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Schweizer Pioniere

Franz Lochmatter im Karakorum

• 12. Juni 2018
2 Min. Lesezeit

Franz Lochmatter konnte mehrere Erstbesteigungen in den Schweizer Alpen verzeichnen. Seine wahre Berufung fand er aber in der Leitung exotischer Forschungs-Expeditionen in den Himalaya.

Franz Lochmatter
Foto: Christian Imboden, Berge: Beruf, Berufung, Schicksal, Rotten Verlag
Walliser Bergpionier und Expeditionsleiter: Franz Lochmatter
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Es war vor allem die Seilschaft mit seinem Bruder Josef, in der sich Franz Lochmatter zu großen Pionierleistungen in den heimischen Bergen aufschwang. Zusammen vollbrachten die zwei Brüder abenteuerliche Erstbegehungen in den Alpen: Über die Besteigung des Täschhorns durch die gefährliche Südwand im Sommer 1906 schrieb der englische Alpinist Geoffrey Winthrop Young: „Je mehr man sich die Lage der beiden Männer überlegt, um so übermenschlicher erscheinen die Zusammenarbeit und die Kraft, die sie nach all den anstrengenden Stunden an den Tag legten.“

Berufung: Abenteurer

Nach dem tragischen Tod seines geliebten Bruders im Jahr 1915 konnte Josef keine große Erstbegehung mehr verzeichnen. Seine wohl größte Begabung – das Leiten von Expeditionen als Auslandsführer – lebte er hingegen auch danach eifrig aus. Für den Amerikaner Charles Meade zeichnete Lochmatter eine ganz besondere Eignung zum Reisen in unerforschte Gebiete aus: „Ich kann mir keinen vorstellen, der sich besser zur Führung bei der Eroberung jungfräulicher Himalaja-Gipfel eigenen würde.“

Schon 1912 reiste Franz Lochmatter zusammen mit seinem Neffen Johannes Perren und Charles Meade nach Asien und erreichte mit dem Amerikaner am Kamet (7.756 m) die 7.400 m-Grenze. Nach einer biwakierten Nacht im Schnee verhinderte aber dichter Nebel den Gipfelaufstieg.

Franz Kochmatter
Foto: Christian Imboden, Berge: Beruf, Berufung, Schicksal, Rotten Verlag
Blick vom Ghastole-Gletscher zum Kamet (7.756 m) (Foto aus dem Nachlass von Franz Lochmatter)

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Unbekannte Gebiete

Zwischen 1922 und 1930 begleitet Franz Lochmatter noch drei weitere, nunmehr holländische, Expeditionen ins Himalaya-Gebiet als Hauptführer. Sie standen unter der Leitung des Wissenschaftlers Philips Christiaan Visser-Hooft und dienten der Forschung. Dabei wagte man sich in völlig unbekannte Gebiete vor, an die noch keine Europäer jemals zuvor gelangt waren. Visser lobte ausdrücklich Lochmatters Organisationsgabe, mit der er Trosse aus über hundert Kulis, Yacks, Pferden und Kamelen aufstellte.

Franz Lochmatter
Foto: Christian Imboden, Berge: Beruf, Berufung, Schicksal, Rotten Verlag
Himalaya-Expedition von Philips Christiaan Visser-Hooft (links Franz Lochmatter)

Die Expedition des Jahres 1922 konzentrierte sich auf das Karakorum-Gebirge – dabei konnten in drei Monaten sechs Gipfel, darunter drei über 6.000 m, bestiegen und 12 Gletscher überschritten werden. Visser-Hooft führte dabei topographische Arbeiten durch.

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Auf der zweiten Expedition im Jahr 1925 ging es – abermals im Karakorum- sowie im Hindukusch – ins Gebiet des Hunza-Flusses. Dabei legte die Karawane unglaubliche 6.700 Kilometer zurück. Rund ein Drittel dieser Wegstrecke entfiel auf die Traversierung unbekannter Berge und Gletscher, die geologisch untersucht und kartographiert wurden.

Lochmatter-Schmetterling

1929 schließlich führte Lochmatter Visser in den Karakorum und nach Chinesisch-Turkestan. Diese Expedition erstreckte sich ebenfalls über viele tausend Kilometer und sollte über eineinhalb Jahre dauern. Als Höhepunkt galt die Traversierung des Siachengletschers, mit 74 Kilometern der zweitlängste Eisstrom außerhalb der Polarregionen. Lochmatter entdeckte im Zuge dieser Expedition auch eine neue Schmetterlingsart, der später zu seinem Ehren der Name Micrarctia Lochmatteri verliehen wurde (ein Exemplar davon kann im Zoölogischen Museum von Amsterdam bewundert werden). Ihre winterlichen Wanderungen führten die Expeditionsteilnehmer schließlich auch zum Großvater des heutigen Dalai Lama.

Franz Lochmatter schneidet während der Karakorum-Expedition von 1929 einem Träger die Haare
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Tod am Weisshorn

Franz Lochmatter starb nicht in der Ferne, sondern in den heimischen Bergen. Am 17. August 1933 hatte er zum wiederholten Mal das majestätische Weisshorn (4.505 m) bestiegen. Das gefrorene Seil, an dem er sich beim Abstieg über den Ostgrat herablassen wollte, löste sich aus der Blockverankerung. Lochmatter riss seinen damaligen Gast Hermann Hotz, den er in Indien kennengelernt hatte, mit in die Tiefe. Am Folgetag bargen 14 Bergführer und Träger aus St. Niklaus und Umgebung die beiden Leichen und brachten sie ins Tal.

An der Unglücksstelle am grossen Gendarmen des Weisshorns wurde am 25. Todestag eine Gedenktafel angebracht.

Franz Lochmatter
Foto: Christian Imboden, Berge: Beruf, Berufung, Schicksal, Rotten Verlag
Gedenktafel aus St. Niklauser Quarzitstein für Franz Lochmatter an der Absturzstelle am Weisshorn

Franz Lochmatter

  • Geboren: 1878 in St. Niklaus

  • Leben: Bergführer, Expeditions-Leiter

  • Erstbesteigungen (Auswahl): Strahlhorn über den Südwestgrat (1904), Dürrenhorn über die Ostflanke (1909), Nordend über den Nordgrat (1923).

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Berge: Beruf, Berufung, Schicksal
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