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Berg-Know-How

Wie der Gipfel zum Kreuz kam

• 3. November 2020
1 Min. Lesezeit
von Christina Geyer

Es steht für das Erreichen eines Ziels, ist ein populäres Fotomotiv und dient als Markierung von Erhebungen: Das Gipfelkreuz. Aber wie kam der Gipfel eigentlich zum Kreuz?

Gipfelkreuz Buchstein in Bayern
Foto: Mauritius/Bernd Ritschel
Das Gipfelkreuz des 1.701 m hohen Buchsteins in Bayern
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Die ersten Gipfelkreuze wurden bereits im späten 13. Jahrhundert errichtet, gehen also auf eine über 700 Jahre alte Idee zurück. Ihren Siegeszug verzeichnen die Gipfelkreuze naturgemäß in den katholisch geprägten Regionen der Alpen. In Italien finden sich zudem auch Madonna-Statuen auf den Gipfeln.

Dem Gipfelkreuz kommt jedoch nicht ausschließlich eine religiöse Symbolik zu. Im 16. Jahrhundert fungierten die Kreuze auch als Markierung von Alm- und Gemeindegrenzen. Mit dem Erstarken des Alpinismus im 19. Jahrhundert wurden die Kreuze im Rahmen der Gipfel-Vermessungen auch zu Zeichen der Aufklärung: Mit Blitzableitern und wissenschaftlichen Messinstrumenten ausgestattet, symbolisierte das Gipfelkreuz mithin mehr eine Verneigung vor den menschlichen Errungenschaften als vor Gott.

Gipfelkreuz in den Schweizer Alpen
Foto: Freeimages/Michael Faes
Gipfelkreuz in den Schweizer Alpen: mithin mehr eine Verneigung vor den menschlichen Errungenschaften

Erst im 20. Jahrhundert fand das Gipfelkreuz zu seiner rein religiösen Bedeutung zurück. Das Ende des 2. Weltkriegs läutete gewissermaßen die Blütezeit der Gipfelkreuze ein. Sie wurden einerseits in Gedenken an Kriegsgefallene und andererseits zum Dank für überlebende Heimkehrer errichtet.

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Das Gipfelkreuz als „Humbug“

Der Werdegang des Gipfelskreuzes könnte damit abgeschlossen sein – ist er aber nicht. In Reinhold Messner hat das Gipfelkreuz seinen erbittertsten Gegner gefunden: „Humbug“ seien die Markierungen, wird Messner nicht müde zu behaupten. Die Kreuze würden die Gipfel für religiöse Zwecke instrumentalisieren und missbrauchen. Die Berge aber gehören der ganzen Welt – und nicht nur einer Weltanschauung, so Messner. Er plädiert darum immer wieder dafür, die Gipfel von den religiös aufgeladenen Symbolen zu befreien und leer zu halten.

Dieser Argumentation kann man einiges abgewinnen. Andererseits liegt der Umgang mit Symbolen in unserer Hand. Wir können, müssen aber keine religiöse Botschaft im Gipfelkreuz erkennen. Ganz gleich, ob am Gipfel nun Kreuze, Gebetsfahnen oder Steinmännchen stehen: Es liegt an uns, ihre Bedeutung für uns persönlich zu interpretieren. Das Gipfelkreuz kann so auch einfach nur Sinnbild für das Erreichen eines Ziels sein. Fernab von religiöser Intention.

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Foto: Pexels/Unsplash
Es liegt an uns, die Bedeutung des Gipfelkreuzes zu interpretieren

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