Taschachhaus: „Sobald wir schließen, sind wir am Berg“
Christoph Eder und Barbara Klingseis sind seit 28 Jahren ein Paar, seit 12 Jahren verheiratet und heuer die 9. Saison auf der Hütte. Nach fünf Jahren auf der Regensburger Hütte führen sie jetzt das Taschachhaus im Pitztal. Im Interview erzählen sie, wie man 17 Stunden Arbeit pro Tag schafft und welche Tour man von der Hütte aus unbedingt gehen muss.

Viele Hüttenwirte haben einen Gastro-Hintergrund, wie ist das bei euch?
Barbara Klingseis: Ich war zuvor in der Drogenambulanz tätig, Christoph im Kriseninterventionszentrum für Kinder und Jugendliche. Aber uns war klar, dass wir das nicht bis zur Pension machen wollen. Wir sind auf eine Hütte gegangen, weil wir selbst viel unterwegs sind. Den Rest des Jahres, wenn wir nicht hier sind, gehen wir am Berg.
Das heißt, ihr habt nach einer Saison nicht die Schnauze voll vom Berg?
Barbara Klingseis: Ganz im Gegenteil. Wir fangen sofort mit dem Training an und fahren wohin, wo wir Klettern oder Bergsteigen können.
Wie sieht ein typischer Tag bei euch aus?
Christoph Eder: Wir stehen gegen Viertel nach drei auf und arbeiten dann 17 Stunden durch. Wenn wir Glück haben, geht sich am Nachmittag eine halbe Stunde Pause aus. Wir haben ein sehr großes Haus und es gibt viel zu tun. Reservierungen verbuchen, Rechnungen schreiben, Lebensmittel auf die Hütte bringen, bewirten. Und neben all dem wollen wir natürlich auch für unsere Gäste da sein.
Womit bringe ich dich aus der Fassung?
Christoph Eder: Wenn ein Bergführer mit Schuhen ins obere Stockwerk geht. Die Leute lernen ja von denen und wenn die Bergführer das so vormachen, könnte ich richtig wütend werden.
Und worüber freut ihr euch?
Barbara Klingseis: Wenn man um 4 Uhr in der Früh das Frühstück macht und der Gast sagt einfach „Danke“. Wenn so etwas nicht als selbstverständlich wahrgenommen wird.
Was hat euch überrascht, als ihr als Hüttenwirte begonnen habt?
Barbara Klingseis: Wir haben schon eine Vorstellungen davon gehabt, was auf uns zukommt. Sonst schaffst du nicht mal die erste Saison. Man hat keine Freizeit, keine Privatsphäre – du machst morgens die Augen auf und sofort will jemand etwas von dir. Das geht eigentlich den ganzen Tag so weiter, bis man die Augen wieder schließt.
Hilft euch da der psychologische Hintergrund eurer früheren Jobs?
Christoph Eder: Sagen wir so – ich verstehe manches besser. Schlafentzug ist eine Foltermethode und hier oben erlebe ich das am eigenen Körper.
Habt ihr einen freien Tag während der Saison?
Christoph Eder: Nein, das geht durch. 120 Tage lang durchschnittlich 17 bis 18 Stunden Arbeit pro Tag.
Barbara Klingseis: Wir fangen uns gegenseitig ab – es ist unvorstellbar, das alleine zu schaffen. Wer gerade müder von uns beiden ist, darf schlafen gehen.
Christoph Eder: Schlafen ist das Hauptthema und der größte Mangel hier oben. Manchmal komme ich mir vor wie ein räudiger Hund, der sich am liebsten unter irgendeinen Tisch hinkauert, um 10 Minuten zu schlafen.
Warum macht ihr das alles?
Christoph Eder: Weil der Rest des Jahres uns gehört. Das Wichtigste ist für mich, Zeit zu haben. Zeit für uns und zum Bergsteigen.

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Na dann – was sind die Top Fünf Aufstiege vom Taschachhaus aus?
Wildspitze Normalweg, Brochkogel Nordwand, Wildspitz Nordwand, Petersen Nordwand und die Sexergertenspitze.
Und was macht man bei Schlechtwetter?
Christoph Eder: In die Kletterhalle gehen und klettern. Wir haben eine in der Hütte.
Hier sind die Top-Touren im Umkreis vom Taschachhaus, empfohlen von Hüttenwirt Christoph Eder:
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