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Höchste Berg der Welt

10 Dinge, die ihr über den Mount Everest bestimmt nicht wusstet

• 29. Mai 2022
7 Min. Lesezeit
von Robert Maruna

Rund um den höchsten Berg der Welt, den Mount Everest, ranken sich viele faszinierende Geschichten, Mythen und Legenden. Doch wusstet ihr eigentlich, dass sich Nepal und China lange um seine wahre Höhenangabe von 8.848 m oder 8.850 m stritten und nach einer Neuvermessung im Jahr 2019 auf 8.849 m einigten? Nein? Nun ja, dann gibt es vielleicht noch 10 weitere Fakten, die ihr über den Everest noch nicht gehört habt. Doch am besten ihr lest einfach selbst.

Das Basislager am Fuße des höchsten Bergs der Welt
Foto: THOMAS SENF/RED BULL CONTENT POOL
Das Basislager am Fuße des höchsten Bergs der Welt
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1. Wie kam der Everest eigentlich zu seinem Namen?

Im Jahre 1848 wurde der Berg von Andrew Scott Waugh erstmals von Indien aus vermessen und als „Peak b“ bezeichnet. Wenige Jahre später fand im Rahmen der Survey of India unter der Leitung von Radhanath Sikdar eine weitere Vermessung statt, die zu dem Ergebnis kam, dass der inzwischen als „Peak XV“ bezeichnete Gipfel mit 29.002 Fuß (8.840 m) höher ist als alle anderen bisher bekannten Berge. 1856 gab Waugh das Ergebnis an die Royal Geographical Society weiter und benannte den Berg zu Ehren seines Vorgängers, dem ehemaligen Leiter der Großen Trigonometrischen Vermessung Indiens, Mount Everest.

Fälschlicherweise wurde jener Berg damals vom deutschen Himalayaforschers Hermann von Schlagintweit mit dem Gaurishankar verwechselt. Schlagintweit hatte sich 1855 auf die Suche nach dem soeben als höchsten Berg der Welt bekannt gewordenen „Peak XV“ gemacht und einen alles überragenden Gipfel erspäht, den die Einheimischen als Chomo Tseringma (Gaurishankar) bezeichneten. Der deutsche Forscher hielt den Gaurishankar für den mysteriösen „Peak XV“ und aus Ablehnung gegenüber der englischen Bezeichnung Mount Everest wurde der Gaurishankar in deutschen Schulen als höchster Berg der Erde gelehrt. Erst 1903 wurde festgestellt, dass sich der Gaurishankar 57 km entfernt vom Everest befindet und es sich dabei um den 7.143 m hohen „Peak XX“ handelt.

Ironie der Geschichte: Sir George Everest hatte den Berg niemals zu Gesicht bekommen und obwohl der Berg heute weltweit nach ihm benannt ist, wird er eigentlich falsch ausgesprochen, denn die Familie Everest sprach sich „Eve-rest“ („Eve“ wie „Abend“ mit langem „i“).

Sir George Everest
Foto: Wikipedia / Gemeinfrei
Sir George Everest

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2. Welche Namen trägt der Everest noch?

Wie bereits erklärt, wurde der Mount Everest 1856 nach dem britischen Landvermesser George Everest benannt. Der Name Qomolangma (englische Umschrift Chomolungma für „Göttinmutter der Erde" ) ist allerdings seit Jahrhunderten in Tibet gebräuchlich und wurde 1717 erstmals auf einer Karte eines französischen Jesuitenmissionars in Peking vermerkt. Darüber hinaus trägt der Everest noch die nepalesische Bezeichnung „Sagarmatha", welche erst seit 1965 in Nepal verwendet wird und aus dem indischen Sanskrit stammt. Übersetzt bedeutet es soviel wie „Himmelsgipfel“.

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3. Welche Besteigungsversuche gab es vor den Erstbesteigern Edmund Hillary und Tenzing Norgay?

Die ersten Besteigungsversuche wurden allesamt von britischen Expeditionsteams zwischen 1921 und 1938 unternommen. Nachdem der Dalai Lama Anfang 1921 der Royal Geographical Society die Erlaubnis zu Erkundungsexpeditionen aussprach, wurde ein erster britischer Trupp in das Gebiet entsandt. Die vorrangigen Ziele waren allerdings geologische Vermessungen und die Kartierung des Gebietes, erst im weiteren Verlauf wurde nach einer möglichen Aufstiegsroute gesucht. Und so kam es, dass ein gewisser George Mallory vom Lhakpa La (tibetischer Gebirgspass) aus eine überwindbare Route zum Gipfel ausfindig machte, die seither als Standard-Nordroute durch das Tal des östlichen Rongpu-Gletschers auf den Nordsattel bezeichnet wird.

Die britische Expeditionstruppe von 1924. Reihe hinten: Andrew Irvine, George Mallory, Edward F Norton, Noel E Odell and Macdonald. Reihe vorne: E.O. Shebbeare, Geoffrey Bruce, Dr T. Howard Somervell and Bentley Beethem
Foto: mauritius images / United Archives
Die britische Expeditionstruppe von 1924. Reihe hinten: Andrew Irvine, George Mallory, Edward F Norton, Noel E Odell and Macdonald. Reihe vorne: E.O. Shebbeare, Geoffrey Bruce, Dr T. Howard Somervell and Bentley Beethem

Zwischen 1922 und 1924 wurden mehrere Besteigungsversuche unternommen, die allesamt mit dem Namen Mallory verbunden sind, aber erfolglos blieben. Am 8. Juni 1924 unternahmen Mallory und sein Begleiter Andrew Irvine einen finalen Aufstiegsversuch von dem sie nicht mehr zurückkehrten. Auf einer Höhe von knapp 8.500 m wurden sie zuletzt beobachtet, bevor ihre Spuren im Nebel verschwanden. Bis heute bleibt unklar, ob Mallory und Irvine die ersten Menschen am Gipfel des höchsten Berges der Welt waren. Die Leiche von Mallory wurde 1999 von einem Suchtrupp rund um den amerikanischen Bergsteiger Conrad Anker auf 8.150 m gefunden, Irvines Leiche ist nach wie vor verschollen. Legendär bleibt jedoch Mallorys Antwort auf die altbewährte Frage, warum er den Everest besteigen wolle: „Because it is there“. Man möchte meinen damit sei jegliche weitere Diskussion rund um die Besteigung von Bergen ausgemerzt, knapp 100 Jahre später stellen wir uns jedoch noch immer dieselben Fragen. 

4. Wie viele Routen führen heute auf den Gipfel des höchsten Bergs der Welt?

Mittlerweile gibt es über 20 unterschiedliche Routen auf den 8.849 m hohen Gipfel, wobei die Süd- und Nordrouten die Standardvarianten darstellen. Auch die Erstbesteiger Sir Edmund Hillary und Tenzing Norgay wählten die Südroute für ihren damaligen Gipfelsturm, während die technisch schwierigere Nordroute seltener begangen wird. Ein letztes ungelöstes Problem am Everest scheint allerdings die berühmte Ostwand: Während der Erkundung nach einer möglichen Aufstiegsroute erblickte Mallory 1921 den Ostgrat des Berges und gibt seinen Begleitern zu verstehen, dass „diese so schwierig sei, dass man sie nur in der Phantasie“ erklettern könne. Seitdem trägt der Ostgrat den Namen „Phantasy Ridge“ und ist bis zum heutigen Tage nicht bestiegen worden (die einzelnen Abschnitte sehr wohl, doch wurde keine durchgängige Besteigung des Ostgrats bis hin zum NO-Grat und Gipfel verzeichnet).

Das Panorama des Everest und seiner umliegenden Bergwelt
Foto: mauritius images / Neil McAllister / Alamy
Das Panorama des Everest und seiner umliegenden Bergwelt
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5. Wer war der erste Mensch, der...

...mit dem Snowboard den Everest befuhr?

Dieses Kunststück gelang dem Franzosen Marco Siffredi am 23. Mai 2001, einen Tag nach seinem 22. Geburtstag. In weniger als vier Stunden fuhr der junge Alpinist vom Gipfel über die Nordroute ins ABC-Camp auf 6.400 m ab. Bei seinem zweiten Versuch den Everest mit dem Snowboard zu befahren, startet Siffredi am 8. September 2002 um 15.15 vom Gipfel aus in Richtung Horbein Colouir. Wenige Turns später zieht eine Wetterfront herein und Siffredi verschwindet hinter den Wolken. Dies war der letzte Moment an dem er lebend gesichtet wurde, wobei sich um sein vermeintliches Ableben viele Mythen ringen. Die ihn begleitenden Sherpas meinen, den Snowboarder auf einer Höhe von 6.800 m später gesichtet zu haben, jedoch konnten keine Spuren seiner Abfahrt entdeckt werden. Seine Schwester Shooty Siffredi ist davon überzeugt, dass ihr Bruder überlebt hat und sich in die Berge Tibets zurückgezogen hat, um fernab vom Trubel dieser Welt neue Berge zu erkunden und mit dem Snowboard zu befahren. Die wahrscheinlichste Variante rund um Siffredis Verschwinden ist aber, dass er einer Lawine oder einer der unzähligen Gletscherspalten am Everest zum Opfer gefallen ist.

Der französische Snowboarder Marco Siffredi am Gipfel des Everest
Foto: RENÉ ROBERT/MARCO SIFFREDI
Der französische Snowboarder Marco Siffredi am Gipfel des Everest

...per Ski den Everest hinabwedelte?

Hier müssen streng genommen zwei Namen genannt werden: Hans Kammerlander und Davo Karnicar. Der erste ist kein Unbekannter, der Südtiroler Extrembergsteiger stieg am 24. Mai 1996 im Alleingang in nur 16 Stunden und 45 Minuten auf den Gipfel des Everest, um oben seine Ski anzuschnallen und als erster Mensch über die Nordflanke bis hinunter in das vorgeschobene Basislager auf dem Rongbuk-Gletscher abzufahren. Nach 23 Stunden und 50 Minuten waren Aufstieg und Abfahrt beendet. Die Nachricht ging um die gesamte Welt, jedoch kann Kammerlanders Leistung nicht als vollständige Befahrung gewertet werden, da er seine Ski für kurze Passagen immer wieder abschnallte. Die erste durchgehende Befahrung des Everest geht insofern an den Slowenen Davo Karnicar welcher über die Südroute am 7. Oktober 2000 in 5 Stunden vom Gipfel zum Basecamp abfuhr, ohne dabei die Skier abzuschnallen. 

...mit dem Paraglider vom höchsten Punkt hinabflog?

Auch dieser Titel geht an einen Franzosen und zwar an den Alpinisten Jean-Marc Boivin, der 1989 mit einem Paraglider vom Gipfel des Everest bis ins Tal segelte. Der Ruhm war im sicher, doch konnte Boivin diesen nicht all zulange auskosten: 1990 verstarb er beim Versuch mit einem Spezialschirm vom höchsten freifallenden Wasserfall der Erde, dem Salto Angel in Venezuela, zu springen.

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...mit dem Helikopter am Gipfel aufsetzte?

Wobei hier die Bezeichnung aufsetzen wörtlich zu nehmen ist, denn Landung gab es bis dato keine. Nichtsdestrotz ziehen wir vor dem französischen Testpiloten Didier Delsalle unseren Hut, schließlich ist er als erster Mensch der Welt mit einem Helikopter auf den Gipfel des Everest geflogen. Passiert am 14. Mai 2005 um exakt 7:08 Uhr Ortszeit. Der Franzose setzte den Hubschrauber vom Typ Ecureuil/AStar AS350B3 am höchsten Punkt der Erde auf und verließ bei laufenden Turbinen für zwei Minuten sein Gefährt bevor er wieder ins Tal flog. Vermutlich ging sich ein Selfie trotzdem noch aus.

6. Wer war der älteste Mensch auf 8.849 m?

Als ältester Mensch, der je den höchsten Punkt der Erde erklomm, gilt der Japaner Yuichiro Miura. Im stolzen Alter von 80 Jahren sicherte er sich im Mai 2013 seinen Platz im Guinnes-Buch der Rekorde und übertrumpfte damit die Leistung des bisherigen Rekordhalters, des Nepalesen Min Bahadur Sherchan, welchem die Besteigung im Mai 2008 im Alter von 76 Jahren gelungen war. 2017 startet Sherchan als 85-jähriger einen erneuten Versuch auf den Gipfel des Everest, um sich seinen Thron zurückzuholen, jedoch verstarb er bereits im Basislager – offizielle Diagnose: Herzversagen.

7. Wer war der jüngster Mensch auf dem Gipfel des Everest?

Am 22. Mai 2010 bestieg der damals 13-jährige Amerikaner Jordan Romero gemeinsam mit seinem Vater Paul und seiner Stiefmutter Karen Lundgren erfolgreich den höchsten Punkt der Erde und stellte somit den Rekord des 16-jährigen Nepalesen Temba Tsheri ein. Die Expedition rund um Jordan folgte der tibetischen Nordroute, da nepalesische Behörden keine Permits an Jugendliche unter 16 Jahren ausstellen. Im damaligen Team von Jordan findet sich ein ebenso bemerkenswerter Bergsteiger, der weit über die Grenzen des Himalaya hinaus bekannte Apa Sherpa. Mit seiner damals 20. Everest-Besteigung feierte er ebenfalls einen persönlichen Rekord, mehr dazu im nächsten Punkt. 

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8. Wer hat die häufigsten Gipfelbesteigungen am Everest?

22. Mal – genau so oft war der Nepalese Kami Rita Sherpa auf dem Gipfel des höchsten Bergs der Erde. Zuletzt bestieg er den Everest 2018 und löste damit die bisherigen Rekordhalter Apa Sherpa und Phurba Tashi Sherpa ab. Doch damit nicht genug: der 48-jährige Kami Rita bekundete die Absicht mindestens 25. Mal auf den Everest zu marschieren, offensichtlich liegt ihm dieser Berg wirklich sehr am Herzen.

Die japanische Bergsteigerin Junko Tabei 1985 auf ihrem Weg zum Gipfel des Pik Ismoil Somoni, dem höchsten Berg Tadschikistans
Foto: Jaan Künnap / Wikipedia
Die japanische Bergsteigerin Junko Tabei 1985 auf ihrem Weg zum Gipfel des Pik Ismoil Somoni, dem höchsten Berg Tadschikistans

9. Wer war die erste Frau auf dem Everest?

Als die Japanerin Junko Tabei am 16. Mai 1975 als erste Frau der Welt auf dem Gipfel des 8.849 m hohen Mount Everest stand, löste sie dadurch unterschiedliche Reaktionen aus. Während ihr Gipfelerfolg weibliche Höhenbergsteigerinnen beflügelte, wurde ihre Leistung von männlichen Kollegen mitunter belächelt. Tabei ließ sich ihre Ambitionen jedoch nicht nehmen und stieg bis zu ihrem Lebensende auf Berge in ihrer Heimat und fremden Ländern. 2016 erlag sie im Alter von 77 Jahren einem Krebsleiden, kurz zuvor stieg sie noch mit Kindern aus der Katastrophenregion Fukushima auf den 3.776 m hohen Fuji, den höchsten Berg Japans.

10. Wem gelang die erste Winterbesteigung des Mount Everest?

Die erste offizielle Winterbesteigung erfolgte am 16. Dezember 1983 durch die japanischen Alpinisten K. Murakami, T. Ozaki, H. Yamada und den Sherpa Nawang Yonden. Die polnische Besteigung durch Krzysztof Wielicki und Leszek Cichy vom 17. Februar 1980 fand nicht im nepalesischen Winter statt und gilt somit als umstritten.

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