist in Österreich eine entsprechende gastgewerbliche Konzession nur erforderlich, wenn die Hütte über eine öffentliche Straße erreichbar ist, ansonsten reicht ein quasi für jeden und jede erhältliches freies Gewerbe aus.
3. Was macht ein Hüttenwirt?
Ein allgemeingültiges Anforderungsprofil gibt es nicht, die Arbeit auf jeder Hütte ist anders. Grundsätzlich kann man sagen, dass ein Hüttenwirt/eine Hüttenwirtin das „Mädchen für alles“ ist und vielfältige Aufgaben übernehmen muss. Das reicht vom Bewirten und Bekochen der Gäste über das Reparieren und Instandhalten der Hütte und Ausstattung bis hin zur gesamten Organisation der Versorgung und Finanzierung. Ein Hüttenwirt/eine Hüttenwirtin ist aber auch zu einem gewissen Teil für die Sicherheit der Mannschaft und Gäste verantwortlich. Um den Gästen passende Empfehlungen zu Touren machen zu können, muss man etwa über die aktuellen Wetterverhältnisse oder die Lawinenlage Bescheid wissen. Folgende Eigenschaften können von Hüttenwirten/Hüttenwirtinnen gefordert sein:
Erfahrung im Hotel- oder Gastgewerbe, möglicherweise auch in der Küche
Selbständige Führung eines Gewerbebetriebs inklusive Kenntnissen in Betriebswirtschaftslehre, rechtlichen Grundlagen, aber auch im Marketing oder der Öffentlichkeitsarbeit
Gastfreundschaft und Kundenorientierung
Technische und handwerkliche Fähigkeiten
Kenntnisse der Ersten Hilfe und des Brandschutzes
Alpinistische Erfahrung
gute Organisationsfähigkeiten und starke Nerven
4. Wie wird man Hüttenwirt?
Ist man nicht zufällig Hüttenbesitzer oder stammt aus einer Hüttenfamilien-Dynastie und „übernimmt“ die Bewirtschaftung, dann meldet man sich auf eine Ausschreibung – zum Beispiel von den Sektionen der alpinen Vereine – oder schreibt eine Initiativbewerbung an den jeweiligen Hauptverein. Hütten, die aktuell neue Pächter suchen, findet ihr hier.
Es gibt weder eine vorgeschriebene Ausbildung noch eine Lehre zum Hüttenwirt. Es werden aber unter anderem von den alpinen Vereinen entsprechende Fortbildungen, teilweise auch länderübergreifend, angeboten: von der Öffentlichkeitsarbeit über Betriebswirtschaft bis hin zur Umwelttechnik.