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Viertausender

Bergportrait: Mont Blanc (4.810 m)

• 18. Januar 2023
3 Min. Lesezeit
von Katrin Rath

Ob der Mont Blanc der höchste Berg Europas ist, darüber scheiden sich die Geister. Als höchster Gipfel der Alpen ist er aber unumstritten. Wir stellen euch den Viertausender genauer vor.

Mont Blanc von Lac Blanc
Foto: Adobe Stock / ivan kmit
Der Mont Blanc (4.810 m) vom Lac Blanc hoch über Chamonix aus gesehen
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Höhe und Lage

Mit seinen 4.810 Höhenmetern ist der Mont Blanc der höchste Berg der Alpen und der Europäischen Union. Manche meinen auch, er sei der höchste Gipfel Europas, je nachdem wo man die – nicht genau definierte – innereurasische Grenze zieht. Betrachtet man die Wasserscheide des Hauptkamms des Kaukasus als Grenze zwischen Europa und Asien, liegt der Elbrus (5.642 m) in Europa und ist somit die höchste Erhebung. Wird hingegen die Manytschniederung als Grenze angesehen, wäre der Mont Blanc der höchste Berg Europas und der Elbrus läge in Asien. Heute wird in Bergsportkreisen zumeist der Elbrus als höchster Berg Europas angesehen.

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  • Da der Mont Blanc an der französisch-italienischen Grenze liegt, hat er auch einen italienischen Namen: Monte Bianco. Egal, ob auf Italienisch oder Französisch, übersetzt bedeutet das so viel wie „weißer Berg“. Im Norden befindet sich der bekannte französische Ort Chamonix, der wie Saint-Gervais-les-Bains und Les Houches im Nordwesten Ausgangspunkt für die Besteigung ist. Im Südosten liegt das italienische Courmayeur im Aostatal.

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    Dôme du Goûter
    Foto: Adobe Stock / Julien Rousset
    Unterwegs auf dem Normalweg: Blick vom Dôme du Goûter auf den Col du Dôme

    Der Mont Blanc ist Namensgeber der Mont-Blanc-Gruppe in den Westalpen, die einerseits zu den Grajischen und andererseits zu den Savojer Alpen gezählt wird. Ein weiterer strittiger Punkt ist der Grenzverlauf zwischen Italien und Frankreich: Aus französischer Sicht liegt der Gipfel des Mont Blanc zur Gänze auf französischem Boden, aus italienischer Sicht verläuft die Grenze direkt über den Gipfel.

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    Und als wären die Definition des höchsten Bergs Europas und die Uneinigkeiten rund um die Lage des Bergs nicht genug, ändert sich auch die Höhe des Mont Blanc ständig. Da der Gipfel aus Eis und Firn besteht, unterliegt er über die Jahre Schwankungen von bis zu 1,5 Metern. Der höchste Felspunkt wurde 2004 festgemacht und liegt auf 4.792 m. Der eigentliche Gipfel liegt allerdings nicht direkt darüber, sondern etwas westlich davon, wo die Firnkappe dicker ist. Auch dieser Punkt kann sich verschieben, so ist er zwischen 2007 und 2009 rund 26 Meter nach Westen gewandert.

    Geschichte

    Der Mont Blanc wurde bereits Ende des 16. und Anfang des 17. Jahrhunderts in Schriften und Karten erwähnt. Damals wurde er noch als „Montagne Maudit“ bezeichnet, was so viel bedeutet wie „verfluchter Berg“. Der Name ging später auf einen Nachbarberg, den Mont Maudit, über.

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  • Als der Berg 1741 dank der Erkundungen von Richard Pococke und William Windham an Bekanntheit in Europa gewann, galt er im Volksglauben noch immer als verfluchter Berg, weshalb keine Besteigungsversuche unternommen wurden. 19 Jahre später kam der Genfer Naturforscher Horace Bénédict de Saussure nach Chamonix und sprach eine Belohnung für die Erstbesteiger des Mont Blanc aus. Zahlreiche Versuche scheiterten, bis sich im Juni 1786 zwei Gruppen auf den Weg machten – eine von Chamonix aus und eine von Saint-Gervais aus. Auf dem Col du Dôme, dem Sattel zwischen Mont Blanc und Dôme du Goûter, trafen die Gruppen dann zusammen und der Kristallsucher und Gamsjäger Jaques Balmat schloss sich ungefragt der Gruppe aus Chamonix an.

    Jacques Balmat
    Foto: Gemeinfrei
    Der Kristallsucher, Gämsenjäger und Bergsteiger Jacques Balmat
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    Auf der Suche nach einem weiteren Weg über den Bossesgrat verlor er die Gruppe allerdings wieder und musste am Gletscher biwakieren. Eine Unternehmung, die bis zu diesem Zeitpunkt nicht für möglich gehalten wurde und den Weg für die Erstbesteigung durch Balmat und Michel-Gabriel Paccard ebnete.

    Die beiden brachen am 7. August 1786 von Chamonix aus auf und übernachteten auf rund 2.300 m Höhe, um am nächsten Tag um 4 Uhr morgens aufzubrechen und über den Gletscherbruch Jonction, die Grands Mulets, das Grand Plateau und die Nordflanke den Gipfel des Mont Blanc um 18:23 Uhr zu erreichen. Dieser Tag gilt heute als die Geburtsstunde des modernen Alpinismus.

    Die erste Frau am Gipfel war 1808 die französische Alpinistin Marie Paradis. Sie wurde allerdings weite Teile von Erstbesteiger Jaques Balmat getragen. Aus eigener Kraft schaffte es Henriette d'Angeville dann 1838 auf den Mont Blanc. Sie gilt als die erste große Alpinistin.

    Henriette d'Angeville
    Foto: Gemeinfrei
    Henriette d'Angeville 1838 in von ihr entworfener Bergkleidung

    Der Mont Blanc im Überblick

    • Höhe: 4.810 m

    • Lage: Mont-Blanc-Gruppe in den Grajischen oder Savojer Alpen

    • Erstbesteigung: 8. August 1786

    • Talorte: Chamonix, Saint-Gervais-les-Bains, Les Houche und Courmayeur

    Tourentipps

    Die Besteigung des Mont Blanc (4.810 m) ist aufgrund der Höhe und einiger technischer Passagen bereits auf einem der Normalwege im Sommer eine Herausforderung. Dazu kommt der ganzjährig hohe Andrang auf den „einfacheren“ der über möglichen 100 Gipfelrouten.

    Als Skihochtour im Frühjahr ist die Tour meist weniger überlaufen, fordert den Gipfelaspirantinnen und -aspiranten alles ab: Gut akklimatisiert, physisch fit und technisch versiert sollte man sein, um am Gipfeltag die 1.930 Hm rauf und 2.650 Hm runter zu meistern.

    Wer nicht unbedingt auf den Gipfel will, sondern den Anblick des Monte Bianco lieber aus niedrigeren Gefilden genießt, wird hier fündig:

  • Gut zu wissen

    Am 24. Juli 1875 stand ein besonderes Ehrenmitglied des British Alpine Club auf dem Mont-Blanc-Gipfel: Die Hündin Tschingel aus Grindelwald.

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