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Benedikt Böhm: „Ich bin noch nie 14.000 Höhenmeter am Stück gelaufen!“

Menschen

4 Min.

04.03.2019

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13 Jahre ist es her, dass der Münchner Extremskibergsteiger Benedikt „Bene“ Böhm im siebenköpfigen Team die Alpen von Ruhpolding in Bayern bis Kasern in Südtirol in nur 2,5 Tagen überquert hat. Am 9. März will er das Abenteuer wiederholen – allerdings alleine und nonstop, in weniger als 36 Stunden. Wir haben mit ihm über das ambitionierte Vorhaben, seinen guten Zweck und die größten Herausforderungen dabei gesprochen.

Am 9. März 2019 geht es los: Benedikt Böhm, Extremskibergsteiger, Vortragender und internationaler Geschäftsführer von Dynafit, startet ein weiteres Mal in Ruhpolding, um die Alpen per Tourenski bis nach Kasern zu überqueren und wir sind live dabei! Schaut am Wochenende auf unserem Instagram-Channel vorbei, wo wir in unseren Stories regelmäßig berichten werden, wie es dem 41-Jährigen auf seiner Tour über die Chiemgauer Alpen, die Loferer Steinberge, die Kitzbüheler und Zillertaler Alpen ergeht. Wir haben vorab mit ihm über das – selbst für den 8.000er-Expeditions-Erprobten – mehr als ambitionierte Vorhaben „Dynafit Speedtransalp“ gesprochen.

Bergwelten: 2006 hast du ja mit sechs anderen Skibergsteigern bei der ersten Speed-Alpenüberquerung nur zweieinhalb Tage für 14.000 Höhenmeter und 210 Kilometer gebraucht. Mit dem neuen Versuch bekommt das Wort „Speed“ aber eine ganz neue Bedeutung, du planst die Alpen von Ruhpolding in Bayern bis nach Kasern in Südtirol ohne größere Pause oder Übernachtung zu überqueren. Wie lange willst du dafür brauchen?

Benedikt Böhm: Also das erste Ziel ist es, überhaupt mal durchzukommen, ich habe ja keine Ahnung ob mein Körper das mitmacht, aber falls ja, dann will ich unter 36 Stunden bleiben. Ich erinnere mich noch an 2006 und das war brutal. Wir haben alle miteinander schon extrem gelitten.

Hast du am Streckenverlauf von 2006 Änderungen vorgenommen oder wird es dieselbe Route wie vor 13 Jahren werden?

Das ist wirklich der gleiche Streckenverlauf wie 2006. Das Projekt ist relativ spontan entstanden. Ich bin mit den Freunden, die damals dabei waren, zusammengesessen und dabei ist mir die Idee gekommen. Heuer haben wir einen ähnlich geilen Winter wie 2006. Eigentlich hatte ich ja eine Expedition geplant. Da die aber verschoben werden musste, war ich in diesem Winter noch auf der Suche nach ein bisschen Action. Ich habe dann gemeint, dass es ja schön wäre, wenn wir das wiederholen könnten. Darauf haben alle gesagt: ,Tolle Idee! Kannst du gerne machen, wir sind nicht dabei, aber wir helfen dir bei der Organisation und begleiten dich in Etappen.‘ Dann habe ich gesagt: ,Okay dann mach ich’s!.' Die Idee, das ganze nonstop zu machen, ist dann auch gleich gekommen.

Das heißt das Projekt wurde ganz kurzfristig geplant, wann ist dir die Idee denn das erste Mal in den Sinn gekommen?

Vor vier Wochen war das ca. als wir gemeinsam beim Mittagessen gesessen sind und darüber gesprochen haben. Während der Planung dachte ich mir: Laufen ist ja eh toll, aber ich brauche noch einen anderen, einen tieferen Sinn in diesem Projekt. Ich habe ja drei Kinder und bin der Meinung, dass Menschen maßgeblich in der Kindheit geprägt werden und eine gute Kindheit enorm wichtig ist für alles, was später folgt. Viele von uns haben saumäßig Glück gehabt, so wie ich und auch meine Kinder hoffentlich. Aber es gibt einige Kinder, die nicht so viel Glück hatten. Deshalb habe ich mit einer alten Freundin, mit der ich aufgewachsen bin und die bei Albert Schweitzer (Betreiber von Kinderdörfern, Anm.) arbeitet, eine schöne Aktion gestartet: Wir verkaufen unsere Dynafit Headbands – sie sind um 10 Euro im Online-Shop erhältlich. Der gesamte Verkaufspreis geht als Spende an diese Kinderdörfer für benachteiligte Kinder. Und wenn ich unter 36 Stunden laufe, dann verdoppeln wir den Betrag. Wenn also Stirnbänder für sagen wir mal 10.000 Euro gekauft werden, dann legen wir nochmal 10.000 drauf. Das ist ein unglaublicher Ansporn, es in unter 36 Stunden nach Kasern zu schaffen.

Dir blieb nicht viel Zeit zur Vorbereitung auf das Projekt – wie hast du dein Training dafür gestaltet? Hast du es speziell angepasst?

Ich mache so weiter wie zuvor, ich bin auch voll im Training, da ich ja schon in der Vorbereitung für die Expedition war, die verschoben wurde. Es hat sich auch mit dem vielen Schnee so ergeben, dass ich ganz gut im Saft bin. Aber ich bin noch nie 14.000 Höhenmeter und 210 km am Stück gelaufen.

Es wird während der Alpenüberquerung auch ein Begleitfahrzeug unterwegs sein, wie wirst du unterwegs unterstützt?

Das Begleitteam hat auf jeden Fall Essen für mich mit und ich hoffe auch etwas gegen Krämpfe. Bei dieser wechselnden Belastung mit Aufstiegen und Abfahrten rechne ich sehr stark damit, dass die auftreten werden. Da mich auch noch Freunde auf verschiedenen Etappen begleiten, wird da großteils schon immer jemand in meiner Nähe sein. Und das ist auch gut so – wenn du alleine die ganze Nacht und den ganzen Tag durchläufst wird’s schon echt hart.

Was glaubst du, was die größten Herausforderungen während der Tour für dich sein werden?

Ich habe ja schon viele Expeditionen – auch auf 8.000er – hinter mir und darum glaube ich, dass ich mental keine zu großen Probleme haben werde. Die größte Frage für mich ist: Packt mein Körper das? Machen die Knochen, die Gelenke und die Muskeln mit? Ich erinnere mich an 2006, als einer aufhören musste, weil seine Füße so offen waren. Er wollte noch weiter, aber er konnte einfach nicht mehr. Das kann natürlich auch passieren, dass der Körper deinem Ziel einen Riegel vorschiebt.

Die zweite Geschichte, vor der ich noch ein bisschen Bammel hab, ist, ob noch soviel Schnee liegt, dass ich mit den Skiern durch die Täler komme. Damals sind wir dort einfach mit den Rennskiern die Loipen entlang geskatet und mussten nur selten laufen – das war ein großer Vorteil. Ich bin jetzt schon ewig nicht mehr gelaufen und es wäre eine sehr große Belastung, wenn ich große Strecken zu Fuß bewältigen müsste.

Welche Rolle spielen Lawinengefahr, Wetter und Co.?

Die Bedingungen, egal ob Lawinengefahr, Neuschnee, Wind oder schlechte Sicht, spielen eine sehr große Rolle. Ich kann mich erinnern, dass wir uns 2006 einige Male verlaufen haben, obwohl wir uns die Strecke vorher 1.000 Mal angeschaut haben. Aber es gibt keine vorgeschriebenen Routen – du läufst ja querfeldein.

Also ich glaube, bei schlechtem Wetter habe ich keine Chance, da würden wir auch verschieben. Genauso, wenn die Lawinengefahr zu groß ist. Da muss schon alles zusammenspielen, damit ich durchkomme - und dann auch noch in unter 36 Stunden. Wir werden sehen.

Danke für das Interview und viel Erfolg!