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SUP im Fluss

Stehend über wilde Wasser

• 30. Juni 2015
4 Min. Lesezeit
von Beate Hitzler

Mit einem Stand Up Board über den spiegelglatten See paddeln – das hat schon was, kann aber fast jeder. Die neue Herausforderung auf dem SUP heißt: Flussabwärts. Was genau Wildwasser-Paddling ist, worin die Herausforderung besteht und wie es sich erlernen lässt weiß Markus Stehböck, der seit 1993 im Wildwasser unterwegs ist und die neue Outdoor-Spielart in seiner alpIN&OUTdoor–Schule unterrichtet.

Wildwasser SUP
Foto: Markus Stehböck
Wildwasser-SUP in der Entenlochklamm in den Chiemgauer Alpen
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Beate Hitzler: Ist SUPen auf Wildwasser neu oder hat der Sport Tradition?

Markus Stehböck: Die Fortbewegungsart hat eine lange Tradition. Schon die Polynesier und diverse Völker an Meeresküsten sind in kleinen Booten stehend übers Meer gepaddelt. Schließlich überblickt man so das Wasser einfach besser – zum Teil wird ja heute noch im Stehen gefischt.

Als Wildwassersport ist SUP eine relativ junge Disziplin, auch wenn es bereits Trends in diese Richtung gab, wie etwa den Wassergleitschuh Skijak. Durchs Paddeln ist SUP eher dem Kanusport zuzuordnen – im Wildwasser vereinigt es in sehr anspruchsvoller Art und Weise Surfen und Wildwasserpaddeln. Für Kajakfahrer bietet Wildwasser-SUP eine völlig neue Perspektive und schult zudem die Paddeltechnik und Taktik auf relativ leichtem Wildwasser.

Was ist denn die große Herausforderung beim SUP auf Wildwasser?

Die Anpassung an sich ständig ändernde Verhältnisse, oder anders ausgedrückt: Man muss ständig das Gleichgewicht halten. Gefragt sind damit besonders technische und koordinative Fähigkeiten und vor allem die richtige Taktik, um den Fluss sicher zu bewältigen. Wer gut Strömungen lesen und antizipieren kann, ist klar im Vorteil. Wer sich hingegen ahnungslos ins bewegte Wasser begibt, für den kann es sehr schnell gefährlich werden. Übrigens: Wer im Meer die Wellen reiten kann, weiß noch lange nicht, wie sich Fließwasser verhält und wo dort die Gefahren lauern.

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Was ist denn an der Paddeltechnik und Fortbewegung anders als beim SUPen auf ruhigem Seewasser?

Auf flachem Seewasser kann jeder Anfänger ganz einfach lospaddeln, eine Art von Paddelschlag reicht dafür. Im Fluss ist schon mehr gefragt, wie etwa der „Bogenschlag„ und „J“-Schlag. Zusätzlich sollten man alle Sicherheits-Verhaltensweisen kennen, muss also beispielsweise wissen welche Kehrwassertechnik wo anzuwenden ist. Zudem wird die Standposition auf dem Board viel öfter gewechselt – auf ruhigem Wasser ist das selten oder gar nicht nötig. Und schließlich: Beim Stürzen sollte man wissen wie und wohin.

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Markus Stehböck Wildwasser
Foto: Markus Stehböck
Markus Stehböck ist seit 1993 im Wildwasser unterwegs

Wie lange dauert es, bis man so fit ist wie Robby Naish, der die große Welle auf dem Amazonas reiten kann? Oder wie Bart de Zwart, der auf dem Weg zu abgelegenen Inseln mehrere Tage und Nächte auf dem Wasser verbringt und sich dafür zum Schlafen auf seinem SUP anbindet?

Das hängt ganz vom Trainingseifer und Talent ab. Doch kleine, persönliche Abenteuer lassen sich auch schon ohne große Vorkenntnisse erleben!

Welche Boards und Paddel sind fürs Wildwasser-SUP geeignet?

Das hängt vom Fluss und Wasserstand ab. Generell eignen sich stabile, breite, robuste und nicht zu lange Boards. Gut sind circa zehn Fuß (knapp über drei Meter) Länge – eben gutmütige Allrounder mit dicken Rails, die einigermaßen drehfreudig sind und genug Volumen haben. Am universellsten einsetzbar sind aufblasbare Modelle, sie bieten andererseits aber nie die ultimative Performance. Praktische Paddelhalterung und Gepäckstraps, die einige Boards haben, sind sicher kein Nachteil.
Was Paddel angeht empfehle ich robuste Kunststoff- oder Aluminiumpaddel. Eher suboptimal ist Carbon – solange man aber achtsam damit umgeht, sind solche Paddel auch in Ordnung. Am besten benutzt man eher größere Blätter, wie beim Surfen.

Was braucht es dann noch an sinnvoller Ausrüstung?

Bevor losgekauft wird, sollte man sich erst mal fragen, wo die eigenen Vorlieben liegen. Auf jeden Fall braucht es neben Board und Paddel einen Neopren- oder Trockenanzug, eine Wildwasserweste und evtl. (Downhill-) Protektoren für Knie, Schienbein und Ellbogen. Dazu ein Multiimpact-Helm (kein Bikehelm!), knöchelhohe, feste Wasser-, Berg- oder Turn-Schuhe, ein Einhandmesser, einen Wurfsack – und natürlich ein wenig Ahnung, was man mit dem ganzen Material machen kann.

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Wildwasser-SUP auf der Saalach bei Unken

Verrätst du uns deine fünf Anfänger-Tipps für alle, die Fluss-SUPen lernen möchten?

  1. Nur mit kompletter Sicherheitsausrüstung loslegen.
  2. Sich von einer Schule ausbilden lassen oder zumindest den Rat von Freunden einholen, die genau wissen welche Flussabschnitte sich bei welchem Wasserstand zum SUPen eignen.
  3. Niemals alleine Paddeln gehen.
  4. Sich langsam an Schwierigkeiten herantasten.
  5. Der beste Paddler ist der, der den meisten Spaß hat!

Welche Strecken eignen sich für Einsteiger besonders, und warum?

Generell eignen sich wasserreiche Flüsse, die überwiegend sehr tief sind – sie halten die Verletzungsgefahr im Sturzfall gering. Zum Beginnen reicht schon eine leichte Strömung, einfach um ein Gespür dafür zu entwickeln. Konkret würde ich bestimmte Abschnitte der Isar, Loisach oder auch der Salzach empfehlen – immer abhängig vom Wasserstand.

Und wo geht es eher anspruchsvoller zu?

Bei entsprechendem Wasserstand gehören hier ebenfalls die Salzach und Isar dazu. Weiters kommen Saalach, Inn, die Kössener und Tiroler Ache, Lech und Amper in Frage. Weiter entfernt eignen sich Abschnitte auf dem vorderen Rhein, der Aare, Soca oder dem Tagliamento im nordwestlichen Friaul in Italien.

Und von welchen „wilden“ Flussabenteuern träumst du noch?

Einmal eine dieser Gezeitenwellen zu erwischen – die gibt es ja durchaus häufiger als man meint. Am liebsten eine im asiatischen Raum, wie etwa die „Golden Dragon“ in China. Ein anderer Traum besteht darin, dass ich im nächsten Frühsommer die "ErstbeSUPungen" diverser griechischer Schluchten im Epiros weiterführe. Die Landschaft in dieser wilden, schwach besiedelten Gebirgsregion im Norden Griechenlands ist einfach wunderschön, die Flüsse sind sauber und eignen sich perfekt zum SUPen. Dazu ist die Gegend von hier aus gut erreichbar.

Alle Infos zu Markus Stehböcks Wildwasserkursen gibt es auf der alpIN&OUTdoor-Seite.

Weitere Anbieter

Paddeltouren des Kajak-Hersteller Prijon auf dem Hammerbach.
Kurse auf Rhein und Reuss von Rafftaff.
In der Schweiz über River-SUP.

Wildwasser-SUP-Touren

Tiroler Ache, Entenlochklamm
Eine ideale Wildwassertour für leicht Fortgeschrittene in den Chiemgauer Alpen.

Saalach, Au bis Unken
Ein lohnender Abschnitt für fortgeschrittene Kajakfahrer und SUP-Piloten.

Saalach, Unken bis Fronau
Dieser Abschnitt eignet sich für Familientouren und erste Kajak- oder SUP-Fahrten.

Salzach, Golling bis Kuchl
Ideal, um erste SUP-Flusserfahrungen zu sammeln.

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