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Hüttenwirt-Interview

Karwendelhaus: Ende im Karwendel

• 10. Oktober 2016
3 Min. Lesezeit
von Sissi Pärsch

Karwendelhaus-Wirt Andy Ruech über einen katastrophalen Start, Drohnenflüge zur Bergsicherheit, Linsen-Tests und die sauberste Hütte aller Zeiten.

Das Karwendelhaus vor einem beeindruckenden Bergpanorama
Foto: Sissi Pärsch
Das Karwendelhaus vor einem beeindruckenden Bergpanorama
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Andy Ruech ist seit 26 Jahren Herr im Karwendelhaus. Die DAV-Hütte oberhalb von Scharnitz an der Grenze zwischen Tirol und Bayern liegt spektakulär einsam inmitten des wuchtigen Karwendelgebirges. Sie liegt an zig Weitwanderwegen, auf legendären Bike-Routen und perfekt als Stützpunkt für Touren und Klettereien. Jetzt geht das Haus in Winterpause. Wir haben mit Andy über die vergangene Saison gesprochen – und ungewöhnliches erfahren.

Bergwelten: Andy, wie war Euer Sommer 2016?

Andy: Der Auftakt war katastrophal. Ernsthaft. Der Juni wird in die Geschichte eingehen als der miserabelste Juni aller Zeiten. Das Wetter war wirklich, wirklich schlecht. Es gab Tage, da hatten wir keinen einzigen Gast.

Was macht man da? Däumchen drehen?

Nein, Knödeln drehen. Es gibt schon ausreichend zu tun. Putzen zum Beispiel. Wir hatten die sauberste Hütte überhaupt. Aber natürlich sehnst du dich nach den Leuten. Dafür machen wir das ja. Für die Gäste. Wir sind soziale Menschen und haben gerne Leute um uns. Aber es gab noch mehr Katastrophen...

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Was denn noch?

Zum Auftakt machte ich meinen Kontrollgang und stellte fest, dass unser E-Werk nicht will. Nix. Kein Strom. Zunächst hieß es: „Totalschaden durch Blitzschlag“. Da bleibt dir dann erst mal dein Herz stehen. Gott sei Dank haben wir dann einen neuen Generator bekommen, der bald lief. Und unser Mauerwerk mussten wir wegen Frostschaden erneuern.

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Hüttenwirt Andy Ruech
Foto: Sissi Pärsch
Hüttenwirt Andy Ruech

Klingt nach einem schlechten Sommer!

Nein, es war ja dann noch super ab Mitte Juli bis Ende September. Tolle Gäste, Traumtage, viel Spaß und wenig Bergrettungsfälle.

Das ist sicherlich bei Euch auch ein wichtiges Thema. Das Karwendelgebirge ist alpines Gelände und bekannt für seine Wetterumschwünge.

Ja, die Sicherheit ist ein sehr wichtiger Teil meines Jobs. Jeden Tag schaue ich Nachrichten, checke das Wetter und gehe dann von Tisch zu Tisch und spreche mit allen Gästen. Ich will wissen, wo sie hin gehen, was sie vorhaben und berichte über die aktuelle Wetterlage. Sehr oft lasse ich auch meine Drohne fliegen.

Du lässt was?

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Ich habe seit zwei Jahren eine Drohne, mit der ich perfekte Aufnahmen von der Bergwelt machen kann. Ich habe generell schon einen Bezug zur Fotografie und Technik, aber hier kommt noch dazu, dass die Drohne mir Top-Material in Sachen Sicherheit liefert. Ich fliege hoch in Richtung Birkkarspitze und sehe, wie der Schnee liegt und ob Stellen vereist sind. Und da manch ein Gast es mir nicht glaubt, wenn ich Warnungen ausspreche, kann ich ihm die Bilder präsentieren und schon ändert sich seine Einstellung.

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Drohnen als Sicherheitsplus am Berg. Das ist was ganz Neues. Was war sonst noch neu bei Euch diese Saison?

Naja, die Veränderungen sind nicht riesig. Wir haben ein veganes Gericht aufgenommen, das sehr gut ankommt. Unser Hüttencurry mit Linsen. Die Nachfrage war da und wir wollten darauf unbedingt eingehen. Meine Frau ist die Herrin der Küche und hat über den Winter viel ausprobiert. Ich liebe Linsen, aber am Ende des Winters konnte ich keine Linsen mehr sehen. Am Besten läuft aber immer noch unserer frischer Schweinsbraten und der Kaiserschmarrn.

Kaiserschmarrn auf dem Karwendelhaus
Foto: Sissi Pärsch
Kaiserschmarrn auf dem Karwendelhaus
  • Ändern sich die Gäste?

    Eigentlich nicht. Sie sind immer noch größtenteils super Typen. Wir haben ja viele Stammgäste und Leute aus dem Tal, die hochkommen. Die eBiker werden mehr und mehr. Wir haben schon seit Jahren eine Aufladestation. Auffällig ist wie viele Junge inzwischen auf eBikes unterwegs sind. Aber genauso Leute, die es gesundheitlich lange Zeit nicht mehr in die Berge geschafft haben. Wenn du mir vor ein paar Jahren gesagt hättest, dass mein Vater zu uns auf die Hütte hochpedaliert, ich hätte dir den Vogel gezeigt.

    Und auch mal komische Gäste?

    Kaum. Obwohl ab und an... Einer fragte mich mal, wo denn die Franz-Senn-Hütte sei. Ich sagte ihm, dass er da nicht einmal im richtigen Gebirge sei. Woraufhin er meinte: „Und ich hab mich schon gewundert, weil ich keine Schilder gesehen habe.“

    Und jetzt? Trauer zum Saisonende oder Vorfreude auf das Tal?

    Wir freuen uns total auf den Winter. Endlich Zeit mit der Familie verbringen. Zusammen etwas unternehmen und wieder andere Dinge tun. Ich komme im Winter schon auch hoch mit Skiern, um zu sehen, ob alles passt. Aber ansonsten vermissen wir das Haus nicht – bis der Frühling kommt.

    Das Karwendelhaus
    Foto: Sissi Pärsch
    Das Karwendelhaus

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