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Kraftschule in der Wildnis: Skitouren im Gesäuse

• 25. Februar 2019
4 Min. Lesezeit
von Christina Geyer

Im Winter ist der steirische Nationalpark Gesäuse in den Ennstaler Alpen erklärtes Skitouren-Revier. Liftunterstützung gibt es dabei keine. Insofern mag das „Xeis“ für seine schweißtreibenden Aufstiege bekannt sein, hält aber duchaus auch gemäßigte Skitouren für Genießer bereit. Von zart bis hart: Fündig wird im Gesäuse jeder, der Wildnis schätzt. Und Natur, die sein darf wie sie ist.

Skitouren im Nationalpark Gesäuse sind zwar eine meist schweißtreibende Angelgenheit, doch dafür wird man mit unberührter Natur entlohnt
Foto: mauritius images / imageBROKER / AIC
Skitouren im Nationalpark Gesäuse sind zwar eine meist schweißtreibende Angelgenheit, doch dafür wird man mit unberührter Natur entlohnt
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Senkrecht abfallende Felswände, schroffe Grate, spitze Gipfel. Das Gesäuse in der Steiermark ist anspruchsvoll, zumal man hier vergebens nach Aufstiegshilfen sucht. Weite Teile des Gebiets wurden 2002 zum Nationalpark erklärt. Daher gilt es hier auch unbedingt die ausgewiesenen Routen zu nutzen und sich zum Schutz von Tier- und Pflanzenwelt an die Markierungen zu halten.

Dafür darf man sicher sein: Ursprünglicher und wilder wird man den Winter kaum wo erleben. Und die ein oder andere Überraschung hält das Gesäuse bereit. Denn so abweisend die Berge aus dem Tal auch wirken mögen, viele von ihnen haben zwei Gesichter. Während auf der einen Seite die steilen Felswände dramatisch ins Tal abbrechen, präsentieren sich oft schon auf der anderen Seite eines Gratrückens sanfte Hänge in weißer Gewandung.

Wir stellen euch die schönsten Skitouren im Gesäuse vor - die Klassiker, die weniger populären Touren und, natürlich auch, die richtig anspruchsvollen Gipfel.

1. Das Johnsbachtal

Das Johnsbachtal im Gesäuse darf man zweifelsohne als Basislager der Skitourengeher bezeichnen. Hier finden sich die großen Tourenklassiker - und, nicht zuletzt: auch jenes Gasthaus, wo nach der Tour traditionellerweise eingekehrt wird. Der Familienbetrieb Kölblwirt gilt im Winter als der Treffpunkt für Skitourengeher schlechthin. Das Styria-Beef stammt aus eigener Haltung, dazu kredenzt Wirt Ludwig Wolf den berühmten Gesäuse-Wein, sämtliche Süßspeisen bereitet – mit Vehemenz – ausschließlich die „Mami“ zu, die Urgroßmutter der jüngsten Generation. Das alles will freilich verdient sein. Daher gilt zunächst einmal: Auffellen, anschnallen und aufsteigen.

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Die Klassiker

Die vermutlich meist-frequentierten Skitouren im Gesäuse liegen quasi als Dreigestirn nebeneinander: Blaseneck, Gscheideggkogel und Leobner. Sie alle sind im Hinblick auf Anstieg und Strecke vergleichsweise zahm, gemessen an den durchschnittlichen Anforderungen der Gesäuseberge. Auch die Aufstiegswege sind durchwegs gut gekennzeichnet und führen ohne große technische Anforderungen auf die Gipfel. Letztere übrigens sind alle exponiert und erschließen daher einen jeweils wirklich atemberaubenden Blick in die umliegende Bergwelt: die Gesäuse-Berge, der Grimming - ja, selbst der Dachstein scheint von hier zum Greifen nahe.

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Die Touren im Detail

Die Geheimtipps

Während es die allermeisten Tourengeher auf Blaseneck, Gscheideggkogel und Leobner zieht - und das ja durchaus aus guten Gründen -, verheißen Sonntagskogel und Gsuchmauer weniger überlaufene Anstiege, bei vergleichbaren Anforderungen. Durchaus lohnende Unterfangen also, die im Hinblick auf Erlebnis und Aussicht fraglos mit den Klassikern mithalten können.

Die Touren im Detail

Die Anspruchsvollen

Wer sein Gesäuse-Erlebnis mit den ganz großen Touren krönen möchte - und über ausreichend Erfahrung, Kondition und Kraft verfügt -, wagt sich mit Festkogel und Lugauer an zwei Xeis-Könige heran. Die Tour auf den Festkogel bringt es immerhin auf knapp 1.400 Höhenmeter im Anstieg, der Lugauer kann in verschiedenen Varianten bestiegen werden. Die kürzeste bringt es auf knapp 1.500 Höhenmeter im Anstieg, fordernder ist dann schon der Aufstieg über die Haselkaralm: Hier wollen über 1.800 Höhenmeter bewältigt werden. Es kommt eben nicht von ungefähr, dass der Lugauer auch das „Matterhorn der Steiermark“ genannt wird. Man möchte fast so weit gehen und behaupten: Der Xeis-König kann es mit dem Schweizer König aufnehmen. Zumindest - und das steht außer Frage - im Hinblick auf Erlebnis und Endorphinausstoß.

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2. Kaiserau

Wer angesichts dieser schweißtreibenden Anstiege eher wieder etwas Gemütlicheres im Sinn haben sollte, ist auf der Kaiserau richtig. Die Hochebene südlich von Admont beherbergt nicht nur ein kleines, aber feines Skigebiet, sondern auch die einzige im Winter geöffnete Hütte im Gesäuse. Da lohnt es sich umso mehr, eine kleine Tour zu unternehmen - selbstverständlich mit wohlverdientem Einkehrschwung. Die Skitour auf den Lahngangkogel bringt es auf keine 700 Höhenmeter im Anstieg, ist einwandfrei ausgeschildert und führt direkt an der Oberst-Klinke-Hütte vorbei. Perfekt für einen gemütlichen Tag mit maximalem Erlebnis.

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3. Haller Mauern

Weniger populär als das Johnsbachtal, aber fraglos genauso lohnend, sind Unternehmungen in den Haller Mauern. Ihre schroffen Kalkwände bilden nicht nur eine schlicht atemberaubende Kulisse, sie bilden zugleich auch den nordwestlichen Abschluss der Ennstaler Alpen. Wie ihr Name verrät, befinden sie sich am Ende des kleinen Orts Hall - nur wenige Kilometer nördlich von Admont. Hier ist alles etwas beschaulicher und ruhiger, zugleich aber auch wilder und rauer. Mit der Buchau, einem Sattel zwischen Admont und Altenmarkt bei St. Gallen, bietet sich zugleich aber ein höher gelegener Ausgangspunkt an, der die Anstiege um ein Vielfaches verkürzt und daher lohnende, gemäßigte Skitouren in Aussicht stellt.

Der Anspruchsvolle

Auch die Haller Mauern haben ihren Festkogel. Der Scheiblingstein verspricht eine vollkommene Skitour auf einen Charakterberg mit maximalem Gipfelblick. Über 1.400 Höhenmeter machen die Tour zu einer schweißtreibenden Unternehmung, das Erlebnis aber ist alle Aufstiegsmühen wert. Prädikat: mehr als lohnend!

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Der Gemütlichere

Gemütlich ist im Gesäuse relativ. Auch diese Tour bringt es auf knapp 1.000 Höhenmeter im Anstieg, ist aber mäßig anspruchsvoll und verläuft durchwegs gut markiert zunächst entlang einer Loipe und schließlich auf einem Forstweg. Unter Einheimischen heißt es: „Plesch geht immer“. Bedeutet: die Tour ist vergleichsweise sicher und schlechtwettertauglich.

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Die Buchauer

Wer vom Buchauer Sattel in die Haller Mauern startet, hat bereits einen entscheidenden Vorteil: den Ausgangspunkt auf 860 m. Das mag nicht nach viel klingen, man spart sich dadurch aber bereits einiges an Höhenmetern im Anstieg. Grabnerstein und Mittagskogel stellen beide lohnende Skitouren - mit verschiedenen Varianten - dar und lassen mit Blick auf Naturerlebnis, Ausblick und Tourenqualität keine Wünsche offen.

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Buchsteingruppe

Etwas stiefmütterlich behandelt wird die Buchsteingruppe im Gesäuse, zumindest im Winter. Dabei hält sie mit dem Tamischbachturm einen weiteren König bereit, der in derselben Disziplin wie Lugauer und Scheiblingstein spielt. Knapp 1.500 Höhenmeter gilt es auf dieser Tour zu bewältigen. Dafür darf man sicher sein: Man besteigt einen weiteren Charakterberg im Gesäuse, der sich vor allem unter Einheimischen als besonders beliebter und klassischer Skitourenberg hält. Klingt lohnend? Ist es auch!

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