Wie wird man eigentlich Wanderführer?
Mit Leuten wandern zu gehen – kann das nicht nur Vergnügen, sondern sogar Beruf sein? Klaus Haselböck, der die Ausbildung zum Wanderführer abgeschlossen hat, über die Möglichkeiten dieser Tätigkeit.
Was ist ein Wanderführer?
WanderführerInnen sind Personen, die mit Urlaubern, Vereinsmitgliedern oder Freunden geführte Wanderungen unternehmen. Sie sorgen dafür, dass diese interessant, stimmig und kurzweilig ausfallen. Denn sie kennen die Wege, können das Wetter einschätzen und erzählen ihren Gästen unterwegs sowohl von den Pflanzen am Wegrand als auch von „Alltäglichem“, etwa der Arbeit am Bauernhof oder Geschichten aus dem Dorf. Sie wissen außerdem, wo man gut fotografieren, rasten und einkehren kann.
Wie erkenne ich einen Wanderführer?
WanderführerInnen erkennt man am Stoffabzeichen, einem kleinen Metallabzeichen und einem Ausweis mit Lichtbild.
Was darf ein Wanderführer nicht?
WanderführerInnen dürfen keine schwarzen Wege begehen. Das heißt: Wo sie mit ihren Gästen unterwegs sind, herrscht bei normalem Verhalten keine Absturzgefahr. Muss nach alpiner Lehrmeinung gesichert werden – also auf Gletschern, Felsgraten, oder Klettersteigen –, so fällt das bereits in die Zuständigkeit von Bergführern.
Wie wird man Wanderführer?
WanderführerInnen werden vom VAVÖ, dem Verband alpiner Vereine Österreichs, ausgebildet. Die Basis dafür ist ein viertägiges Grundmodul, darauf folgen ein viertägiges Intensivmodul und die Abschlussprüfung. Beide Module finden in der schneefreien Zeit statt und kosten jeweils 750€. Darin inkludiert sind der Kurs, Skripten und die Unterbringung auf Halbpensionsbasis. Danach ist man als VAVÖ-Wanderführer zertifiziert. Die Ausbildung ist für die Ausübung des Berufs genauso relevant wie für die Verbesserung des Eigenkönnens zum Wandern in allen Jahreszeiten.
Die Lehrinhalte der Ausbildung beinhalten :
Orientierung,
Tourenplanung,
Wetter,
Gruppenpädagogik und Kommunikation,
Notfallmanagement,
rechtliche Verantwortung,
Berufskunde,
Gestaltung von Wanderungen mit verschiedenen Zielgruppen,
naturkundliche Aspekte und
Führungsverhalten in Praxis und Theorie.
Das sechstägige Winterwandermodul, das mit Schneeschuhen durchgeführt wird und ebenfalls eine Abschlussprüfung beinhaltet, qualifiziert zum Winter-Wanderführer. Beim Wintermodul liegt der Fokus auf Schneeschuhwandern unter höchstmöglichem Ausschluss von Lawinengefahr, zudem auf Schnee- und Lawinenkunde, Führungsverhalten sowie Orientierung und Spuranlage im winterlichen Gelände.
Gibt es eine Aufnahmeprüfung?
Nein. Solide Fitness, eigene Erfahrung im Wandern und Neugier sind die Basis für die Ausbildung. Hier ist Selbsteinschätzung gefragt.
Seit wann gibt es die Ausbildung zum Wanderführer?
Der VAVÖ hat die Wanderführerseminare im Zuge des „Wanderbaren Österreichs“ im Jahr 1978 entwickelt. Der erste Kurs fand Anfang Mai 1979 statt. Seither wurden die Inhalte stetig weiterentwickelt – es entstanden auch Bücher wie „Erlebnisreich Wandern“ und „Trainingslehre Bergsport“, die direkt über den VAVÖ bezogen werden können.
Wo darf der Wanderführer seine Tätigkeit ausüben?
Unentgeltlich prinzipiell überall. Das entgeltliche Führen ist in Österreich im jeweiligen Landesgesetz geregelt – hier gibt es je nach Bundesland Unterschiede, was die Anerkennung der Wanderführer-Ausbildung betrifft. Für Deutschland, die Schweiz und Südtirol gibt es keine einheitliche Regelung.
Was verdient ein Wanderführer?
Seitens des VAVÖ gibt es hierzu keine Vorgaben. Ein Honorar von 150-200€ ist eine realistische Einschätzung für eine Ganztagestour.
Kann der Wanderführer auch ein Hauptberuf sein?
Natürlich. Möglich und sinnvoll ist das vor allem in Kombination mit anderen Ausbildungen wie einem Biologie-Studium oder in Kooperation mit Tourismusbetrieben, wo entsprechende Wanderungen für Gäste von Hotels oder Pensionen angeboten werden. Da heißt es kreativ und kontaktfreudig zu sein.
Mehr Informationen rund um das Berufsbild des Wanderführers findet ihr unter: VAVÖ – Verband alpiner Vereine Österreichs.
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