Schlittenhundefahren in Bayern
„Draufstellen, das Hirn ausschalten, instinktiv das Richtige tun und Spaß haben“ – so beschreibt der Allgäuer Hundeschlittenführer Werner Laqua die Anforderungen ans Fortbewegen mit Huskys. „Da geht wahrscheinlich nur Fliegen drüber“, schwärmt Tanja, die sich zum ersten Mal auf einen Hundeschlitten gewagt hat.
Ebenso wie Bergwelten-Redakteur Achim Schneyder, der uns in der folgenden Bilderstrecke den Zauber seiner „Hundstage“ im bayerischen Wintermärchenland näherbringt.

Was Huskys mit Tom Hanks im Film „Forrest Gump“ gemeinsam haben? Sie laufen und laufen und laufen. Dabei können sie ein Vielfaches ihres Körpergewichts ziehen.

Werner Laqua aus dem bayerischen Türkheim im Unterallgäu ist Musher. Also Schlittenhundeführer. Woher der Begriff Musher kommt, weiß allerdings auch er nicht genau. „Es könnte sein, dass er vom französischen Wort marcher, also marschieren, herrührt. Weil der Musher hin und wieder mit einem Bein antauchen, mitmarschieren oder sogar mitlaufen muss, wenn es beispielsweise recht steil bergauf geht.“

Schlittenhundefahren sei eigentlich ganz einfach, meint Werner Laqua. Was es braucht, sind im wesentlichen winterfestes Schuhwerk, winterfeste Kleidung, dicke Handschuhe und die Lust am Abenteuer. Für die Hunde und den Schlitten sorgt er selbst. Zu seinen Workshops kommen oft komplette Anfänger. So auch Tanja und Michael, ein junges Paar aus Bayern. Zunächst werden sie in die Materie eingeführt.



Wenn Werner Laqua mit seinen Hunden zu einer längeren Ausfahrt aufbricht, gibt es zuallererst einmal Suppe. Nicht für die Kursteilnehmer, sondern für die Hunde. Dabei handelt es sich um püriertes Dosenfutter, das mit kaltem Wasser verrührt wird. Die Hunde brauchen ausreichend Flüssigkeit, denn größere Runden sind für sie durchaus anstrengend. Andere Musher kochen tatsächlich Suppen aus Knochen und Fleisch.


„Hält man sich nicht am Schlitten fest, kriegen die Hunde das große innerliche Grinsen und hauen ab, so schnell kannst du gar nicht schauen“, erzählt Werner Laqua aus eigener Erfahrung. Die Hunde laufen dann nämlich einfach allein die Runde zu Ende und bleiben bei Start und Ziel wieder stehen. Dort gibt es trotzdem ein Leckerli, denn sie haben ja nichts Böses getan, sondern sind lediglich ihrem Instinkt gefolgt. Huskys können Distanzen von bis zu 60 Kilometern am Tag bewältigen.




Laqua hat seine eigene Sprache mit den Tieren erfunden. So bedeutet „Ha“ für seine Hunde nach links und „Tschi“ nach rechts. Dazu kommen noch gängige Anweisungen wie „Ready go“ fürs Loslaufen; „Go ahead“, um Tempo zu machen; „Easy go“ fürs Reduzieren des Tempos; „Steh“, um stehen zu bleiben.


Nitro ist drei Jahre alt, Werner Laqua hat ihn vor zwei Jahren aus dem Tierheim geholt. Dass es eiskalt ist, macht ihm nichts aus. Huskys fühlen sich bei Temperaturen um minus 15 Grad am wohlsten.

Hunde hecheln nicht deshalb, weil sie Luft brauchen, sondern weil das der Kühlung dient. Sie regulieren den Temperaturausgleich nämlich ausschließlich über die Pfoten und über die Zunge und nicht wie die Menschen durch Schwitzen.


„Da geht wahrscheinlich nur Fliegen drüber“, sagt Tanja nach ihrem ersten Hundeschlitten-Workshop. Und Michael bestätigt: „Man erlebt ein Gefühl unbändiger Freiheit, man spürt die Kraft der Hunde, die unbehelligt vor sich hin rennen.“
Infos
Ankommen
Das bayerische Oberstdorf im Grenzgebiet zum Kleinwalsertal in Vorarlberg erreicht man mit dem Auto auf schnellstem Weg von München aus über Landsberg am Lech, Kaufbeuren und Kempten. Die Distanz beträgt rund 170 km. Mit dem Zug muss man den Umweg über Augsburg in Kauf nehmen und kommt auf eine Fahrzeit von zirka 2,5 Stunden.
Tage mit Werner Laqua
Der Schlittenhundeführer aus dem Allgäu kommt mit seinen Schlitten und Hunden überallhin, wo man ihn bucht. Einen fixen Standpunkt hat er auch – auf dem Hörnlepass im Kleinwalsertal, wo regelmäßig Kurse stattfinden.
www.huskydays.com
Die ganze Story von Achim Schneyder gibt es im Bergwelten Magazin (04/2015).