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Skitouren-Durchquerung

48 Stunden in der Ötztaler Gletscherwelt: Similaun & Fineilspitze

• 24. Februar 2017
4 Min. Lesezeit
von Simon Schöpf

Der Frühling ist die beste Zeit für ausgedehnte Ski-Hochtouren. Und ausgedehnt, das sind sie allemal, die grenzgenialen Touren durch die Ötztaler Gletscherwelt im Grenzgebiet Nordtirol – Südtirol. Mit dem Similaun und der Fineilspitze findet man hier gleich zwei der begehrtesten und schönsten 3.000er der Ostalpen – und einen Ötzi gleich dazu.

Ötztaler Alpen, Similaun & Fineilspitze, Tirol
Foto: Simon Schöpf
Imposante Gletscherwelt der Ötztaler Alpen
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Tag 1:

Vent – Similaun – Übernachtung Similaunhütte
 
Start- und Endpunkt unserer Tour ist das malerische Bergsteigerdorf Vent im hintersten Winkel des Tiroler Ötztals. An schönen Wochenenden befindet sich hier oft schon die Schlüsselstelle der Tour: Die Parkplatzsuche. Ist diese erfolgreich gemeistert kann’s losgehen mit dem Touren-Spaß: Den Alltag raus, das Niedertal rein!

Ötztaler Alpen, Similaun & Fineilspitze, Tirol

Für die nächsten Stunden heißt es nun: Landschaft genießen, und zwar so richtig ausgiebig. Lang und flach geht es nämlich anfangs dahin, da kann man so etwas sehr gut machen. Sinnieren, philosophieren und so. Sich fragen, wie der Similaun, auf den wir geradewegs zusteuern, eigentlich so eine schöne Bilderbuch-Form verdient hat. Und warum der Gipfel eigentlich noch so unendlich weit weg erscheint. Latsch, latsch.

Ötztaler Alpen, Similaun & Fineilspitze, Tirol
Foto: Simon Schöpf
Skitourengeher beim Gletscheraufstieg

Beliebt auf Bergwelten

Nach guten zweieinhalb Stunden, kurz vor der Martin-Busch-Hütte, bekommen wir dann die verschilderte Gewissheit: Hier fängt das gute Leben an. Kein Handyempfang, keine Sorgen, dafür viel Schnee. So soll’s sein.

Da grüßt sie her, die Similaunhütte am Niederjoch

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Nun gut, eine Sorge gibt es eventuell im Frühjahr schon, nämlich die hochstehende Sonne, die uns am Niederjochferner erbarmungslos grillt. Stempeln wir aber mal als Luxussorge ab, stapfen durstig weiter. Direkt vor uns erscheint am Niederjoch langsam die Similaunhütte, die Insel der Erlösung, doch halt: Zuerst der Gipfel, dann die Belohnung, hat Mama immer gepredigt.

Gipfelaufschwung Similaun

Soll ja Schlimmeres geben als eine gefühlt endlose Fernsicht und die Vorfreude auf die gleich kommende Pulverabfahrt runter zur Similaunhütte. Aber zugegeben, nach 1.700 Höhenmetern, gut 13 Kilometern und überhaupt in 3.600m Höhe, da darf man schon ein wenig angestrengter schnaufen auf dem Gipfelkamm. Und sich fragen, womit man das selber eigentlich verdient hat, auf so einem Bilderbuch-Gipfel wie dem Similaun zu stehen, umschwemmt von einem Meer aus Bergen. Manchmal sind Ausblicke einfach so schön, dass man vor Glück weinen könnte; dieser hier gehört bestimmt dazu.

Gipfel-Genuss und Traumaussicht vom Similaun

Die verbleibende Restenergie wandeln wir in lockere Pulverschwünge um, die Abfahrt Richtung Similaunhütte im Abendlicht ist Genuss pur. Wie schön jetzt nicht ins Tal abfahren zu müssen, sondern hier oben in dieser Traumgegend bleiben zu dürfen. Und Meraner Hauswurst zu verkosten! Faszinierend, wie sie schwindelfrei auf dem Joch platziert wurde, die Similaunhütte – und zwar schon 1899, fast genau auf der Grenze Nordtirol und Südtirol.

In den letzten hundert Jahren wurde die Hütte zig-Mal erweitert. Vor allem seit 1991 in der Umgebung der Hütte die Überreste eines aus der durch natürliche Gefriertrocknung konservierte Leiche aus der Kupfersteinzeit (ja, Ötzi) ausaperten, erfreut sich die Hütte großer Bekannt- und Beliebtheit. Juckt uns heute aber nicht mehr viel, wir wollen nur unseren Flüssigkeitsverlust gebührend ausgleichen und auf einen tollen Tag anstoßen. Prost, Ötzi!

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Traum-Pulver bei der Abfahrt: So schön kann Skifahren sein!

Tag 2

Similaunhütte – Fineilspitze – Vent

Akklimatisiert müsste man sein – liegt die Similaunhütte doch auf 3.019 m, da meint das Herz dann gleich, es müsse doppelt so schnell schlagen um genügend Sauerstoff in den Kreislauf zu pumpen. Hat man die Nacht – hoffentlich ausgeruht – überstanden, serviert der Hüttenwirt  Markus köstlichen Kaffee, muss an der Höhe liegen, dass der so gut schmeckt hier. Gestärkt und motiviert geht es weiter, mit so einer Ausgangsposition sind die umliegenden Gipfel dann nur mehr ein „Hupferl“.

Die Similaunhütte am Erwachen

Ein wenig sight-seeing muss dann doch sein, von der Hütte steigen wir Richtung Tisenjoch auf, die Ötzi-Fundstelle liegt so direkt am Weg. Ein überdimensionales „Stoanmandl“ ehrt dessen Heldentod. Ein noch viel größeres Stoanmandl ist allerdings die Fineilspitze, ihres Zeichens 3.514 m hoch und unser Gipfelziel des Tages.

Zwei Alpinisten bei der Fineilspitzen-Überschreitung.

Ab dem Skidepot wird’s rassiger als am Vortag, Steigeisen und Schwindelfreiheit sollte man eingepackt haben. Belohnt wird man mit dem nächsten Parade-Gipfel: Links liegt die Bellavista-Hütte und die Ortlergruppe, vor uns der mächtige Hochjochferner, rechts blicken wir auf den Similaun zurück, der von hier oben gleich noch spektakulärer herschaut.

Kleine Zusatztour: Am Joch zum Seikogel

Wer nach der Fineilspitze noch nicht genug hat, dem bieten sich vom Hochjochferner noch einige schöne Gipfel und Scharten an, zum Beispiel der Seikogel. Wer allerdings genug hat, der fährt genussvoll Richtung Hochjoch Hospiz ab und – ihr ahnt, was jetzt noch kommen muss – macht sich auf den langen, langen Rückweg nach Vent auf. Wieder sinnieren. Das Rofental ist nämlich gleich lang und flach wie das Niedertal, heißt also im Frühjahr Ski tragen – kurz rutschen – Ski tragen ...

Doch merket: Wer im Frühjahr guten Schnee will, muss Kilometer investieren. Aber die Investition zahlt sich mehr als nur aus.

Die Touren im Detail:

Ötztaler Alpen, Similaun & Fineilspitze, Tirol
Foto: Simon Schöpf
Imposante Gletscherlandschaften der Ötztaler Alpen

Service


ANKOMMEN
Von der Abfahrt Ötztal auf der Inntal-Autobahn weiter auf der Ötztalbundesstraße (B186) nach Sölden und Zwieselstein. Von dort durch das Venter Tal hinauf bis nach Vent. Zugfahrer erreichen Vent über die Station Ötztal-Bahnhof. Weiter mit dem Linienbus nach Sölden und mit der Ötztaler Verkehrsgesellschaft nach Vent.

ESSEN UND SCHLAFEN
Für Menschen mit längeren Anreisen empiehlt sich eine Übernachtung in Vent, damit der nächste Tag dann früh genug gestartet weren kann.

HOTEL ALT VENT TYROL
Traditionelles, exquisites Haus.
Marzellweg 2, A-6458 Vent
Tel.: +43/5254/81 30

HOTEL POST
Älteste Gastwirtschaft von Vent.
Venterstraße 47, A-6458 Vent
Tel.: +43/5254/81 19

ADRESSEN UND INFOS
BERGFÜHRERSTELLE VENT
Berg- und Skiführer für Ski- und Schneeschuhtouren aller Schwierigkeitsgrade vermittelt die Bergführerstelle unter der Leitung von Kilian Scheiber.
Marzellweg 7, 6458 Vent
Tel.: +43/5254/81 06

TOURISMUSBÜRO
Venterstraße 28, 6458 Vent
Tel.: +43/572 00-260

Kleine Zusatztour: Am Joch zum Seikogel

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