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Berg-Know-How

Warum hält ein Tourenski-Fell?

• 5. Dezember 2018
2 Min. Lesezeit

Wer zum ersten Mal in seinem Leben mit Steigfellen unterwegs ist, wird fasziniert sein über das Wunderwerk unter seinen Skiern. Denn bergauf bieten sie sicheren Halt, selbst in steilem Gelände, während man über kurze Bergab-Stücke ohne großen Widerstand über den Schnee gleiten kann. Nun wird man sich zwangsläufig die Frage stellen: „Wie kommt das“?

Tourenski-Fell
Vor dem Tourenski-Spaß wird aufgefellt
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Möglich machen das Millionen von Härchen, jedes für sich fein und filigran. Gemeinsam wirken sie aber wie ein Klettverschluss zwischen Ski und Schnee.

Auf der einen Seite hat man die Haare des Skisteigfells, die schräg in ein Gewebe eingearbeitet sind und zusätzlich noch in eine Richtung „gewalzt“ wurden. Auf der anderen Seite ist die Schneeoberfläche, die bei genauer Betrachtung wie ein Gebirge mit Spitzen und Tälern aussieht. Wenn man nun mit dem Fell nach vorn gleitet, bleiben die Haare glatt liegen und schlängeln sich durch die Schneekristalle hindurch. Wenn dann das Fell zum Stillstand kommt und Druck aufgebaut wird, verhaken sich die Enden der Haare in den „Tälern“ der Schneeoberfläche. Kommt es nun zum „Abstoßen“ nach vorn, werden tausende Härchen auf Druck bzw. Knickung beansprucht. Dadurch wird der nötige Widerstand erzeugt, um das Gewicht eines Tourengehers zu halten.

Tourenski-Fell
Klettverschluss-Wirkung zwischen Ski und Schnee

Das beste Material für ein Skifell ist bei weichem Schnee Mohair, das Haar der Angora-Ziege. Es ist das leichteste und dabei steifste Haar, das wir kennen. Unter dem Mikroskop sieht es aus wie ein Rohr, und durch diese Hohlkonstruktion ist es extrem knickfest bei sehr geringem Gewicht. Anders als bei Kunststoffen hat das natürliche Haar so gut wie keine Veränderung der Eigenschaften über einen großen Temperaturbereich, es verliert auch bei großer Kälte nicht an Flexibilität, was den Gleiteigenschaften zugutekommt.

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Wie viele Härchen sind unter einem Tourenski im Einsatz?

Diese Frage ist schwer zu beantworten, da schon das gesponnene Garn, wie bei Wolle, aus mehreren Haaren besteht. Man kann aber davon ausgehen, dass ein durchschnittlich großes Skifell ca. 1,5 Mio. feinste Härchen hat.

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Stimmt es, dass das Steigfell das komplexeste Ausrüstungsteil bei einem Tourenski ist?

Ja. Zum einen ist das Steigfell, wie bei einem Autoreifen, die Verbindung zwischen dem sich Bewegenden und dem starren Untergrund. Und wie beim Autoreifen muss diese Verbindung bei allen Bedingungen und Umwelteinflüssen funktionieren. Zum anderen sind, technisch gesehen, einige Widersprüche im Produkt zu lösen. Das Fell soll gut haften und gut gleiten. Die Trägerstoffe sollen kein Wasser aufnehmen, aber trotzdem den Kleber gut fixieren. Der Kleber selbst sollte immer haften, aber gleichzeitig auch gut zu lösen sein.  Allein daran sieht man, dass schon ein gewisser Aufwand nötig ist, um all dies zu ermöglichen.

Wie viele Arbeitsschritte sind nötig, um ein modernes Skitouren-Fell herzustellen?

Die Tourenfelle haben sich in den letzten Jahren extrem weiterentwickelt, entsprechend ist auch der Aufwand gestiegen. Vom CNC-Cutten über Hightech-Verklebungen bis hin zum Ultraschall-Schweißen ist alles dabei. Es gibt natürlich mittlerweile die verschiedensten Ausführungen, aber ein modernes Tourenfell durchläuft in etwa 15 bis 20 Stationen, bis es bereit ist, auf den Ski geklebt zu werden.

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