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Elternzeitroadtrip durch Südamerika, Teil 1

5 Tipps für die Vorbereitung einer einjährigen Familien-Abenteuer-Reise

• 1. Oktober 2019
5 Min. Lesezeit

Aus dem Alltag ausbrechen und ihren Kindern die Welt zeigen – Kathy und Peter Schön erfüllen sich gerade einen lang gehegten Wunsch und reisen ein Jahr lang mit Camper und Kids durch Südamerika. Von der Finanzierung übers Fahrzeug bis zur täglichen Großeltern-Märchenstunde über WhatsApp – uns verraten sie, was es im Vorfeld eines solchen Langzeit-Abenteuers zu organisieren gilt.

Elternzeit-Roadtrip mit Camper Südamerika
Foto: outdoorpashionists.com
Beachlife an der Punta del Diablo in Uruguay
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Wir, das sind Kathy und Peter (beide 39), Nora (4) und Jakob (3), sind seit Ende August 2019 in Südamerika unterwegs. Um gemeinsam einige Länder dieses Kontinents in unserem Pickup-Camper zu bereisen, haben wir uns ein Jahr Elternzeit genommen. Die Intention dahinter? Es gibt kein übergeordnetes Ziel und keine Mission. Wir wollen keine Wale retten, haben nicht vor, uns ein Jahr lang nur von Rohkost zu ernähren und wir planen auch keine Wohnmobilgeburt.

Stattdessen wollen wir als Familie noch enger zusammenwachsen und aus dem Alltag ausbrechen, in dem man oftmals gefangen ist. Wir wollen entschleunigen und ein Jahr fernab von nicht enden wollenden ToDo-Listen verbringen. Einerseits werden wir auf engstem Raum zusammenleben und das nur mit dem Nötigsten. Andererseits aber auch mit den unbegrenzten Möglichkeiten, die einem ein Leben „on the road“ bietet. Wir wollen unseren Kindern dabei zusehen, wie sie die Welt entdecken, ihnen die Gelegenheit geben, die unverfälschte Natur zu erleben und eine starke Bindung zu ihr aufzubauen. Und wir wollen sie die Erfahrung machen lassen, dass Wasser ein kostbares Gut ist und fremde Kulturen nichts sind, wovor man sich fürchten muss.

Auf einem Bauernhof im Valle del Lunarejo in Uruguay

Tipps: Was empfehlen wir für die Vorbereitung einer solchen Abenteuer-Reise mit Kindern?

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1. Stellt einen Finanzplan auf

Vor einer längeren unbezahlten Auszeit sollte man selbstverständlich klären, wie man das Ganze finanziert. Wie kann man die Kosten zu Hause auf ein Minimum reduzieren? Wie hoch sind die fixen Kosten für Verschiffung, Flüge und monatlichen Kosten während der Reise in etwa? Welche Einnahmen hat man ggf. aus Vermietung, Kindergeld etc.? Reichen die Ersparnisse oder muss man eventuell einen Kredit aufnehmen? Welchen Puffer plant man für eventuelle Reparaturen oder ungeplante Ausgaben ein? Wir haben als erstes eine detaillierte Aufstellung aller Kosten und Einnahmen erstellt und jede Kostenposition akribisch hinterfragt.

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2. Klärt die Destination und sucht rechtzeitig das passende Fahrzeug

Warum Südamerika? Eigentlich ist es für kleine Kinder ja egal, wo man Zeit mit den Eltern verbringt. Nachdem wir aber bereits zwei längere Roadtrips mit unseren Kids in Europa erlebt haben, war uns schnell klar, dass wir dieses Mal auf einem anderen Kontinent reisen wollen. Südamerika reizte uns beide seitens Sprache, Kultur und Landschaft und man kann dort ein ganzes Jahr bei nicht allzu extremer Witterung verbringen, wenn man die Route gut plant. So war die Entscheidung für Südamerika schnell getroffen.

Für uns stand von Anfang an fest, dass wir die Reise in einem Camper durchführen wollen. Der VW-Bus unserer letzten beiden Elternzeitroadtrips würde über so eine lange Zeit auf ruppigen Straßen und in absoluter Wildnis wohl an seine Grenzen stoßen. Wir haben daher unseren Bulli verkauft und uns stattdessen einen gebrauchten Pickup mit Wohnkabine zugelegt. Die Vorteile: Er besitzt zwar auch nicht wirklich viel Stauraum, aber man kann die Kindersitze im Fahrzeug montiert lassen, aussteigen und sich sofort in der Kabine aufhalten, ohne zu räumen. Der Pickup ist ideal, um an schöne Wildcampingplätze zu gelangen, die man mit einem normalen Camper nicht erreicht. Zudem haben wir eine kleine Küchenzeile, eine Toilette und eine Solarzelle auf dem Dach. Somit können wir völlig autark stehen und sind nicht auf Campingplätze angewiesen.

Für uns stand übrigens schnell fest, dass wir unser eigenes Auto aus Europa mitnehmen. Zum einen schien es uns riskant, ein Auto in Südamerika „quasi blind“ zu kaufen, zum anderen zu zeitintensiv es erst dort nach unserem Gusto auszustatten. So konnten wir unseren Camper zu Hause auf Herz und Nieren prüfen, liebevoll einrichten und noch einige Dinge bei der KFZ-Werkstatt unseres Vertrauens reparieren lassen. Mit der Entscheidung nahmen wir in Kauf, dass wir den Camper ungefähr vier Wochen vor dem Abflug nach Hamburg fahren und zu recht hohen Kosten verschiffen müssen. Es gab einiges an Papierkram zu erledigen und es bestand ein gewisses Risiko von Einbruch und Diebstahl während der Verschiffung nach Montevideo. Letztlich ging alles gut und wir sind froh, es so gemacht zu haben.

Der Familien-Camper auf einem Stellplatz im Nationalpark Santa Teresa in Uruguay

3. Erstellt eine To-do-Liste und setzt euch konkrete Deadlines

Neben unseren Kids und Berufen Zeit für alle To-dos zu finden, war zugegebenermaßen oft sehr schwierig und auch mit Stress verbunden. Die Aufgaben umfassten Autoreparaturen, Wohnungsvermietung, Pausieren von Versicherungen, Organisation der Elternzeit beim Arbeitgeber, Ausrüstung kaufen, Impfungen, Vollmachten ausstellen, Reiseapotheke zusammenstellen, Verschiffung organisieren, Route grob planen – um nur einige Beispiele zu nennen.

Deshalb können wir nur raten, das Vorhaben lange genug vorher zu planen und die To-dos frühzeitig und konsequent abzuarbeiten. Um sich nicht zu verzetteln, haben wir mit dem Projektmanagement-Tool Trello gearbeitet und konnten uns gegenseitig immer fleißig To-dos „zustecken“. Von der ersten Idee bis zum Zeitpunkt, an dem wir im Flugzeug nach Montevideo saßen, sind ca. 2 Jahre vergangen. Um uns selbst in den Hintern zu treten und es nicht bei der vagen Idee zu belassen, haben wir die Flüge nach Südamerika übrigens schon in einer Phase gebucht, in der wir noch weit davon entfernt waren, für die Reise organisiert zu sein. Mit einer konkreten Deadline arbeiten wir effektiver und organisierter. Und man kann sich auch ganz real auf die Abreise freuen!

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4. Bereitet die Kinder rechtzeitig auf den Trip vor

Wir unternehmen diese Reise in Form von Elternzeit – Zeit also, die wir ganz intensiv den Kindern widmen. Es gibt vermutlich nichts Besseres für kleine Kids als mal eine längere Zeit am Stück 24/7 mit beiden Elternteilen zu verbringen. Dennoch haben wir bereits lange vor der Reise damit angefangen, unsere beiden Kinder darauf vorzubereiten.

Dazu gehörte schlicht und einfach viel Reden: Wir haben mit Hilfe von Kinderbüchern und Landkarten sehr oft erklärt, wo genau wir unterwegs sein werden, wie die Länder heißen, was für Tiere es dort gibt und wie die Landschaft dort aussieht. Wir haben alle Schritte der Reise beschrieben, zum Beispiel, dass wir unseren Camper bereits vier Wochen vor unserem Abflug verschiffen werden.

Damit die Kinder in der Zeit nicht den Bezug zur Heimat verlieren, haben wir im Kindergarten Freundebücher herumgereicht, die wir mit auf die Reise genommen haben. Die Portfolioordner aus Kita und Kindergarten haben wir Seite für Seite abfotografiert, so dass wir die Erinnerungen beiden Kindern jederzeit auf dem Tablet zeigen können. Von den Großeltern werden wir täglich mit Vorlese-Geschichten per WhatsApp versorgt – großartig, nicht nur für die Kids!

Aber auch mit dem Thema Impfungen sollte man recht bald anfangen. Wir haben – nach einer Beratung beim Tropenmediziner – Tollwut, Typhus, Hepatitis A und B und Gelbfieber impfen lassen. Wie sich jeder denken kann, sind die häufigen Arztbesuche mit Nadelstich nicht gerade beliebt bei Kindern. Es tut gut, mal etwas Zeit zwischen den Impfungen vergehen zu lassen.

Auf Wandertour in der Quebrada de los Cuervos

5. Seid bereit, die Komfortzone zu verlassen und Veränderungen zu erleben

Eine lange Reise mit zwei kleinen Kindern nach Südamerika ist selbstverständlich aufregend und man verlässt zeitweise schon bei den Vorbereitungen seine Komfortzone. „Ist das nicht gefährlich?“. „Findet ihr das nicht etwas riskant, ein ganzes Jahr zu verreisen?“. „Ist das gesundheitlich für die Kinder unbedenklich?“. „Ist das finanziell nicht ein Risiko?“, waren Fragen, die wir nicht selten gehört haben. Wir haben uns alles gut überlegt und geplant, haben uns besprochen, oft diskutiert, waren uns letztlich aber einig, dass wir diese Reise wirklich wollen. Bestmögliche Vorbereitung, Meiden von riskanten Ländern und Gegenden und Verlassen auf’s Bauchgefühl – so vermeidet man am besten, in kritische Situationen zu kommen. Mit diesen Vorsätzen fühlen wir uns wohl und sind uns sicher, dass diese Reise uns und unsere Kinder bereichern wird.

Im Job muss man gegebenenfalls Veränderungen in Kauf nehmen. Jobwechsel, Mehraufwand bei der Organisation, eventuell Zurückstecken oder Kompromisse eingehen. Aber das ist es wert, wenn es einen zum Ziel führt – zur genialen Chance, eine solche Abenteuer-Reise zu unternehmen.

Kathy und Peter werden auf Bergwelten.com und ihrem eigenen Blog www.outdoorpashionists.com regelmäßig von ihrer Abenteuer-Reise durch Südamerika berichten.

Elternzeit-Roadtrip mit Camper Südamerika
Foto: outdoorpashionists.com
Küsten-Lagerfeuer im Nationalpark Santa Teresa in Uruguay

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