Das Niedersachsenhaus (2.471 m) sitzt, im wahrsten Sinne des Wortes, auf der Riffelscharte, direkt zwischen Gasteiner- und Raurisertal im Salzburger Teil der Goldberggruppe. Dessen exponierte Lage beschenkt Besucher mit einem grandiosen alpinen Rundumblick. Wanderer und Bergsteiger können auf der Hütte ihren Blick, willkürlich beginnend beim Sonnblick über Hocharn, Ritterkopf, Steinernes Meer, weiter zum Tennengebirge über den Dachstein bis zum Schareck, richtig schweifen lassen. Alpinisten, deren Leidenschaft auch Gipfelraten und -erkennen ist, werden ihre Freude auf der Hütte haben.
Zugestiegen wird entweder vom mondäneren Bad Gastein/Sportgastein oder vom urtümlicheren, stilleren Kolm Saigurn. Beide Zustiegsseiten haben ihre Reize und sind für erwachsene Bergliebhaber und junge, nachwachsende Bergfans attraktiv. Seit 2020 wird die Hütte von Sieglinde Rieser bewirtschaftet.
Kürzester Weg zur Hütte
Gut fahren ist manch aktivem Menschen lieber als sehr gut und schnell gegangen. Daher ist der Bergbahnen-Parkplatz in Sportgastein, der auf 1.596 m liegt, ein guter Ausgangspunkt, um den kürzesten Weg zum Niedersachsenhaus zu gehen. Der führt allerdings schon an der ersten Hürde, dem seit 1889 bestehenden und 2012 renovierten Valeriehaus, einer „urigen Wirtschaft“, vorbei.
Auf einem mäßig schwierigen Almweg geht es in westlicher Richtung bis zur Viehauseralm, von wo der Hermann-Bahlsen-Weg - benannt nach dem deutschen Backwaren-Unternehmer und Leibniz-Butterkeks-Erfinder - in die Siglitz führt, um dann zur Riffelscharte aufzusteigen. Dort wartet die Hütte bereits mit ihrem Panorama.
Gehzeit: 2:30 h
Höhenmeter: 875 m
Alternative Zustiege
Von Kolm Saigurn (1.598 m) ab Parkplatz Lenzanger erreicht man in 20 Gehminuten den Ammererhof im Talschluss des Raurisertales. Hier verläuft der mittelschwere Weg Nr. 119 vorbei an der Erlehenalm etwa eine Stunde bis zu einer Abzweigung. Dort beginnt der schwere Steig Nr. 111 zur Riffelscharte mit teilweise gesicherten Stellen kurz vor der Scharte; von Bad Gastein und dem Stubnerkogel (2.240 m, 6 h); Böckstein/Tauernschleuse (1.131 m, 4 h); von Sportgastein über Bockhartseen und Bockhartscharte (2.226 m, 3:30 h).
Leben auf der Hütte
Das Niedersachsenhaus wurde im Jahr 1926 erbaut, brannte 1984 bis auf die Grundmauern nieder. Seit ihrem Wiederaufbau wird sie nur mehr in den Sommermonaten bewirtschaftet. Auf dem Weg zur Hütte begegnet man dem Almrausch, weniger gut bekannt als Bewimperte oder Rostblättrige Alpenrose, Dukatenfaltern oder sogar Weißkopfgeiern. Auf dem Zustieg aus dem Raurisertal passiert man Goldwaschplätze. Die Goldberggruppe in der die Hütte liegt, heißt nicht umsonst so. Die Attraktivität der Hütte liegt in der Natur, die sie umgibt.
Das Niedersachsenhaus ist ein Ort zum Herunterkommen, zum Rasten, zum - neudeutsch - Chillen und Entschleunigen. Gekocht wird tagsüber für Wanderer und Bergsteiger auf der „Durchreise“. Es gibt Kasnock'n, Speck und was man für das leibliche Wohl so braucht, wenn man auf der Sonnenterrasse entrückt in die Ferne blickt. Und dabei Gipfel und neue alpine Ziele für sich entdeckt. Sich Ziele steckt. Seinen Alltag wegsteckt. Abends kredenzt die Wirtin ein leckeres Menü. Nächtiger bekommen morgens, das ist die Halbpensionsleistung, ein Frühstück dazu.
Gut zu wissen
Es gibt zwei Waschräume sowie zwei Duschen mit Warmwasser. Einen Trockenraum, Handy-Empfang, einen Selbstversorger-Raum, Bergsteigeressen und -getränk Bezahlt wird bar. Der Winterraum ist immer offen und kann bis zu sechs Personen beherbergen. Nächtigende Hunde müssen angemeldet werden.
Touren und Hütten in der Umgebung
Nächstgelegene Hütte: Rojacher Hütte (2.718 m, 3:45 h). Weitere Nachbarhütten: Duisburger Hütte (2.572 m, 4 h); Zittelhaus (3.105 m, 5 h); Hagener Hütte (2.446 m, 6 h).
Gipfeltouren: Herzog-Ernst-Spitze (2.933 m, liegt auf dem Weg zum Schareck, 2 h); Schareck (3.122 m, gesicherter Klettersteig mit Schwierigkeitsstufe II, 3 h); Großer Silberpfennig (2.600 m, 4 h); Hoher Sonnblick/Zittelhaus (3.105 m, 5 h).
Rundwanderweg: Tauerngold Runde/Gletscherlehrpfad (6 h).