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Berg-Know-How

Wie der Berg zur Hütte kam

• 10. November 2020
2 Min. Lesezeit
von Christina Geyer

Heute sind die Hütten aus den Bergen kaum noch wegzudenken. Sie sind Festungen inmitten von unendlichen Weiten, die uns mit flaumigem Kaiserschmarrn und hochprozentiger Zirbe in ihren warmen Stuben empfangen. Das war aber nicht immer so.

Kürsinger Hütte in Salzburg
Foto: Emil Widmann
Die Kürsinger Hütte in der Venedigergruppe in Salzburg
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Nüchtern betrachtet ist es eigentlich ziemlich abwegig, ausgerechnet in den abgeschiedensten Winkeln der Berge ein Fundament auszuheben. Die Gewährleistung von Bau, Versorgung und Erreichbarkeit stellt ein logistisch ehrgeiziges Unterfangen dar, das penibler Planung und Organisation bedarf. Angesichts ihrer Erfolgsgeschichte darf man darum ruhig einmal fragen: Wie kam die Hütte eigentlich auf den Berg?

Vom „Hospitales“ zur Hütte

Heute kennen wir die Hütte als mehr oder minder urige Unterkunft, die sich als Stützpunkt entlang einer Bergtour anbietet und mit kulinarischen Köstlichkeiten lockt. Ach ja – und so ganz nebenbei auch noch vor Wind und Wetter schützt. Einige dieser Merkmale lassen sich bis zur Entstehung der Hütte zurückverfolgen. Wobei die „Hütte“ in ihrer Usprungsform noch den Namen „Hospitales“ trug. In der Schweizer Bezeichnung „Hospiz“ für Schutzhütte ist diese namentliche Abstammung aus dem 14. Jahrhundert bis heute manifest.

Johannishütte in Tirol
Foto: DAV Sektion Oberland
Die Johannishütte in der Venedigergruppe in Tirol

Allerdings waren die Hospitales weniger Hütten als Krankenhäuser. Hier wurde man nicht vom Wirten, sondern vom Seelsorger in Empfang genommen und der Blick aufs Gipfelmeer wurde durch die Kreuze der Friedhofsgräber verstellt. Die Hospitales füllten jene Lücke im karitativen Sektor, die mit der Säkularisierung der Klöster entstand. Wofür einst noch die Klöster zuständig waren, übernahmen fortan die Hospitales: Sie boten den Alten und Kranken eine Unterkunft, übernahmen deren Pflege – und schließlich: deren Bestattung.

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Aus den Hospitales, die anfangs durchaus auch noch am Fuße der Berge thronten, leiteten sich schließlich jene modernen Einrichtungen ab, die wir heute unter den Namen Krankenhaus, Sterbehospiz, Alten- und Pflegeheim kennen. Was das alles mit der urigen Berghütte von heute zu tun hat? Nun, doch einiges. Die wesentlichen Merkmale der Hospitales bestanden in der Aufnahme von Bedürftigen, der Beherbergung und Speisung von Fremden. Daran hat sich bis heute kaum etwas geändert.

Die Hospitales mögen im Laufe der Zeit ihren Charakter als Krankenhaus verloren haben, Herberge aber blieben sie. Immer mehr Einrichtungen wurden in den Bergen errichtet – als Zufluchtsort für Hirten, Forstarbeiter, Landvermesser, Säumer und Bergwergsknappen. Die Berghütte hatte ihre Bestimmung gefunden.

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Mit der einsetzenden Erschließung der Alpen im 19. Jahrhundert wandelte sich die Hütte schließlich ein letztes Mal: Sie wurde zum touristischen Stützpunkt, zur schützenden Herberge für Abenteurer, Wanderer und hochalpine Bergsteiger. Und das ist sie bis heute. Einzig: Die Speisekarte ist länger geworden.

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