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Bergwelten Event: Zermatt

Mit Simon Messner auf das Breithorn

1. September 2023
5 Min. Lesezeit
von Simon Schöpf

Bergsteigen kann auch zum Theater werden, wenn der Hauptdarsteller – das Wetter – nicht mitspielt. Mit dem Südtiroler Alpinisten Simon Messner und 20 Bergwelten Leserinnen und Lesern wollten wir auf den Dom, haben dann aber das Breithorn bestiegen. Ein Bergwelten-Event in vier Akten.

Am Gipfel des Breithorns (4.164 m)
Foto: Simon Schöpf
Geschafft: am Gipfel des Breithorns (4.164 m)
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Das war das Bergwelten-Highlightevent

1. Akt: Die Bühne

Matterhorn bei Zermatt
Foto: Simon Schöpf
So sieht ein Berg aus: das Matterhorn bei Zermatt.

Zermatt. Schon bei dem Namen setzt sich bei Bergsteigerinnen und Bergsteigern das Kopfkino in Gang. Zermatt, das ist die Verheißung der ganz großen Berge, ein Hauch von Luxus dazu, fast ein Hauch von Elite. Und dann wacht über dem Dorf auch noch der Inbegriff des Berges: das Matterhorn, the one and only. Zermatt eben.

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Das besondere Flair wollen wir auch bei unserem diesjährigen Bergwelten-Event aufsaugen. Nachdem wir in den letzten Jahren mit dem Großglockner, dem Ortler und dem Wilder Kaiser die großen Stars der Ostalpen besucht haben, wagen wir uns heuer gleich in das Epizentrum der Westalpen – nach Zermatt, ins Wallis. Wir wollen auf über 4.000 Meter Höhe aufsteigen, die großen Gletscher bewundern und die formschönen Gipfel bestaunen. Damit wir nicht zu emotional abheben, haben wir einen Bergsteiger mitgenommen, der Bodenhaftung garantiert: Simon Messner.

Der Südtiroler Bergsteiger und Bergwelten-Kolumnist kennt die Berge rund um Zermatt aus dem Effeff. Auch den Superstar unter ihnen, das Matterhorn: „Ich war schon ein paar Mal oben, die letzte Tour war sehr spannend: die selten begangene Bonatti-Route auf der wilden Nordseite, direkt von Zermatt aus. Um Mitternacht standen wir auf dem Gipfel, es war die erste Tagesbesteigung vom Dorf aus. Spannend, gelebte Alpingeschichte“. Ja, und spannend sollte es auch für uns werden.

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2. Akt: Das Wetter

Winterliche Bedingungen bei der Überquerung der Furi-Hängebrücke.
Foto: Simon Schöpf
Winterliche Bedingungen bei der Überquerung der Furi-Hängebrücke.

Über zwei Wochen wolkenloses Wetter hier in Zermatt, dazu Temperaturen, die selbst im Jahrhundertmittel rekordverdächtig hoch sind. Und dann kamen wir, zwanzig Bergwelten Leserinnen und Leser, fünf Zermatter Bergführer und Simon Messner. Und mit uns die gesammelten Niederschläge, die zuvor so geduldig ausgeblieben waren. Deren Intensität hat auch für die Veteranen und Berg-Profis überrascht: „Da hat’s uns das Tief von Osten wieder zurückgedrückt, genau die gleiche Situation wie im Lawinenwinter 1999“, sagt Markus Way, unser Schweizer Bergführer der ZERMATTERS Alpine School mit dem ruhigen Gemüt und dem grauen Schnauzer, bei der gemeinsamen Tourenbesprechung am Abend. Man könnte auch sagen: Viel Pech, denn bis zuletzt schien die eigentlich geplante Tour auf den Dom, den höchsten ganz auf eidgenössischem Boden stehenden Berg, gut machbar. Aber vor dem Fenster werden die Regentropfen langsam zu dicken Flocken, Zermatt wird weiß. Hochwinter im Hochsommer, auch das kann Zermatt sein, die launische Diva.

Jedenfalls fällt unsere Akklimatisationstour ins Wasser, oder besser gesagt in den Schnee. Auch die weltberühmten Zermatter Bergbahnen legen heute eine Pause ein und stattdessen machen wir eine Wanderung durch ein Sommer-Winter-Wunderland und über die Hängebrücke von Furi oberhalb des Ortes. Die frische, kühle Luft einatmen, unter den von der Schneelast gebogenen Ästen hindurchschlüpfen und dabei die Absurdität der Situation genießen. „Man muss immer das Beste aus den Umständen machen“, sagt Markus Way. Jedenfalls ist der Tag ein erster Test für die Daunenjacken von Salewa und die Carbonstöcke von Komperdell, die alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer von den Premium-Partner des Events bekommen haben. Nur die schicke Sonnenbrille von Evil Eye muss noch auf ihren Einsatz warten.

Winter Wonderland
Foto: Simon Schöpf
Winter Wonderland: Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer beim winterlichen Spaziergang.

Zurück im Dorf tauchen wir nicht nur im Museum in die facettenreiche Historie des Dorfes ein. Ganz zaghaft, ganz langsam zeigt sich auch das Wahrzeichen des Dorfes: das Matterhorn. Es existiert also wirklich, hat sich einen weißen Mantel übergeworfen, und verschwindet bald wieder in der alles einhüllenden Wolke. Aber wir haben das „Horu“ gesehen, wir sind angekommen, ganz offiziell.

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3. Akt: Intermezzo - Lektion von Simon Messner

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Foto: Simon Schöpf
Simon Messner

Da passt der Vortrag von Simon Messner, den wir nach einem wunderbaren Abendessen in der Turbina, einer Event-Location, in Zermatt genießen, perfekt: Über den traditionellen Alpinismus und die Gabe, flexibel zu bleiben, wenn es die Situation erfordert.

Den Drang zum Abenteuer verspürte er schon als Kind. Seit er als 13-Jähriger mit seinem berühmten Vater auf einer Kamelkarawane der Tuareg die Ténéré-Wüste durchquerte, ist Simon endgültig fasziniert von den rohen Kräften der Natur. „Das war ein Meilenstein in meinem Leben.“ Aus der Wüste wurden die Berge, die es ihm ermöglichten, „aus unserer überversicherten Gesellschaft auszubrechen und etwas zu erleben“, wie er sagt.

Simon Messner
Foto: Simon Schöpf
Simon Messner ist klassischer Alpinist und teilt sein Wissen und seine Erfahrungen mit uns.

Das ist ihm zum Beispiel kürzlich im südlichen Karakorum mit der Erstbesteigung des Yernamandu Kangri (7.180 m) mit seinem Seilpartner Martin Sieberer hervorragend gelungen. Und dabei hat er auch gelernt: „Flexibel bleiben ist extrem wichtig, nicht verkrampft an einem Ziel festhalten“. Entspannt bleiben, dafür haben die Tibeter einen schönen Ausdruck gefunden, den Simon uns ans Herz legt: Kalipè. Immer ruhigen Fußes.

Bergwelten-Tipp: Im Bergwelten-Podcast erzählt Simon Messner, wie sich sein Leben als Bergbauer und seine Leidenschaft, das Bergsteigen, miteinander verbinden lassen.

  • 4. Akt: Die Erlösung - Am Gipfel des Breithorns

    Breithorn
    Foto: Simon Schöpf
    Das Breithorn: Für viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer ist es der erste 4.0000er.

    Wie bei einer Expedition fühlt es sich auch an, als wir am nächsten Tag auf das 3.451 Meter hohe Furgghorn steigen. Gamaschen schützen vor dem Schnee, dicke Handschuhe vor der Kälte und Steigeisen geben uns Grip, als wir uns dessen steile Flanken hinaufarbeiten. Ob wir heute in der Schweiz, in Pakistan oder Tibet unterwegs sind, kann – mangels Ausblicks – nicht einmal Simon Messner einwandfrei bestätigen. Es ist aber einer der Tage, der ideal ist, um unseren Kenntnissen der Spaltenbergung, des Standplatzbaus mit Eisschrauben und des Umgangs mit Steigeisen ein Update zu geben. Die Zermatters-Bergführer sorgen hier für einen geschmeidigen Know How-Transfer.

    Am Furgghorn sehen wir wenig, lernen aber umso mehr.

    Und damit unser walisisches Alpentheaterstück auch ein Happy End hat, erblicken wir am vierten und letzten Tag das Matterhorn, frisch weiß gestrichen und von der Sonne elegant in Szene gesetzt. Die Gondelbahn hinauf zum Kleinmatterhorn, der höchsten Bergstation Europas auf 3.883 Metern, ist voll von breiten Grinsern. Und je höher die Gondel schwebt, desto imposanter tauchen die Gipfel aus dem Nebelmeer im Tal auf: Da sind sie, die Zwillinge Castor und Pollux, der Liskamm, da steht sie, die mächtige Dufourspitze. Und hoch über Zermatt thront der Dom, tief verschneit und unantastbar. Eine Viertausender-Parade, die in den Alpen ihresgleichen sucht.

    Auch Simon Messner grinst, denn er selbst stand noch nie auf dem Breithorn. „Man muss sich nicht immer abmühen, man kann auch mal genießen. Hauptsache draußen!“ Die Bergführer nehmen uns ans Seil, wir stapfen los, erst über das vergletscherte Breithornplateau, dann schließlich mit den Steigeisen an den Schuhen und dem Pickel in der Hand immer steiler hinauf, bis zum 4.164 Meter hohen Hauptgipfel. Drüben in Italien hängen noch die Wolken, in der Ferne lächelt uns sogar der Mont Blanc entgegen, auf der anderen Seite die Berge des Berner Oberlandes. Für viele der TeilnehmerInnen war das der erste 4.000er, entsprechend groß ist der Stolz. Flexibel bleiben und einen guten Plan B haben, das hat sich heute voll ausgezahlt. „Tip Top“, wie die Schweizer sagen.

    Drei Dinge kann man bei dem Ausblick von solch einem Giganten empfinden: Demut vor der Größe der Natur. Dankbarkeit für die eigene Gesundheit. Und den inbrünstigen Wunsch, bald wiederzukommen und einen der anderen hohen Walliser Berge zu stehen. Welchen auch immer, Hauptsache: Kalipè. Immer ruhigen Fußes.

    Weitere Infos zu Zermatt: zermatt.ch

    Über den Wolken: Endlich Sonnenschein bei der Tour auf das Breithorn.
    Wir danken unseren Partnern für die tolle Zusammenarbeit
    Foto: Bergwelten
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