Die 5 Grundlagen für das Begehen einer Hochtour
Du möchtest dich in hohe Gefilde wagen und eine Hochtour machen? Gemeinsam mit einem Bergführer haben wir die fünf wichtigsten Punkte zusammengefasst, die es bei einer Tour im Hochgebirge zu beachten gilt.
Zudem haben wir Pascal Schumacher nach seinen Tipps gefragt – er hat im Rahmen des Salewa-Hüttenpraktikums den Besuch der höchstgelegenen Hütte der Alpen mit der bekannten „Spaghetti-Runde“ verbunden.

In diesem Artikel erwarten dich hilfreiche Infos zu den Themen:
- Bekleidung und Rucksack
- Hochalpine Ausrüstung
- Seiltechnik und Spaltenbergung
- Gute Tourenplanung
- Anreise und Hüttenreservierung
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1. Bekleidung und Rucksack
Die Bekleidung für eine Hochtour muss funktional sein und gleich mehrere Anforderungen erfüllen. So braucht es im Tal noch etwas Leichtes für den Hüttenzustieg, am Gipfel kann es hingegen auch im Sommer schon mal winterlich zugehen und man muss sich gegen Wind und Kälte schützen.
- Somit dürfen Fäustlinge, eine Kappe und auch eine gute Isolationsschicht (im besten Fall mit geringem Packmaß) im Rucksack nicht fehlen.
- Die Risiken von Schäden durch die erhöhte UV-Strahlung (Schneeblindheit, Sonnenbrand), Kälte (Erfrierungen), Höhe und Dehydration sind auf Hochtouren größer und können in Kombination zu kritischen Situationen führen. Also: Sonnenschutz einpacken und ausreichend trinken.
- Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Wahl der Schuhe. Auf Hochtouren sollte man auf steigeisenfeste Schuhe (die unterschiedlichen Bergschuh-Arten findet ihr hier) zurückgreifen, die wasserdicht und dennoch angenehm zu tragen sind – etwa auf langen Forstweg-Passagen in Talnähe.
- Zu guter Letzt: Die Wahl des Rucksacks. Er sollte nicht zu groß, aber dennoch geräumig sein. Der ideale Rucksack verfügt außen über Vorrichtungen für die Befestigung eines Pickels sowie Platz für Helm, Seil und Steigeisen. Trotzdem darf der Rucksack die Bewegungsfreiheit nicht einschränken, da auf Hochtouren auch mal Kletterpassagen zu absolvieren sein können.
Pascals Tipp: Was die Ausrüstung angeht, empfehle ich persönlich lieber ein, zwei Kleidungsstücke mehr als zu wenig einzupacken. Gerade über 4.000 m kann das Wetter schnell ungemütlich werden und die Temperaturen können auch im Sommer niedrig sein. Damit man trotzdem Gepäck und Gewicht einspart, sollte man lieber den Luxus zu Hause lassen und nach dem Motto „Keep it simple“ leben.

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2. Vollständige hochalpine Ausrüstung
Die notwendige seiltechnische Ausrüstung für Hochtouren besteht aus:
- Imprägniertes Seil (Richtwert: 50 m, wobei sich die Länge nach der Seilschaftsgröße richtet)
- Sitzgurt
- Eisschraube(n)
- 3 Dyneema-Reepschnüre (1,5 m, 3 m und 5 m)
- 3 Bandschlinge (1x120 cm, 2x60 cm)
- 4 Schraubkarabiner
- 1 Twist-Lock-Karabiner zum Anseilen
- 2 Schnappkarabiner
- Tiblock und Micro Traxion als Seilklemme bzw. für den Notfall

3. Seiltechnik und Spaltenbergung – Wissen und Erfahrung
Gutes Equipment allein macht noch keinen guten Bergsteiger aus. Um auf Hochtour zu gehen, muss man gut vorbereitet sein.
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Hochtouren erfordern profundes Wissen rund um Seiltechnik und das Gehen am Gletscher. Wer dies nicht beherrscht, dem ist das Begehen eines Gletschers nicht zu empfehlen bzw. sollte er sich in diesem Fall einem Bergführer anvertrauen. Routine und Erfahrung hat man bei diesem Thema übrigens nicht nach nur einem Kursbesuch – es gehört schon regelmäßiges Üben dazu, dass man im Notfall richtig reagieren kann.
Das Beherrschen der Spaltenbergung gehört zum A und O auf Hochtouren. Im Fall des Falles ist man nämlich für die Rettung und im schlimmsten aller Fälle für das Bergen und Überleben seiner Kameraden verantwortlich.
Pascals Tipp: Wer sich noch nicht ausreichend mit dem Thema Seiltechnik und Spaltenbergung auskennt, nimmt am besten an Kursen zum Thema Hochtouren, Spaltenrettung, Gehen am Seil usw. teil oder bucht einen Bergführer.

4. Gute Tourenplanung und der Plan B
„Für eine erfolgreiche Hochtour ist die Planung und Vorbereitungen die halbe Miete! Man sollte sich individuell mit dem Gelände, der Gegend und den Gefahren auseinandersetzen“, rät Pascal.
Die Planung einer Hochtour ist um vieles komplexer als die Planung einer normalen Wanderung – Hauptkriterien sind unter anderem das Wetter im Hochgebirge, die Höhe, das vergletscherte Gelände und meist auch die höheren technischen Anforderungen.
Pascals Tipp: Für den Fall, dass das Wetter nicht mitspielt, sollte man sich vorab einen Plan B oder sogar C zurechtlegen. Somit ist das gesamte Erlebnis nicht über den Haufen geworfen, wenn das primäre Ziel nicht erreichbar ist.
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5. Anreise und Reservierung der Hütte
„Zu einer guten Tourenplanung gehört auch die Hüttenreservation: Gerade in der Hauptsaison sind die Hütten stark frequentiert und daher weit im Voraus gut ausgebucht“, erzählt Pascal. Hat man sich nicht rechtzeitig um die Reservierung eines Schlafplatzes gekümmert, kann dies nicht nur zu einem langen Abstieg am Abend führen, sondern sogar zu einem Sicherheitsrisiko werden. Ebenso wichtig ist, die Reservierung wieder zu stornieren, wenn man sich für eine andere Tourenoption entschieden hat.
Der Hüttenschlafsack muss immer eingepackt werden und es schadet nicht, sich vorab über die Ausstattung der Hütte zu informieren. So ist im Hochgebirge Trinkwasser oft Mangelware – beim Aufstieg können aber noch Flaschen aufgefüllt werden. Auch über die Zahlungsmodalitäten und Preise sollte man sich rechtzeitig informieren, denn nicht auf jeder Hütte kann bargeldlos bezahlt werden. Auch der Aufstieg zur Hütte muss gut geplant sein und kann schon eine eigene Tagestour sein.
Gerade bei Überschreitungen empfiehlt es sich, die Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu gestalten, da hier Ausgang- und Endpunkt der Tour nicht zwangsläufig übereinstimmen müssen. Auf diese Weise spart man sich das zeitintensive Überstellen der Autos.

Die „Spaghetti-Runde light“
Als Einstieg in ein mehrtägiges Viertausender- bzw. Hochtouren-Erlebnis eignet sich die „Spaghetti-Runde light“ in den Walliser Alpen. Hierbei handelt es sich um technisch relativ einfache Viertausender, die jedoch – wie alle Hochtouren – Erfahrung und alpines Wissen voraussetzen. Hat man dieses noch nicht (in ausreichendem Maße), sollte man die Tour über einen Bergführer, eine Alpinschule oder bei einem der alpinen Vereine buchen.
Wer sich eine mehrtägige Überschreitung nicht zutraut, kann sich auch einen Gipfel nach dem anderen vornehmen. Hier drei Touren-Tipps: