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Abwärts mit Nachförg

Stolpern über Zeltschnüre

• 8. Juni 2017
2 Min. Lesezeit
von Harald Nachförg

Als die Claudia und die Andrea zwei Abenteurer suchten, die sie auf ihren Campingurlaub in den Bergen begleiten, war er sogleich zur Stelle. Warum es unserem Autor mittlerweile die Haare aufstellt, wenn er Zelt hört.

 

Nachförg Kolumne
Foto: Martin Kreil
Bergwelten-Kolumnist Harald Nachförg
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Hör ich Zelt, stellt’s mir die Haare auf. Das Ding sorgt verlässlich für ein Fiasko, darauf kann man Gift nehmen.

Gute Erfahrung machte ich nur mit meinem ersten Zelt. Ich bekam es mit drei Jahren. Es war ein Indianerzelt, wurde im Wohnzimmer aufgestellt, und ich saß mit Federschmuck und Tomahawk glücklich davor. Das taugte mir einige Jahre sehr, dann wurde plötzlich Zündeln interessant. Und weil meine Eltern berechtigte Einwände gegen ein Lagerfeuer am Teppich hatten, musste ein wilder Krieger in den Garten übersiedeln.

Mein Vater hatte mir dafür extra ein kleines Reisezelt gekauft, das auch bei meinen zwei Stammesbrüdern großen Anklang fand – und so war schnell beschlossen, einmal im Wigwam zu übernachten. Aber: unberechenbare Prärie! Dass tote Büffel ein Festmahl für Geier und Hyänen sind, wussten wir, nicht aber, dass ein paar Kirschen etwa eine Million Ohrenschlüpfer und Wespen ins Tipi locken. Und so gaben drei Indianer plärrend Fersengeld, statt sich zur Ruhe zu betten.

Das nächste traumatische Erlebnis bescherte mir ein Zirkuszelt. Ich saß während eines Urlaubs mit meinen Eltern drin. Es war ein ärmlicher Zirkus mit sehr zernepften Tieren und offensichtlich besonders wenig Geld für Heringe. Nein, nicht die Fische, die Pflöcke, mit denen die Zeltplane am Boden fixiert wird. Sparst du an ihnen, ist das bei Windstille kein Problem. Fährt aber mit 200 km/h die Bora drunter, dann – Mesdames et Messieurs! – bitte anhalten.

Warum wir mit der von den Masten gerissenen Plane, in der bald Artisten, Publikum sowie ein Königspudel und zwei Ziegen eingewickelt waren, nicht ins nah gelegene Meer flatterten, ist mir bis heute ein Rätsel. Ebenso, warum der Kanonenofen im Bundesheerzelt immer ausging, natürlich ebenfalls eine unerfreuliche Geschichte, die von Schnee, Eis und Frostbeulen handelt, aber lassen wir das. Von Zelten hatte ich jedenfalls genug.

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Bis zu jenem Tag, als die Claudia und die Andrea zwei Abenteurer suchten, die sie auf ihren Campingurlaub in den Bergen begleiten. Die Aussicht auf einen fixen Platz im Schlafsack der Damen ließen den Kurt und mich schnell zusagen. Soweit ich mich erinnere, prahlten wir sogar damit, ein Zelt auch blind aufstellen zu können.

Zelten Camping
Foto: Tom Kett
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Ein kleines vielleicht, nicht aber ein einfamilienhausgroßes Ungetüm mit 6.000 Stangln. Und schon gar nicht in stockdunkler Nacht. Da kann man nämlich sehr leicht über die gespannten Schnürln der anderen Zelte fliegen oder sich überhaupt in ihnen verfangen wie in einem Spinnennetz. Das störte aber bei weitem weniger als das Fehlen einer Bauanleitung. Und die Claudia und die Andrea standen natürlich auch nur ahnungslos herum.

Das Gerippe, das wir bis zum Morgengrauen zusammengeschraubt hatten, sah jedenfalls aus wie das Skelett eines am Rücken liegenden Dinosauriers – dass daraus niemals eine Behausung werden konnte, war selbst dem Laien klar.

Wir luden die Damen also in ein sehr exquisites Hotel ein, in dem wir auch den Rest des Urlaubs verbrachten. Buben und Mädchen natürlich in getrennten Zimmern. Die Idee mit dem romantischen Zusammenrücken nach ermüdenden Wanderungen konnten wir uns aufzeichnen.

Komm mir also keiner mehr mit Zelt und so.

Zum Autor: Der geborene Wiener Harald Nachförg ist Textchef beim Monatsmagazin Servus in Stadt & Land, Buchautor („Alles bestens“) und seit über 50 Jahren auf der Suche nach dem rechten Weg.

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