16.800 Touren,  1.600 Hütten  und täglich Neues aus den Bergen
Foto: Giovanni Nicosia
Bergsteigerdörfer

Bergsteigerdorf Triora – Mittelalterliches Flair in den Ligurischen Alpen

• 10. Januar 2022
5 Min. Lesezeit

Weit oben im Argentina Tal an den Hängen des höchsten Berges der Ligurischen Alpen, dem Monte Saccarello, liegt das kleine Dorf Triora auf fast 800 Metern. Der mittelalterlich anmutende Ort mit seinen Steinhäusern und engen Gassen wird von dichten Wäldern, Olivenhainen und Weinbergen umgeben. Triora ist das jüngste Mitglied der Bergsteigerdorf-Familie und vereint mediterrane und alpine Einflüsse zu einem großartigen Gesamterlebnis.

Das Dorf Triora verströmt mittelalterliches Flair
Anzeige
Anzeige

Die Provinz Imperia erstreckt sich von der Ligurischen Riviera bis weit nach Norden hinauf in die Gebirgsketten rund um den Monte Saccarello auf über 2.200 Metern. Hier befindet sich mit dem Naturpark Ligurische Alpen eines der faszinierendsten Schutzgebiete Italiens, eingekeilt zwischen der französischen Grenze und dem unteren Piemont.

Der Übergang vom Meer- zum Alpenklima bringt eine außerordentlich reiche Artenvielfalt hervor. Thymian, Kakteen, Kaktusfeigen und mediterrane Orchideen gedeihen hier neben Enzian, Rhododendren und üppigen Almwiesen. Steinadler, Schneehühner, Brikhühner, Gämsen und Wölfe bewohnen den Naturpark. Zwischen den wilden Naturlandschaften stehen auf den felsigen Kämmen und Bergausläufern bewohnte Dörfer, die wie aus einer anderen Zeit zu sein scheinen.

So auch Triora, das übrigens auf eine ganz besonders schaurige Geschichte zurück blickt: Als im Jahr 1587 durchgehend schlechtes Wetter zu massiven Ernteausfällen führte, kam die Frage auf, wer an dem Unglück schuld sei. Schnell war man sich einig – es mussten Hexen sein. Tatsächlich lösten die Ereignisse in Triora massive Hexenverfolgungen aus, die weit in die benachbarten Gebiete übergriffen. Viele Frauen wurden direkt in Triora am Scheiterhaufen verbrannt. Eine Statue im Ort sowie das Hexen- und Heimatmuseum sind Zeugnis dieser dunklen Seite und geben einen Einblick in die damaligen Verhältnisse.

Trioa wird von einer außergewöhnlichen Landschaft umgeben, blickt aber auch auf eine dunkle Geschichte zurück.

Heute ist es in Triora zum Glück ruhig geworden und nicht der Inquistor von Genua ist hier zu Gast, sondern Menschen, die die Berge und die Ursprünglichkeit der vielfältigen Landschaft lieben. Schließlich ist Triora ein toller Ausgangspunkt für viele Wanderungen, Berg- und Mountainbiketouren. Vom Talboden steigen die Hänge hinauf bis zur Alta Via dei Monti Liguri, die heute auch mit dem aussichtsreichen Sentiero Italia des Club Alpino Italiano zusammenfällt. Die Berge sind fast das ganze Jahr über zu begehen, entsprechende Ausrüstung und Erfahrung vorausgesetzt. Sogar Skitouren sind im Winter möglich und einige Schutzhütten bieten Unterkunft und Verpflegung.

Beliebt auf Bergwelten

Außerdem sind die steilabfallenden Klippen bei Sportkletterern sehr beliebt und die Kraft des Wassers hat tiefe Schluchten geschaffen, die faszinierende Canyoningabenteuer ermöglichen.

Triora ist heute ein wunderbarer Ort für Familien und Naturbegeisterte.

Wander- und Bergtouren

Unzählige Wander- und Bergtouren führen durch die dichten Wälder und hinauf auf die höchsten Gipfel der Ligurischen Alpen. Wir haben hier eine kleine Auswahl an Touren, die in Triora starten: 

1. Alta Via dei Monti Liguri

Die Alta Via dei Monti Liguri ist über 400 km lang und durchquert ganz Ligurien von Ventimiglia bis La Spezia. Unzählige Zustiege ermöglichen einzelnen Abschnitte zu gehen, drei davon sind direkt von Triora aus machbar:

Auch beliebt

  1. Von der Muratone-Hütte zur Allavena-Hütte
  2. Von der Allavena-Hütte zur Sanremo-Hütte
  3. Von der Sanremo-Hütte zum Colle San Bernardo di Mendatica

2. Von Triora auf den Monte Saccarello

Eine beeindruckende Bergtour führt direkt von Triora auf den höchsten Berg Liguriens. Über mehrere Pässe, wie den Gorda-, den Grimperto-, den Pellegrino und den Garlenda-Pass, und vorbei an der Sanremo und der Terza Hütte erreicht man den Gipfel des 2.200 m hohen Monte Saccarello.

Anzeige
  • Schwierigkeit: mittel
  • Gehzeit: 7 Stunden
  • Höhenunterschied bergauf: 1.420 m

3. Von Triora nach Realdo

Anfangs geht es entlang der Straße SP89, von der aus sich der Blick über das gesamte Dorf eröffnet. Bald wandert man durch artenreiche Laubwälder bis zum Rio di Bregalla und zum Dorf Bregalla. Weiter geht es nach Greppo und schließlich um den Monte Corce Gastagna auf halber Höhe herum. Über den Bricco Moriano und eine tolle historische mittelalterliche Brücke wandert man in das Brigasco-Dorf Realdo.

  • Schwierigkeit: mittel
  • Gehzeit: 5 Stunden
  • Höhenunterschied bergauf: 597 m; bergab: 1.360 m 

4. Von Realdo zur Kirche Notre-Dame des Fontaines

Von Realdo wandert man vorbei an der Kirche Sant’Antonio in Richtung Passo di Collartooth. Auf bereits französischer Seite führ ein schamler Saumpfad über den Col Linaire zum Kirchlein Notre-Deame des Fontaines. Die kleine Kirche ist vor allem aufgrund seiner wertvollen Fresken bekannt und wird „Sixtinische Kapelle der Alpen“ genannt. Um das Innere der Kirche besichtigen zu können, sollte man sich unbedingt vorher nach den Öffnungszeiten erkundigen!

  • Schwierigkeit: mittel
  • Gehzeit: 6 Stunden
  • Höhenunterschied bergauf: 1.306 m
Rund um Triora lädt ein ausgezeichnet beschildertes Wanderwegenetz ein, die Berge und die weiteren Dörfer und Weiler zu erkunden.

Mountainbiketouren

Auch mit dem Mountainbike lässt sich die Umgebung von Triora wunderbar erkunden. Viele der Touren setzen allerdings auf Grund ihrer Länge und zu bewältigenden Höhenmetern eine gute Kondition voraus: 

1. Von Triora auf den Monte Saccarello

Der höchste Berg Liguriens ist auch mit dem Mountainbike erreichbar. Dazu hält man sich zuerst entlang der Straße zum Passo della Guardia, dann links in Richtung des Collardente Passes. Bald erreicht man rechts die Abzweigung zum Tanarello Pass und kurz darauf den Saccarello mit seiner Statue des Erlösers. Retour folgt man erst dem Weg zurück zum Collardente Pass, nimmt dann aber die Schotterstraße zum Colle Sanson und steigt zum Weiler Realdo ab. Auf der asphaltierten Straße erreicht man schließlich wieder Triora.

  • Streckenlänge: 60 km
  • Höhenunterschied: 3.000 m

2. Von Triora nach Goina

Weniger lang und anstrengend ist der flache Weg vom historischen Ortszentrum von Triora zum Weiler Goina. Vorbei an den Ruinen der Kirche Santa Caterina aus dem 14. Jahrhundert und durch wunderschöne Kastanienwälder erreicht man den heute fast unbwohnten Weiler Goina.

  • Streckenlänge: 18 km
  • Höhenunterschied: 448 m

3. Von Triora zum Bassa di Sanson

Schöne Rundtour über den Passo della Guardia und den Collardente Pass bis zum Bassa die Sanson. Retour geht es durch lichte Lärchenwälder hinab durch die Weiler Pin und Borniga und nach Realdo. Von hier auf der asphaltierten Straße retour nach Triora.

  • Streckenlänge: 41 km
  • Höhenunterschied: 2.000 m

Tipp: Einen Radverleih und tolle, geführte Touren bietet Atipico Outdoor Escape an.

Auch die Mountainbike-Routen sind gut beschildert.
Foto: Jan Salcher
Auch die Mountainbike-Routen sind gut beschildert.

Canyoning

Vor allem am Argentina-Bach und seinen Nebenflüsse hat die Kraft des Wassers teils tiefe Schluchten geformt, die sich für Canyoning besonders gut eignen. Einer der beliebtesten Orte befindet sich am Zusammenfluss des Rio Grognardo mit dem Argentina-Bach. Hier hat sich der Degno-See gebildet und die spektakuläre Umgebung sowie das kristallklare Wasser runden das Abenteuer ab.

Tipp: Der Verein Liguriana Alps Outdoor bietet tolle Canyoning Touren mit einem ausgebildeten und ortskundigen Berg- und Canyoningführer an.

Felsklettern

Das Argentina -Tal wartet mit tollen Kalksteinwänden abseits der bekannten Felskletter-Spots auf. Lichtumflutet heben sich diese Klippen aus den Wäldern und bieten eine Vielzahl von teils recht anspruchsvollen Touren. Hier finden sich vor allem Enthusiasten ein, die immer auf der Suche nach einem Abenteuer sind. Der Nordkamm von Toraggio etwa ist eine solche Tour, die zwar nicht besonders schwierig ist, aber gute Kenntnisse des sicheren Fortbewegens in steilem und ausgesetztem Gelände voraussetzt. Oder auch die „Via Salesi“ bei Pietravecchia, die ebenfalls nicht sehr anspruchsvoll aber dafür von erlesener Schönheit ist.

Triora im Winter

Im Winter sind die Berge rund um Triora das ideale Gebiet für Ausflüge mit Tourenski oder Schneeschuhen. Schneeschuhwanderungen sind im Monesi-Gebiet mit Ziel Monte Saccarello, dem Passo Tanarello und der Cima Ventosa möglich. Besonders empfehlenswert sind zudem Touren vom Colle Melosa zum Monte Grai und den Aussichtsbalkonen von Marta. Oder auch von Realdo bis Borniga, Il Pin, l'Abenin und die Bassa di Sanson. Im Colle Melosa wird sogar eine Langlaufloipe gespurt.

Im Winter reflektieren die verschneiten Ligurischen Alpen das Sonnenlicht.
Foto: Giovanni Nicosia
Im Winter reflektieren die verschneiten Ligurischen Alpen das Sonnenlicht.

Fakten: Bergsteigerdorf Triora

  • Ortschaft: Triora (780 m)
  • Gebirgsgruppen: Ligurische Alpen, Saccarello-Gruppe
  • Wichtigste Gipfel: Monte Saccarello (2.201 m), Monte Frontè (2.151 m), Cima Garlenda (2.141 m), Punta di Santa Maria (2.138 m), Monte Cimanasso (2.085 m), Monte Grai (2.013 m), Rocca Rossa (1.804 m)

Hütten:

Anreise:

  • Mit dem Auto: Autobahn A10 Genua-Ventimiglia, Ausfahrt Arma di Taggia, dann der Beschilderung nach Triora (SS 548) folgen - 32 km
  • Mit dem Zug: Anreise bis FF.SS.-Station di Taggia-Arma - 30 km von Triora;  Anreise bis FF.SS.-Station di Sanremo - 38 km von Triora
  • Mit dem Fahrrad: Radweg Arma di Taggia - 29 km

Link:

Mehr zum Thema

Bergwelten entdecken