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Bergwelten Hüttenwoche am Achensee, Tag 1

Die Größte im Rofan: Auf die Hochiss

• 20. Juni 2022
4 Min. Lesezeit
von Isabelle Obergasser

Die Bergwelten-Online-Redaktion hat wieder einmal ihre sieben Sachen und ganz viel Abenteuerlust gepackt und ist am Tiroler Achensee gelandet. Es verspricht eine actionreiche Woche zu werden, mit vielen Höhenmetern, ruhigen Hüttennächten, regionalen Köstlichkeiten, Abkühlungen im türkis-blauen See und sogar etwas Wellness zwischen den Bergen. Wir starten zwar anders als geplant, aber nicht minder spektakulär: Mit einer Wanderung auf die Hochiss (2.299 m), den höchsten Gipfel im Rofangebirge.

Panorama-Blick auf dem Weg zum Gipfel, markant im Vordergrund: der Gschöllkopf (2.039 m), auch Adlerhorst genannt
Foto: Bergwelten
Panorama-Blick auf dem Weg zum Gipfel, markant im Vordergrund: der Gschöllkopf (2.039 m), auch Adlerhorst genannt

Möglichkeiten, um die erste Hitzewelle in diesem Jahr zu überstehen, gibt es viele. Eine der schönsten haben vermutlich wir uns ausgesucht: Wir haben uns auf den Weg gemacht und sind 451 Kilometer beziehungsweise 4,5 Autostunden von Wien entfernt fündig geworden. Links und rechts die Berg-Idylle von Rofan und Karwendel und mittendrin: der Achensee, unser Büro-Panorama für diese Woche. Türkis-blau erstreckt sich der größte See Tirols über fast zehn Kilometer durch die malerische Berg-Landschaft. Sowohl Freunde des kühlen Nass als auch Bergbegeisterte kommen an diesem schönen Flecken Erde voll auf ihre Kosten und finden hier eine Vielzahl an Aktivitäten.

Wir werden uns in dieser Woche in beiden Welten bewegen. In alter Bergwelten-Manier erkunden wir aber zuerst die umliegenden Gipfel – den Start macht das Rofangebirge. Die Rofanseilbahn, die Wanderer in regelmäßigen Abständen nach oben fährt, bringt uns in raschem Tempo auf 1.834 Meter Höhe. Dort wartet auch schon unsere gemütliche Unterkunft für die ersten Tage auf uns: die Erfurter Hütte. 1925 erstmals in Betrieb genommen ist die Hütte mit den vom Wetter gebräunten Schindeln Ausgangspunkt für viele Wanderungen und Klettersteige. Großer Pluspunkt außerdem: Die ausgiebige Sonnenterrasse und der freie Blick auf den Achensee. Hier bleiben wir gerne, auch wegen der Herzlichkeit von Hüttenwirt Raimund und seinem Team und der sensationellen Küche, die bis ins Tal hinab berühmt zu sein scheint.

Unsere Unterkunft für die ersten Tage: die Erfurter Hütte

Den Kaiserschmarrn heben wir uns aber für einen späteren Zeitpunkt auf, zuerst wollen wir die Umgebung erkunden. Und da gibt es reichlich zu sehen. Egal wohin man blickt: Berge in den verschiedensten Formationen und Wanderwege, die Ruhe und Idylle versprechen. Rund um die Erfurter Hütte erstreckt sich ein weites Berg-Paradies. Perfekte Ausgangslage also für unseren ersten Programmpunkt. Dieser lässt unser aller Herzen ein bisschen höherschlagen, aus Vorfreude und vielleicht auch etwas Angst: Hike & Fly vom Spieljoch über den Achensee steht am Plan. Doch leider spielt uns das Wetter nicht in die Karten. Kurz vor Start unserer Wanderung fängt es an zu regnen, die Wetterlage ist nicht stabil und unser erfahrener Tandem-Pilot Marco sagt klar: „Heute wird des nix. Mir hom zu starken Rückenwind!” Also verschieben wir den Spaß auf Dienstag, hoffen in der Zwischenzeit auf bessere Bedingungen und nehmen stattdessen den höchsten Gipfel im Rofangebirge in Angriff: Die Hochiss.

Bevor es an den Wanderbericht geht, gleich zu Beginn fünf Tipps aus der Redaktion falls ihr diese lohnende Tour machen wollt:

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  1. Das Wandergebiet rund um die Erfurter Hütte gibt viel her, die Hochiss ist als höchster Gipfel im Rofan aber ein sehr beliebtes Ziel. Nehmt daher am besten die erste Gondel der Rofanseilbahn um 8 Uhr oder quartiert euch gleich auf der heimeligen Erfurter Hütte ein. So könnt ihr früh losstarten und seid eventuell sogar die ersten am Gipfel.
  2. Unterschätzt den Weg nicht! Die Kraxelei, der doch teilweise steile Weg und der abfallende Hang auf der linken Gipfel-Seite sollte man sich selbst zutrauen können. Ein sicherer Tritt und Schwindelfreiheit machen die Tour zum echten Erlebnis.
  3. Auch Klettersteig-Liebhaber können die Hochiss mit Helm, Gurt und Klettersteig-Set erklimmen. Hier geht es zur genauen Touren-Beschreibung. Der Eisenweg auf den Gipfel gehört zum 5-Gipfel-Klettersteig, dieser kann auch als Runde begangen werden. So erklimmst du fünf Gipfel auf einmal und erlebst die Besonderheiten jeder Tour.
  4. Wer noch Luft hat und eine Tagestour daraus machen möchte, kann in der Umgebung noch mehr Berge mitnehmen. Zum Beispiel die Rofanspitze, das Spieljoch, die Seekarlspitze oder den Roßkopf.
  5. Belohnt euch nach der Tour unbedingt mit dem berühmten Kaiserschmarrn von Hüttenwirt Raimund auf der Erfurter Hütte, bevor es wieder ins Tal geht.

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Ab auf die Hochiss

Wenn man von der Erfurter Hütte startet und nach circa einer halben Stunde die Hochiss erblickt, thront das Gipfelkreuz ziemlich unscheinbar auf 2.299 Metern Höhe über dem Rest, knapp unter ihr liegen beispielsweise der Streichkopf mit 2.243 Höhenmetern oder das Spieljoch mit 2.236 Höhenmetern. Unscheinbar ist der Weg hinauf aber keineswegs. Zumindest wir fühlen uns nicht so, als würden wir gerade durch die österreichischen Berge wandern. Vielmehr ist es ein Mix aus irischen Klippen, schottischen Highlands und einer Filmkulisse, die der „Herr der Ringe”-Triologie entsprungen zu sein scheint. Was für eine Kombination! Wir kommen aus dem Staunen fast nicht mehr raus und bleiben mehr als nur einmal stehen, um die Landschaft zu betrachten. Die durchziehenden Wolken tauchen diese zusätzlich in einen Fleckerlteppich aus Sonne und Schatten, was den Kontrast noch weiter verstärkt.

Die Tour auf die Hochiss in Bildern

Fröhlich wandern wir unseres Weges, beflügelt von der frischen Luft, dem Wind, der uns ziemlich stark um die Ohren pfeift und der ursprünglichen Natur. Abwechslungsreich führt uns der gut beschilderte Weg vorbei an Geröllsenken und steilen Felswänden, das Ziel immer im Blick. Unterwegs erhaschen wir auch den einen oder anderen Blick auf scheue Bergbewohner – Murmeltiere und Gämse – und erfreuen uns am blühenden Enzian, Alpenrosen und Aurikel. Schon nach nicht mal der Hälfte des Weges sind wir uns einig: Das ist ein Alternativprogramm, das dem geplanten in nichts nachsteht.

Als wir nach gut 1 Stunde und 10 Minuten Gehzeit das Gipfelkreuz erreichen, sind wir die ersten an diesem noch jungen Tag. Natürlich dürfen ein Eintrag ins Gipfelbuch, das obligatorische Gipfelfoto und eine kurze Bergjause nicht fehlen. Beobachtet werden wir dabei von einem nicht so scheuen Bergbewohner: einer Dohle, die um uns herumflattert und immer wieder in die Lüfte steigt, um mit dem Wind zu fliegen. So macht man das also, beim Wandern, Fliegen und vielleicht auch allgemein: Wenn einem Dinge, die man nicht beeinflussen kann, Pläne durchkreuzen, ist man immer gut beraten, mit dem Fluss zu schwimmen, sich darauf einzulassen und am Ende auf das beste Ergebnis zu hoffen. Meistens wird man nicht enttäuscht. Das haben wir auf jeden Fall bekommen: Eine traumhafte Gipfeltour in guter Gesellschaft als Start für die Hüttenwoche am Achensee. Unerwartet ist dann doch oft am schönsten.

Die Tour im Detail

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Die Redaktion bedankt sich bei Tatonka für die Ausstattung und bei Achensee Tourismus für die Organisation dieser Hüttenwoche.

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