Hochwinterlicher Spaziergang an den Breitach-Quellwassern in den Allgäuer Alpen: Die winters über besonders imposanten, scharf eingekerbten Seitentäler des inneren Kleinwalsertals – das Wildental, das Gemsteltal und das Bärgunttal – beherbergen in der Regel ziemlich anspruchsvolle Skiaufstiege zu hohen Zielen für erfahrene Tourengeher. Gewaltige lawinenträchtige Steilgrasflanken und unnahbare Felsenwelten zwingen den Winterwanderer, der sich ja im Vergleich zum Skibergsteiger mit einem bescheideneren Aktionsradius zufrieden geben muss, auf die wenigen möglichen und verantwortbaren Routen.
Der vielleicht empfehlenswerteste leichte Winterwanderweg im hinteren Kleinwalsertal in Bayern, eigentlich eher als unterhaltsamer Spaziergang zu werten, erschließt ab dem Zusammenfluss von Bärguntbach, Derrenbach und Turabach zur Breitach beide Seiten des Bärgunttals. In polare Kälte getauchte Landschaftsbilder der betörendsten Art. Unbenommenes Hauptthema dieser einprägsamen Schwelgerei ist der Widderstein, ein Gigant unter den Walsertaler Hauptdolomitburgen und eine der prachtvollsten Felsmajestäten der Nördlichen Kalkalpen überhaupt.
Hier, in der Südwestecke des Allgäus, kommt man sich vor wie am Ende der Welt. Eine lebensfeindliche Sackgasse mit Wänden aus Schnee und Eis. Und doch trifft sich gerade in dieser fast schon beklemmenden Einöde der warm geheizten Bärgunthütte das nach Urwelten süchtige Volk aus nah und fern, um der berauschenden, unverfälschten Winternatur für zwei oder drei Stunden ganz nah zu sein. Damit es auf dem Rückweg nicht langweilig wird, hat der freundliche Hüttenwirt auch noch den kurvigen Weg auf der östlichen Talseite gewalzt. So ergibt sich eine unterhaltsame Runde für Jung und Alt.