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Doku-Serie

The Horn: Flug- und Film-Crew im Interview, Teil 2

• 19. Oktober 2016
3 Min. Lesezeit
von Sissi Pärsch

Die neue Red Bull TV Doku-Serie The Horn fängt den Alltag einer der weltbesten Flugretter-Mannschaften ein. Doch wie arbeitete die Crew von Air Zermatt mit dem Film-Team zusammen? Wie sehr stören Kameras und was sagen die Patienten? Wir haben Flug- und Film-Crew getrennt voneinander befragt.

Film Crew von The Horn
Foto: Original Media
Film Crew von The Horn
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Bergwelten: Eure Arbeit ist so riskant und speziell. Jede weitere Person muss doch dabei stören. Wieso habt Ihr Euch überhaupt auf das Projekt eingelassen?

Gerold (CEO Air Zermatt): Ich denke schon, dass es wichtig ist, zu zeigen, wie unsere Arbeit am Berg aussieht. Ich sehe es sogar ein wenig als Teil unseres Jobs: So können wir hoffentlich auch präventiv etwas bewirken. Wenn man sich vorstellt, dass in den 90er Jahren noch viele mit Turnschuhen und Plastiksäcken als Wetterschutz am Matterhorn unterwegs waren. Wir hatten damals einmal 17 Totenbergungen in einem Jahr. Aufklärungsarbeit ist durchaus essentiell, gerade was die Ausrüstung oder das Wetter anbelangt. Aber natürlich musste der Dreh zu unseren Bedingungen ablaufen.

Gerold - Air Zermatt CEO
Foto: Original Media - Red Bull Content Pool
Gerold - Air Zermatt CEO

Wie sahen die aus?

Gerold: Das betraf die Größe des Film-Teams, das Verhalten gegenüber Patienten und die generelle Einstellung: Der Einsatz geht immer vor – und es muss alles authentisch bleiben. Wir waren uns aber von Anfang an so einig, dass all das selbstverständlich ablief.

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Simon (Bergführer): Zu Beginn war es für uns ungewohnt, aber es wurde recht bald fast schon ein normaler Bestandteil. Wahrscheinlich weil die Crew so klein und sehr unkompliziert war. Sie hielt sich immer im Hintergrund und hat sich uns angepasst.  Wir hatten auch bei den Einsätzen nur einen Filmer dabei. Dafür hingen zig GoPro-Kameras an uns und den Helis.

Aber habt Ihr Euch nicht ein wenig beobachtet gefühlt? Immerhin geht es auch um Euch als Privatpersonen und keiner von Euch ist ein großer Selbstinszenierer.

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Gerold: Man gibt auch Privates preis, das stimmt, und das kostet durchaus Überwindung. Aber das war uns klar und wir hatten uns darauf eingelassen.

Patrick (Sanitäter): Es war uns allen wichtig, dass das dargestellt wird, was auch tatsächlich passiert. Wir sind Teil der Geschichte und damit haben wir uns arrangiert. Aber ich muss sagen, dass das Vertrauen recht schnell da war und man sich dadurch einfacher öffnet.

Bleibt eine ganz entscheidende Frage: Kann man die Patienten einfach so filmen?

Axel (Arzt): Nein, natürlich nicht. Zum einen wurden die Behandlungen der Patienten niemals beeinträchtigt. Zum anderen haben wir dem Patienten die Kameras erklärt und nach dem Einverständnis gefragt. Dann erst kamen die Filmer näher. Es ist manchmal schon verwunderlich, wie jeder unterschiedlich auf Kameras reagiert. Es gibt auch Verletzte, die regelrecht heiß darauf sind, gefilmt zu werden. Ich hatte auch mal eine Patientin die meinte: „Was bekomm ich?“ Aber es lief generell von allen Seiten fast schon überraschend unproblematisch ab.

Und die Serie bringt Euch immerhin auch nach New York und Los Angeles, wo einige von Euch auf Premieren waren.

Simon: Ach, ich bin lieber privat am Berg als in LA über mich zu sprechen. Ich glaube, ich bin auch in Ersterem besser.

Der zweite Kameraassistent fixiert eine der vielen GoPros am Heli
Foto: Andrew Geraci
Der zweite Kameraassistent fixiert eine der vielen GoPros am Heli
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Das sagt die Film-Crew über Air Zermatt

Wieso dreht man ein Porträt über eine Flugrettungsmannschaft?

Brian Mandle (Regisseur & Produktionsleiter): Mich hat Air Zermatt auf mehreren Ebenen gepackt: Da ist der kleine Junge, den Helis schon immer fasziniert haben. Da ist diese tatsächlich lebensentscheidende Aufgabe in einem extrem schwierigen und gefährlichen Gebiet. Und dann hab ich die Jungs kennengelernt und realisiert: Ich will eine taktvolle und besondere Serie machen. Die Einsätze sind das eine, aber mich interessierten dann vor allem auch die stillen Momente mit dem Team und was sie zu sagen hatten.

Ein spezieller Dreh war es sicherlich auch. Eine Gratwanderung zwischen Rettungs- und Filmarbeit?

Scott Gardner (Kameramann): Es war schon eine Frage der Balance, aber im Grunde war jedem klar, auf was es ankommt. Es gab durchaus Situationen, wo wir die Kamera weggelegt haben, um bei der Bahre anzupacken. Ich glaube, ohne Vertrauen von beiden Seiten hätte es auch gar nicht funktionieren können. Nicht in solchen Situationen.

Scott Gardner mit Kamera am Mann
Foto: Original Media
Scott Gardner mit Kamera am Mann

Brian: Und ich glaube auch, dass das der Grund war, warum sich das Team uns auch privat ganz natürlich geöffnet hat.

Also auch ganz neue Herausforderungen für Euch?

Scott: Ja, das eine waren die technischen Herausforderungen, gerade weil ja auch alles immer sehr schnell und unvorhersehbar passiert. Und dann die menschliche Herausforderung: Du filmst Leute, die gerade ein Trauma erleben. Sie haben Schmerzen und sind verängstigt. Und du hast eine Kamera in der Hand. Was wir gesehen und erlebt haben, das wird uns auch für das Leben prägen. Es war schon ein spezielles Projekt in jeder Hinsicht.

Hier könnt ihr die Doku-Serie „The Horn“ auf Red Bull TV schauen.

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