Michael Mautz: „Kein Tag gleicht dem anderen“
Der 32-jährige Berg- und Skiführer Michael Mautz besteigt Berge am liebsten per Ski: Von den Kärntner Heimatbergen bis hin zu den schroffen Gipfeln nördlich des Polarkreises. Einen eindeutigen Lieblingsberg hat der Weltenbummler keinen, doch ist er jedes Mal aufs Neue erfreut, wenn er schöne Gipfelerlebnisse mit seinen Gästen teilen kann. Bergwelten traf den Ausbildungsleiter des Bergführerverbandes der Sektion Kärnten zum Gespräch.

Bergwelten: Warum eigentlich Bergführer?
Michael Mautz: Von Kindheitstagen an war das Skifahren meine große Leidenschaft, erst viel später kam ich dann über das Klettern zum Bergsteigen. Mit der Zeit entstand der Wunsch nach mehr. Ich wollte mich weiterentwickeln, um in weiterer Folge die höchste alpine Ausbildung zum Bergführer zu erreichen. Als Bergführer habe ich nun das Privileg meine beiden Leidenschaften zu vereinen und das Ganze im wohl schönsten Büro der Welt, der Natur.
Abgesehen vom schönen Büroplatz, worin liegt die Faszination deines Berufs?
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Jeder Tag bringt neue Herausforderungen. Außerdem schätze ich die tägliche und saisonale Abwechslung an meinem Beruf sehr. Am meisten fasziniert mich aber die Kombination aus körperlicher Arbeit, sozialen Kontakten und nicht zuletzt der mentalen Komponente, sprich andere Menschen zu motivieren und ihnen dabei zu helfen, ihre persönlichen Bergsportziele zu erreichen.

Und welche Berge besteigst du am liebsten mit deinen Gästen?
Einen „Lieblingsberg“ gibt es für mich nicht. Die unterschiedlichen Möglichkeiten innerhalb des Bergsteigens und die verschiedenen Wünsche der Gäste machen meinen Arbeitsalltag spannend und abwechslungsreich. Dabei ist es mein berufliches Ziel mit meinen Gästen ein unvergessliches Gipfelerlebnis zu teilen und ihnen die Möglichkeit zu geben, über sich selbst hinauswachsen zu können.
Dein persönlicher Lieblingsberg und deine drei schönsten Tourentipps aus den heimatlichen Bergen.
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Wie bereits gesagt, ein richtigen Lieblingsberg habe ich nicht, aber ein paar Tourentipps aus meiner Heimat in Kärnten verrate ich euch gerne:
Tourentipp 1: Kärnten bietet die optimale Kombi aus alpinem Mehrseillängenklettern in den Karawanken und anschließender Abkühlung in einem der wunderschönen Kärntner Seen. Mein persönlicher Favorit: Die Besteigung des Koschutnikturmes über die Nordkante (4+). Von oben ist der Blick auf den Wörthersee atemberaubend, ein Sprung ins kühle Nass nach der Rückkehr rundet die Tour optimal ab.
Tourentipp 2: Auf den höchsten Österreichs, den Großglockner über den Nordwestgrad. Diese selten begangene Route zeichnet sich durch die Kletterei über eine Firnflanke in Kombination mit einem felsigen Gratausstieg aus. Belohnt wird dann mit dem wohl schönsten Blick auf ganz Österreich.
Tourentipp 3: Es muss ja nicht immer ganz hoch hinaus gehen, auch für Bergsporteinsteiger hat Kärnten einiges zu bieten. Da wäre beispielsweise der Magic Mountain Trail am Kanzianiberg, der eine Kombination aus Klettern, Klettersteig und luftiger Flying Fox-Fahrt darstellt.

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Wie sieht eigentlich ein typischer Arbeitstag in deinem Leben als Bergführer aus?
Kein Tag gleicht jemals dem anderen. Aber einen gewissen Routineablauf gibt es natürlich schon: Im Winter starte ich meist schon recht zeitig, um mich mit dem aktuellen Lawinenlagebericht vertraut zu machen und die allgemeine Wetter- und Schneesituation zu überprüfen. Abhängig davon lege ich mir dann ein Tourenkonzept zurecht, dass oft kurzfristig an die Verhältnisse angepasst werden kann. Tagsüber bin ich dann draußen mit den Gästen im Gelände unterwegs. Im Sommer kann der Tag sogar noch früher beginnen, wie z.B. bei einer Hochtour in den Westalpen. Damit man rechtzeitig zu Mittag wieder zurück auf der Hütte ist, bevor das Wetter zusammenbricht, heißt es da oft im Dunkeln aufstehen und losklettern.
Zwischen den Tagen am Berg ist natürlich haufenweise Büroarbeit zu erledigen, aber das ist Teil meines Jobs und auch ein ganz guter Ausgleich zum Führen am Berg.
Was war dein skurrilstes Erlebnis mit Gästen am Berg?
Ein wirklich skurriles Erlebnis hatte ich auf einer Skitourenwoche in Norwegen, auf der Halbinsel Senja. Es war ein stürmischer Tag, mit reichlich Schneefall, starkem Wind und schlechter Sicht. Wenig überraschend haben wir auf unserer Tour an diesem Tag keine anderen Tourengeher angetroffen. Dennoch haben wir uns bis zum Gipfel hochgekämpft und im Anschluss eine pulverschneereiche Abfahrt bei mäßiger Sicht bis zum Meer erlebt.
Unten angekommen, gerade als wir die Skier abschnallten, trauten wir unseren Augen nicht: mitten im tiefsten Winter im hohen Norden Norwegens und auf einer absolut menschenleeren Straße fährt plötzlich ein Eiswagen um die Kurve, die typische Melodie tönte aus seinen Lautsprechern. Wir staunten nicht schlecht, denn die Erscheinung war absolut surreal. Trotz der eisigen Temperaturen haben wir uns alle ein Eis am Stiel gegönnt. Jedes Mal wenn ich daran denke, muss ich immer noch schmunzeln…
Es sind ja nicht immer Pulverschneeabfahrten und Eis am Stiel, was sind denn die Schattenseiten deines Beruf?
Es gibt für mich nichts Schöneres als bei Neuschnee und Sonnenschein den Tag mit motivierten Gästen draußen in der Natur zu verbringen. Mit bekannten Stammgästen gehe ich besonders gerne auf Tour: Wenn ich gemeinsam mit einem Gast über einen längeren Zeitraum auf das Erreichen eines Ziels hinarbeite und wir es dann schaffen, werden Emotionen in den Gästen freigelassen, die mir wiederum extrem viel Freude und Motivation bescheren.
Die Schattenseiten sind vermutlich die berufliche Abhängigkeit von Wetter und Witterung, wodurch das Gefahrenpotenzial einer Tour rasch ansteigen kann. Der Klimawandel und der daraus folgende Gletscherrückgang bereitet mir viel Kopfzerbrechen.
Wieviel Zeit verbringst du auf nicht-berufliche Art und Weise in den Bergen?
Wenn aus einer Passion eine Profession wird, besteht natürlich die Gefahr die Leidenschaft am Bergsport zu verlieren. Zum Glück konnte ich mir aber die Begeisterung zum Klettern und Skifahren bewahren und nutze beinahe jeden freien Tage für persönliche Ziele in den Bergen. In der Hauptsaison bleibt aber relativ wenig Zeit für eigene Bergtouren.

Wie lässt sich der Beruf Bergführer mit Freundschaften, Familie bzw. Partner vereinbaren?
Es gibt Phasen, in denen ich viel unterwegs bin und weniger Zeit mit Familie und Freunden verbringen kann. Daran anschließend folgen aber wieder beruflich ruhigere Zeiten, die mehr Freiraum für Privates lassen und die ich dann besonders genießen kann.
Wie siehst du die Zukunft der Bergführer?
Das Berufsbild des Bergführers wird sich in Zukunft weiter entwickeln müssen. Eine große Herausforderung sehe ich darin, die heimischen Berge für Gäste attraktiver zu gestalten und den Fokus mehr in Richtung allgemeines Bergerlebnis zu legen.
