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Skifilm: The White Maze

The White Maze: Über Skifahren in Ostsibirien (Teil 1)

• 25. Januar 2018
3 Min. Lesezeit
von Simon Schöpf

Schon mal zum powdern in Ostsibieren gewesen? Den beiden Freeride-Profis Matthias „Hauni“ Haunholder und Matthias Mayr ist es nach einem Jahr Vorbereitung gelungen, dem höchsten Berg der Region – dem Gora Pobeda (3.003 m) – die erste Skibefahrung abzuringen. 

Bergwelten: Was hat euch an Sibirien, der kältesten Region der Welt, fasziniert?

Hauni: Die letzten Jahre habe ich gemeinsam mit Matthias des Öfteren die Chance gehabt, nach Russland zu reisen. Während unserer letzten Expedition auf der unbewohnten Insel Kamtschatka (aus der der Film Onekotan entstand, Anm. d. Red.) haben wir bei unserem Rückflug das Tscherskigebirge entdeckt. Für uns als Crew war es unvorstellbar, dass es in dieser Region solche schönen Berge gibt. Aus diesem Grund wollten wir uns das genauer ansehen.

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Inwiefern unterscheidet sich die Landschaft zu den Alpen?

Matthias: Das ist schwer zu sagen, da Sibirien sehr groß ist und es viele verschiedene Gebirgszüge gibt. Alleine die Gebirgskette, in der wir uns aufgehalten haben, ist über 1.200 km lang. Die Flächenausdehnung ist also um einiges größer als die der Alpen. Der höchste Berg auf dem wir unterwegs waren, ist auch gleichzeitig der höchste Berg des Tscherskigebirges und rund 3.003 m hoch. Die Höhenverhältnisse sind somit mit jenen der Ostalpen zu vergleichen. Meiner Meinung nach sind die größten Unterschiede jedoch die umliegenden Ebenen, die es in dieser Art in Österreich nicht gibt.

Auf dem Weg zum höchsten Berg Ostsibiriens, den Gora Pobeda
Foto: Jonas Blum
Auf dem Weg zum höchsten Berg Ostsibiriens, den Gora Pobeda
Expedition durch das Tscherskigebirge in Ostsibirien
Foto: Jonas Blum
Expedition durch das Tscherskigebirge in Ostsibirien

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Wie würdet ihr das Leben der Einwohner Sibiriens beschreiben?

Hauni: Zu Beginn unserer Expedition haben wir uns in Jakutsk aufgehalten. In dieser Stadt leben rund 300.000 Einwohner, die einen relativ normalen Lebensstil pflegen. Als wir Richtung Tscherskigebirge aufgebrochen sind konnten wir einen guten Kontakt zu den Nomaden vor Ort herstellen, welche wiederum in einer ganz anderen Welt leben. Die Nomaden übernachten im Winter in einer selbst zusammengebauten Holzhütte und verwenden ein altes Ölfass, das als Ofen umfunktioniert wird. Um Wasser zu besorgen, haken sie einzelne Stücke Eis aus einem zugefrorenen Bach und ihr Hauptnahrungsmittel ist Rentierfleisch. Trotz des einfachen Lebensstils, den sie pflegen, sind die Nomaden ein äußerst zufriedenes Volk. Es war beeindruckend mit diesen Menschen unterwegs sein zu dürfen, mit ihnen gemeinsam in den Hütten zu schlafen und zu erfahren wie sie der eisigen Kälte Widerstand leisten.

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Kann Rentierfleisch mit einem Wiener Schnitzel mithalten?

Hauni: Wir hatten vor Ort sehr wenige Nahrungsmittel zur Verfügung. Obwohl ich von Haus aus wenig Fleisch esse, hat mir das Rentierfleisch trotzdem sehr gut geschmeckt.

Tourenplanung im Tscherskigebirge
Foto: Jonas Blum
Tourenplanung im Tscherskigebirge

Wie seid ihr mit den extremen Temperaturen zurechtgekommen?

Matthias: Bevor wir zu dieser Reise angetreten sind, haben wir uns sehr große Sorgen gemacht, welche Auswirkungen -50° auf unsere Körper haben werden. Als wir in Sibirien ankamen hatten wir starke Schmerzen beim Einatmen der kalten Luft. In dieser Gegend gibt es niemanden, der länger als 3 Stunden im Freiem unterwegs ist. Als wir zu einer Skitour aufbrechen wollten, mussten wir diese nach 2 Stunden wieder abbrechen, da unsere Zehen eingefroren waren. 

In diesem Gebiet ist es also nicht möglich, skizufahren?

Matthias: Es war nicht die Kälte, die es unmöglich gemacht hat, sondern der Schnee. Da er sehr kalt und trocken ist, würde man mit den Skiern sofort bis auf den Boden durchsinken.

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Transport durch das Tscherskigebirge
Foto: Jonas Blum
Transport durch das Tscherskigebirge

Wie habt ihr euch vor Ort gekleidet?

Matthias: Wir haben die Zwiebelschicht-Methode gewählt. Wir haben alles mitgenommen, was wir hatten. Von einer langen Unterhose, über einer Thermo-Unterhose bis zur Überhose. Das Problem lag nicht an der Kleidung sondern daran, Finger und Zehen warm zu halten. Wir haben versucht, uns mit Handschuhen in doppelter Ausführung und Wärme-Pads zu behelfen, doch uns ist trotz aller Mühe kalt geworden. Die Einheimischen haben uns empfohlen, unsere Winterstiefel stehen zu lassen und deren Stiefel zu verwenden. Die Schuhe bestehen zu hundert Prozent aus Filz und reichen bis zum Knie. Sie haben außerdem keine Sohle, da der Gummi durch die Kälte schnell porös werden kann. Das Futter der Stiefel besteht aus Rentierfell und Isolierungen. Nur mit diesen Stiefeln hält man es bei solchen extremen Temperaturen aus, faszinierend.

Hauni: Wir sind bei -45° ca. 3 ½ Stunden auf einem Schneemobil gesessen – inklusive Fahrtwind. Mit unseren eigenen Stiefeln wäre diese Fahrt nicht möglich gewesen.

Ausschnit aus dem Film, The White Maze
Foto: Jonas Blum
Ausschnit aus dem Film, The White Maze

Was könnt ihr über die Road of Bones erzählen?

Matthias: Die Road of Bones war uns durch das Internet schon im Vorhinein bekannt. Sie ist die Verbindung zwischen den beiden Städten Magadan und Jakutsk. Wir sind um die 60-70 km/h gefahren und relativ gut vorangekommen. Viel interessanter war das Ende der Road of Bones als wir eine 300 km lange Strecke durch das freie Gelände gefahren sind. Für einen Europäer ist es meiner Meinung nach nicht denkbar, bei -50° über 15 Stunden zwei Gebirgspässe zu durchqueren.

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