
Reise
Santa Maria - Wandern auf den Azoren
In fünf Tagen lässt sich die spärlich besuchte Azoren-Insel Santa Maria zu Fuß umrunden. Obwohl sie winzig ist, bietet sie alles: Klippen und Strände, Berge und Steppen, Wälder und Wüsten. Veronika Dolna berichtet von ihrem Wanderabenteuer mitten im Atlantik.
Die Story ist im Bergwelten Magazin (Oktober/November 2018) erschienen. Das Bergwelten Magazin ist überall im Zeitschriftenhandel oder ganz bequem per Abo für Österreich, Deutschland und die Schweiz erhältlich.
Text: Veronika Dolna
Plötzlich ist das Meer verschwunden. Bis jetzt war es unser ständiger Begleiter, einmal weit unter uns, dann wieder ganz nah. Manchmal konnten wir es nur riechen. Aber immer genügte es, den Kopf etwas zu drehen, damit wir den Ozean wieder sahen. Doch jetzt gibt’s keine Spur von ihm.
Wir marschieren eine steile Weide hinauf, als uns plötzlich dichter Nebel umgibt. Einen Moment später wäscht ein kräftiger Regenguss den salzigen Geruch aus der Luft. Die Küste, die bis hierhin Orientierung gab, ist weg. Bei klarer Sicht ist eindeutig, wo wir gehen müssen. Der Wanderweg ist gut beschriftet, alle paar hundert Meter leuchtet eine farbige Markierung. Doch jetzt macht der Nebel sie unsichtbar.
In den Alpen wäre so ein Szenario furchteinflößend. Doch hier, auf den Azoren, mitten im Atlantischen Ozean, ist es nur eine kleine Geduldsprobe. Genauso schnell wie das Wetter gekommen ist, verflüchtigt es sich auch wieder. Vom Hügel aus kann man zuschauen, wie die Sonne die Wolken zur Seite schiebt. Zweihundert Meter vor uns blitzt schon die nächste Markierung hervor.
An ihren längsten Stellen misst die Insel Santa Maria 13,5 Kilometer von Westen nach Osten und 10 Kilometer von Norden nach Süden. In fünf Tagen wollen wir sie zu Fuß umrunden. Möglich machen das Ioannis und Rita. „Als wir hier angekommen sind, wussten wir sofort, dass wir bleiben“, sagt Ioannis Rousseau. Seit vier Jahren lebt der 39-jährige Franzose mit seiner Frau Rita, 44, hier. Rita ist Portugiesin, auch sie wurde auf dem Festland geboren. Als das Paar nach einer dreijährigen Weltumsegelung sesshaft werden wollte, war sofort klar, dass dies auf Santa Maria passieren sollte. „Die Ruhe hier, die vielfältige Landschaft und die friedliche Atmosphäre haben uns sofort verzaubert“, sagt Rita.

In Vila do Porto, dem Hauptort, in dem etwa 5.500 Menschen wohnen, haben die beiden uns für die Inselumrundung ausgestattet: mit guten Tipps („Habt die Regenjacke immer bei der Hand!“), einer Wanderkarte und einem Schlüssel. Die Karte gibt die Etappen für die nächsten fünf Tage vor. Der Schlüssel öffnet die Hütten, in denen wir übernachten werden. Am Hafen geht es los, und am Hafen werden wir wieder ankommen.
In der Wetterküche
Obwohl Santa Maria winzig ist – mit dem Auto braucht man nie länger als vierzig Minuten irgendwohin –, vermittelt die Insel ein Gefühl der Vollständigkeit. Auf nicht einmal hundert Quadratkilometern existiert hier eine eigene Welt mit Küsten und Flüssen, Wäldern und Wiesen. Im Norden ragt ein raues Kap auf, im Süden liegen Sandstrände. Im Osten steigen steile Terrassen in die Höhe. Der Westen ist von einer kargen Steppe überzogen. Und dazwischen protzen ein immergrüner Berggipfel, Höhlen, Wasserfälle und eine rote Wüste.
In den letzten Jahren haben sich die Azoren zu einem beliebten Urlaubsziel entwickelt. In Europa eilt ihnen ein guter Ruf voraus. Das Azorenhoch sorgt regelmäßig dafür, dass wir zu Hause tagelang blauen Himmel haben. Und obwohl in der Wetterküche selbst oft ziemlich wild durcheinandergemischt wird, dauern die Schlechtwetterphasen hier nie lange an.
Die meisten Touristen bleiben auf der Hauptinsel São Miguel. Nach Santa Maria verschlägt es nur drei Prozent der Besucher. Wenn es nach den Inselbewohnern geht, kann das gerne so bleiben: „Wir brauchen nicht viele Touristen“, sagt Ioannis Rousseau, „aber den Leuten, die sich wirklich darauf einlassen wollen, zeigen wir gerne die Schönheit unserer Insel.“
Aus Liebhaberei begannen Freunde von Ioannis vor zwei Jahren damit, die Pfade auf der Insel zu einem 81 Kilometer langen Weitwanderweg zusammenzufügen und zu markieren. 2015 wurde die Grande Rota eröffnet. Doch in der ersten Saison ging kein einziger Gast die ganze Strecke. Unterwegs gibt es nämlich kaum Unterkünfte, und wildes Campen ist auf dem ganzen Archipel verboten. Ein paar wenige Wanderer quartierten sich in Vila do Porto ein und ließen sich jeden Tag mit dem Taxi zum Etappenstart bringen und am Ziel wieder abholen. „Aber das ist ja nicht das, was man sucht“, sagt Ioannis, selbst begeisterter Wanderer. Deshalb wurden Rita und er aktiv.

Longi F. | 15. Dez. 2019
Abends oder Morgens wurde dann noch eine Yoga-Stunde zum stretchen und zur Vorbeugung gegen Muskelkater erfolgreich eingelegt, da die Yoga-Lehrerin Tiffany die Übungen speziell auf die Zipperlein der Teilnehmer abstimmt.
Eine empfehlenswerter Urlaub zum Entschleunigen.
Shanti & Obrigado
Thomas & Claudia