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Berg-Philosophie

Ehrgeiz am Berg

• 9. Mai 2016
1 Min. Lesezeit
von Christina Geyer

Es heißt, die Berge würden wie ein Vergrößerungsglas auf unsere Persönlichkeit wirken. Hier zeigt sich der wahre Charakter eines jeden Menschen, hier offenbart sich, wer das eigene Tempo zugunsten der Gruppe zu drosseln bereit ist – und wer nicht. Aber wie verwerflich ist es eigentlich, seinem Ehrgeiz am Berg freien Lauf zu lassen?

Ehrgeiz am Berg
Foto: Stocksnap/Aneta Ivanova
Wie verwerflich ist es, seinem Ehrgeiz am Berg freien Lauf zu lassen?
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Wir alle kennen den falschen Ehrgeiz und den gesunden – wann er aber nun falsch und wann gesund ist, darin wird man sich so schnell nicht einig. Ehrgeiz ist eine zutiefst persönliche Angelegenheit: Er kehrt nach außen, wonach wir streben, was wir wirklich wollen. Damit verhandelt er nicht weniger als unser innerstes Begehren – und ist somit immer auch sehr subjektiv. Das Begehren des einen mag für uns selbst schon ein falscher Ehrgeiz sein, während das Begehren des anderen uns als gesunder Ehrgeiz einleuchten mag. Es ist also gar nicht so leicht, den falschen Ehrgeiz vom gesunden allgemeingültig abzugrenzen.

Ehrgeiz am Berg
Foto: Unsplash
Der Ehrgeiz verhandelt unser innerstes Begehren

Ein grober Anhaltspunkt mag das eigene Können sein: Wo ich mir zutraue, auch in schnellem Schritt sicher auf den Gipfel zu kommen, kann Ehrgeiz motivierend wirken. Er wirkt sich wesentlich auf unsere Ausdauer aus: Was ich nicht wirklich will, werde ich auch nicht bis zum Äußersten zu erreichen versuchen. Allerdings kann ich auch etwas wollen, ohne der Herausforderung gewachsen zu sein. Ich kann etwa wirklich aufrichtig einen fordernden Berg besteigen wollen, dazu aber körperlich nicht in der Lage sein. Falsch würde der Ehrgeiz nun werden, wenn ich mich trotz beschränkten Könnens an diesen Berg heranwagen würde.

Ehrgeiz am Berg
Foto: Stocksnap/Ashley Knedler
Falscher Ehrgeiz: Sich trotz beschränkten Könnens an einen fordernden Berg heranwagen

Ehrgeiz an sich ist nichts Schlechtes: Er verweist erst einmal nur auf unsere Wünsche, unser Begehren. Gut oder schlecht wird er erst durch unsere Entscheidungen, dort, wo wir uns selbst falsch einschätzen und uns Dinge zutrauen, denen wir nicht gewachsen sind. Wie so oft im Leben geht es auch bei der Beurteilung unseres Ehrgeizes um das rechte Maß – und eine gute Portion Vernunft. So sehr wir auch einen Gipfel wollen: Zuweilen kann ein „Nein“ den Unterschied zwischen gesundem und falschem Ehrgeiz markieren.

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