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Bergsage

Der Rollibock vom Grossen Aletschgletscher

• 2. Oktober 2017
3 Min. Lesezeit

Die Sage vom furchterregenden Rollibock gehört zu den ältesten Erzählungen im Wallis. Muss man sich vor dem seltsamen Eisbewohner fürchten?

Sagengestalt Rollibock vom Grossen Aletschgletscher
Foto: aletscharena.ch
Sagengestalt Rollibock vom Grossen Aletschgletscher
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  • Ort: Kanton Wallis
  • Schauplätze: Grosser Aletschgletscher, Märjelensee, Eggishorn

Der Rollibock wird als großer Bock mit langen Hörnern und feurigen Augen beschrieben – zudem ist er am ganzen Leib mit Eisschollen behangen, die bei seinem stürmischen Lauf ein furchtbares Klingeln verursachen. Dabei verlässt er nur selten das ewige Eis des Grossen Aletschgletschers, in dem er wohnt – nämlich dann, wenn jemand seinen Groll auf sich zieht. Wie es dazu kam, erfahrt ihr hier:

Vor langer Zeit wollte ein wilder Jäger aus dem Fieschertal im Gebiet des Märjelensees am Grossen Aletschgletscher Kristalle sammeln. Beim Eggishorn fand er auch jede Menge davon. Er füllte seine Taschen mit den Edelsteinen und zerstörte in seiner Gier viele davon, sodass sein Weg von zerschlagenen Edelsteinen gesäumt war.

Der Märjelensee im Kanton Wallis
Foto: swiss-image.ch/Martin Maegli
Der Märjelensee im Kanton Wallis am Rande des Aletschgletschers

Gegen Abend kehrte er mit großem Hunger zum Märjelensee zurück, wo er seine Waffe und Provianttasche liegen gelassen hatte. Doch sobald er das Brot berührte, wurde es zu Stein. Fluchend ließ er es fallen, doch sobald es den Boden berührte, nahm es wieder seine ursprüngliche Gestalt an. Zornig warf der Jäger seinen Proviant weit von sich und suchte in den Fiescherhörnern ein Nachtlager auf.

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Am nächsten Morgen machte sich der Jäger auf die Jagd. Schon bald erblickte er einen prächtigen Bock und schoss ihn. Beim Ausweiden des Tieres erblickte er unweit seines Standorts eine Gams, die trauernd neben ihrem Zicklein mit gebrochenem Lauf stand. Da packte den Jäger erneut seine Jagdtrieb und er schoss erst das Muttertier und tötete danach ohne Erbarmen auch das wehrlose Zicklein.

Da bedeckten dunkle Wolken den Himmel und ein beissender Sturm fegte über die Gegend. Der Wilderer schulterte seine erlegten Trophäen und zog erneut gegen den Märjelensee, wo sich das eisige Wasser bis hinüber zum Grossen Aletschgletscher staute.

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Hier wartete ein Fährmann, ein altes Männchen mit langem grauen Bart, und forderte den Jäger auf, zu ihm ins Boot zu steigen, um ihn an das rettende Ufer des Grossen Aletschgletschers zu bringen. Der Jäger nahm das Angebot des Fährmanns dankend an. Doch der Alte fuhr nicht ans rettende Ufer, sondern steuerte geradewegs in den Gletscher hinein. Der Jäger forderte den Fährmann auf sofort umzukehren, doch der Sturm wehte so stark und es regnete nun derart in Strömen, dass der Jäger nicht einmal mehr seine eigene Stimme hörte.

Als das Boot den Gletscher erreichte, legte der Fährmann sein Ruder nieder, richtete sich auf, wuchs aus sich heraus und war plötzlich groß wie ein Riese. Er hatte die Gestalt eines Bocks mit großen Hörnern und feurigen Augen angenommen und sein ganzer Leib war statt mit Haaren und mit Eiszapfen behängt, welche ein furchtbares Klingeln verursachten. Mit tieftrauriger Miene blickte der Rollibock den Jäger an und sprach mit hallender Stimme: „Warum zerstörst du mein Reich? Was habe ich dir getan? Du kannst alles haben, was du benötigst, aber warum zerstörst du mein Gestein und tötest meine Kinder?“ Den Jäger packte die Angst und er verstummte. Zugleich schämte er sich seines Handelns. Da öffnete sich der Gletscher und das Boot versank im eisigen Wasser des Märjelensees.

Am folgenden Morgen erklangen die Sturmglocken im Tal: „Der Märjelensee ist ausgebrochen!“ Wiesen, Felder, Äcker waren überschwemmt und mit tiefem Schutt bedeckt. Der Jäger wurde seitdem nicht mehr gesehen. Nur bei stürmischem Wetter wollen Hirten am Märjelensee früher oft einen Mann bemerkt haben, in alten Gewändern, mit Waffe und Provianttasche. Er soll noch immer auf der Suche nach einem Fährmann sein, der ihn an das rettende Ufer des Gletschers bringt.

Der Rollibock selbst ist ein schrecklicher und mächtiger Geist. Nur Mutige forderten ihn heraus oder spotteten ihn. Doch dann brach er plötzlich aus und trat mit schrecklichem Getöse aus dem Grossen Aletschgletscher hervor, sodass auch der Schnellste ihm kaum entfliehen konnte. Rettung gelang nur denen, die rechtzeitig eine Kapelle oder ein gesegnetes Haus aufsuchen konnten. Wer aber vorher von ihm ergriffen wurde, den zermalmte er.

(Quelle: aletscharena.ch, leicht gekürzte Fassung)

 

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Die Sage heute: Schenkt man der Sage Glauben, kann der Rollibock ein recht unangenehmer Geselle werden, doch nur dann, wenn jemand der Natur und den darin lebenden Tieren bewusst Schaden zufügen möchte. Heute hat die Sagengestalt ihren Schrecken weitgehend verloren und ist zu einer Art Maskottchen der Aletsch Arena geworden. Es gibt einen eigenen Rollibock-Club, Rollibock-Events und bei der Rollibock-Trophy können sich die Teilnehmer im Paragleiten messen, wobei der Spaß im Vordergrund steht.

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