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Outdoor-Filmemacher

Stephan Zenz: „Es sind die gut erzählten Geschichten, die einen fesseln“

• 16. August 2021
5 Min. Lesezeit

Ob im Schlauchboot, am Kletterseil oder auf den Graten des Eigers: Filmemacher Stephan Zenz hat stets die Kamera dabei und ist auf der Jagd nach spektakulären Bildern. Warum es bei Outdoor-Videoproduktionen nicht nur aufs Equipment ankommt, wofür ein Windjammer gut ist und welche Anfängerfehler sich leicht vermeiden lassen, verrät uns das Bergwelten Video-Rookie-Jury-Mitglied im Interview.

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Filmemacher Stephan Zenz
Foto: Markus Haas
Filmemacher Stephan Zenz
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Bergwelten: Wann und warum hast du begonnen, dich fürs Filmemachen zu interessieren?

Stephan Zenz: Richtig begonnen habe ich damit gegen Ende meiner Oberstufen-Schulzeit. Vorrangig haben mich Musikvideos interessiert, dadurch bin ich auch der ganzen Materie nähergekommen.

Wie hast du dir deine Skills erworben? Welche Ausbildungswege würdest du jungen Talenten, die Filmemacher werden möchten, generell empfehlen?

Anfangs natürlich viel durch Recherche und im Selbststudium. Später habe ich dann an der FH in St.Pölten das Bachelorstudium „Medientechnik - Audio/Video“ und im Anschluss das Masterstudium „Digitale Medientechnologien – Post-Produktion“ absolviert. In der Zeit konnte ich unter professioneller Anleitung und durch mehrere Praktika ein umfangreiches Wissen rund um das ganze Thema Video/TV/Film aufbauen. Gleichzeitig hatte ich auch Gelegenheit, mich mit eigenen Projekten kreativ und technisch auseinanderzusetzen und konnte dabei viel Erfahrung sammeln.
Grundsätzlich gibt es verschiedene Ausbildungswege: vom Selbststudium über Praktika im Bereich Film/TV/Video bis hin zu Hochschul-Studien, etwa an der Filmakademie, an den FHs St.Pölten, Hagenberg oder Salzburg. Das SAE Institute Wien ist ebenso eine Möglichkeit wie WiFi-Kurse oder Lehren. Abhängig vom Interesse kann man hier schon auf ein wirklich gutes Angebot zurückgreifen. 

Was ist die beste Kamera zum Anfangen im Outdoor-Bereich – bzw. welche Eigenschaften und Funktionen sollte sie aufweisen?

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Pauschal lässt sich das schwer sagen, da es immer auf den Verwendungszweck ankommt. Wenn man aber viel unterwegs ist, gilt natürlich: je leichter, desto besser. Hat man aber ein größeres Team oder diverse Transportmöglichkeiten, kann man auch wieder größeres Equipment mitnehmen. Es ist also immer eine Abwägungssache.
Eigenschaften und Elemente der Kameraausrüstung, die beim Filmen im Gelände von Vorteil sind, sind ND-Filter (intern oder extern), ein Sucher (oder zumindest ein Monitor mit Sonnenblende), bei Hand- bzw. Schulterkamera ein Bildstabilisator, ein Windjammer fürs Mikrofon, der das Rauschen reduziert, ausreichend Akkus und ein Belichtungsmesser (Zebra, Waveform, False Color…). Und dann darf man auch die Post-Produktion nicht vergessen. Professionelle Schnittprogramme sind z.B. Adobe Premiere Pro, Final Cut und Avid Media Composer. Auch Gratis-Schnitt-Softwaren bieten oft umfangreiche Möglichkeiten.

Stephan beim Filmen im Nationalpark Donau-Auen

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Was gehört zur Grundausstattung eines Outdoor-Filmers dazu? Musst du eigentlich immer alles allein tragen?

Man kann den Umfang des Equipments „von bis“ halten – je nach Verwendung und erwünschtem Ergebnis. Wenn es bilddramaturgisch positiv zum Film beiträgt, kann man sogar einen Kamerakran auf den Berg karren oder eine Kamera-Seilbahn über eine Schlucht bauen. Das Gleiche gilt für die Größe des Teams. Natürlich sind mehrere Hände immer sinnvoll, weil die Arbeit aufgeteilt wird. Geht man von einer professionellen Produktion aus, sind sowieso mehrere Positionen besetzt (Regie, Kamera, Ton, Licht, Assistent…). Bei geringem Budget, oder um die Logistik zu minimieren, kann auch mal ein 1-Mann-Team ausrücken. Oftmals lässt sich das Equipment auch mit Seilbahnen, Skidoos usw. zum Drehort transportieren. Da die meisten Outdoor-Produktionen mit einer körperlichen Anstrengung verbunden sind, sollte man vor allem auch auf sein persönliches Wohl achten und z.B. für ausreichende Verpflegung und passende Kleidung sorgen. Die beste Kamera hilft einem nicht, wenn man ausgelaugt ist und an seinen Grenzen arbeiten muss. Eine gute physische Kondition hilft auch die Konzentration länger aufrecht zu erhalten.

Du hast schon viel Erfahrung mit Outdoor-Videografie (unter anderem durch Produktionen für Bergwelten.com) – worauf kommt es bei diesem speziellen Segment an? Was war denn dein spektakulärstes Outdoor-Projekt bisher?

Für mich persönlich sind die Produktionen in den Bergen immer etwas Besonderes, da ich auch privat gerne im bergigen Gelände unterwegs bin und sich hier meine Interessen überschneiden. Je nach Produktionsaufwand sollte man sich dann auch entsprechend psychisch und physisch in der jeweiligen Umgebung zurechtfinden. Wenn man also an einem Kletterfilm arbeitet, ist es natürlich sehr hilfreich – wenn nicht sogar essenziell – ,dass man sich am Seil und mit Kletterausrüstung bewegen kann. Dasselbe gilt z.B. auch fürs Skifahren oder Bergsteigen – wobei ich mich selbst nicht zu den besten Skifahrern zähle.
Eine der spannendsten Produktionen für mich war das Filmen einer Eiger-Überschreitung über den Mittellegigrat. Dort habe ich eine Gruppe dokumentarisch begleitet. Dabei gab es mehrere Komponenten, die fordernd waren: die Höhe des Berges, Klettern an exponierten Stellen und auch die Länge der Tour. Außerdem kam dazu, dass wir am Gipfel in ein Gewitter gekommen sind, wo wir dann kurz an einer Stelle biwakiert haben.

Kannst du den typischen Alltag eines Berufsfilmers schildern? Gibt es Aspekte, die dem romantischen Bild davon nicht entsprechen?

Grundsätzlich beginnt jede Produktion mit einer Idee. Darauf folgt die inhaltliche Konzeption, Organisation und technische sowie logistische Planung. Bei der Produktion selbst ist es wichtig, einen Plan zu verfolgen, um sich nicht in den Bildern zu verlieren. Dazu gehört dann auch noch das richtige Datenmanagement und die Nachbearbeitung.
Es ist ein sehr schöner, aber auch geistig und körperlich fordernder Job. Was man bei all der Schönheit der Bilder nicht vergessen darf, ist, dass dahinter auch ein großer organisatorischer, logistischer und vor allem technischer Aufwand steht. Und es braucht auch eine gewisse Erfahrung, um auf Fehlerquellen oder sonstige Überraschungen reagieren zu können.
Was ich an dem Beruf besonders schätze ist, dass man an die verschiedensten Orte gelangt und die unterschiedlichsten Menschen treffen darf. Damit verbunden erhält man oft auch einen besonderen Blick hinter die Kulissen. Mich begeistert es immer wieder aufs Neue, wenn die Bilder dann im Schnitt beginnen, eine Geschichte zu erzählen.

Kann man vom Filmen leben?

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Ja.

Du bist Mitglied in der Video-Rookie-Jury – worauf achtest du bei Filmen besonders bzw. womit kann man dich am besten überzeugen?

Bewegte oder stille Bilder waren immer schon vom technischen Zeitgeist geprägt und die Bildsprache wird durch die Technologien geformt. Zurzeit boomen stabilisierte Gimbal-Shots oder Drohnenaufnahmen, weil diese Geräte eben auch den Consumer- und Prosumer-Markt fluten. Oft ist zu beobachten, dass diese Techniken zum Teil auch ziemlich ausgereizt werden (was ich ja auch verstehen kann, da sich damit großartige Bilder machen lassen). Allerdings bleibt dann meist der Inhalt der Videos und das Storytelling hinter der Bild-Ästhetik zurück. Aber genau die gut erzählten Geschichten sind es, die einen fesseln. Gute Dramaturgie, gepaart mit spektakulären Bildern, ist dann natürlich die beste Kombination.

Stephan Zenz ist als Filmer oft am Berg unterwegs

Verrätst du uns drei besondere Tipps oder Techniken für Video-Anfänger, am besten mit Bezug zum Outdoor-Filmen?

1. Die Bilder sollen der Erzählung dienen.
2. Achte auf ein sauberes Bild (Belichtung, Schärfe, Weißabgleich…).
3. Für einen Drehtag lieber weniger einplanen als zu viel – vor allem draußen gibt es immer wieder Überraschungen, die einen zum Improvisieren zwingen.

Du bist wohl auch privat viel in den Bergen unterwegs bzw. hältst dich für Outdoor-Videoproduktionen fit? Ist die Kamera eigentlich immer dabei?

Für mich ist ausreichend Bewegung und das Unterwegssein im Gelände integraler Bestandteil meines Alltags, daher trainiere ich jetzt nicht explizit für meinen Beruf. Privat ist schon ab und zu die Kamera dabei, dann aber eher zum Fotografieren. Aber ich genieße es auch sehr, mich davon zu befreien, um die Natur mit all meinen Sinnen gänzlich aufnehmen zu können.

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