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Buchpräsentation

Zeit-los in Bewegung: Ein Buch über den Ausseer Zeitgeist

• 14. Mai 2018
3 Min. Lesezeit
von Robert Maruna

In einer ephemeren Zeit hat sich Fotograf Armin Walcher auf die Suche gemacht nach etwas, das Bestand hat. Fündig geworden ist er dabei im Ausseerland und seinen Menschen, entstanden ist ein Portrait eines Zeitgeistes, der zeitlos in Bewegung ist. 500 Seiten, 30 Geschichten und die Erfüllung eines Traums.

Der Grundlsee: Mystik und Schönheit umgibt den malerischen Or im Salzkammergut.
Foto: Armin Walcher
Der Grundlsee: Mystik und Schönheit umgibt den malerischen Ort im Salzkammergut.
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Wir treffen Armin im Gastgarten der Dorfbäckerei Maislinger in Altaussee. Es ist ein sonniger, fast schon frühsommerlicher Tag im Mai. Die Blumenbeete vor den Holzverandas der Häuser blühen in voller Pracht, die Vögel zwitschern von den Kirschbäumen herab und Wanderer im kurzen Gewand machen sich auf in Richtung Berg. Alles heißt den Frühling willkommen ­– alles ist in Bewegung. Nur die steile Trisselwand am Ostufer des Sees zeigt sich vom Gewirre wenig beeindruckt und thront ruhend über dem Ort.

„Wer sich seiner Identität und vor allem Wurzeln bewusst ist, hat keine Angst vor Veränderung“, so der 30-jährige Fotograf Armin Walcher. Aufgewachsen in Donnersbach in der Steiermark, einen Steinwurf vom Ausseerland entfernt, übten die Menschen, ihre Tradition und Eigenheiten seit jeher eine starke Faszination auf ihn aus. Doch wer sind die „Ausseerlandler“ eigentlich? Worin begründet sich ihre Einzigartigkeit und was versteckt sich hinter dem Schleier, der die Region im Salzkammergut umgibt? Fragen denen Armin nachgehen wollte, ohne Kompromiss, ohne Wenn und Aber – alles in Eigenregie. Auf der Suche nach Antworten ist Armin Walcher in eine Welt eingetaucht, in der Authentizität gelebt wird und die weit mehr Antworten für ihn parat hält, als er sich jemals erhofft hätte.

Albrecht Syen, Besitzer der Fischerhütte am Toplitzkarsee, kann dunkle Geschichten von versenkten Nazischätzen erzählen.
Foto: Armin Walcher
Albrecht Syen, Besitzer der Fischerhütte am Toplitzkarsee, kann dunkle Geschichten von versenkten Nazischätzen erzählen.

„Ich habe immer gesagt, mit 30 möchte ich mein erstes Buch machen“

Der Plan ist aufgegangen. Dass dabei 500 Seiten und 30 individuelle Geschichten entstanden sind, war allerdings nicht beabsichtigt. „Wir hätten noch viel mehr machen können“, aber irgendwann muss man auch wissen, wann es an der Zeit ist, mit dem Suchen aufzuhören, „sonst würden wir vermutlich jetzt noch produzieren“. Denn zu entdecken gibt es viel im Ausseerland. So erzählt das Buch von einem Geigenmacher, der dem Holz Klang einhaucht, von einem Maler, den die Landschaft des Ausseerlandes fest im Griff hat, von einem Synchronsprecher, der seit Jahrzehnten Harrsion Ford seine Stimme leiht oder von einem Bergmann, der Tag für Tag in den Sandling steigt, um Salz abzubauen. Manche Persönlichkeiten wurden vorab ausgesucht, „andere Portraits haben sich durch die Arbeit am Projekt erst ergeben“. Im Zentrum stehen also die Menschen und ihre Arbeit. Menschen, die „alle miteinander reden, weil sie sich die Zeit dazu nehmen“ und so ihr Wissen an die nächste Generation weitergeben.

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Der Klang des Holzes.

„Zeit-los in Bewegung“, so lautet der Titel. Dahinter verstecken sich Foto, Video, Illustration, Text und Gestaltung, aber vor allem eins: ein Buch. In einer kurzlebigen Zeit, in der der Ether Internet im Sekundentakt Content ausspuckt und wieder verschluckt, „war für mich immer klar, dass ich ein Buch machen will.“ Eben etwas Zeitloses, etwas das Bestand hat. „Die Homepage, die App und die Umsetzung in bewegten Bildern hat sich dann im Schaffungsprozess erst ergeben“ und so entstand ein multimediales Projekt auf allen Kommunikationsebenen. Primär Armins Antrieb und Motivation zu verdanken, aber letztlich ist es ein Gemeinschaftsprojekt vieler Menschen, „die etwas schaffen wollten, das die Zeit überdauert“. Entstanden ist ein Bildband, der auf berührende und zugleich informative Art und Weise einen persönlichen Einblick in das Leben der Ausseer gibt. Es sind ehrliche und zeitlose Geschichten, immer auf der Suche nach Identität und der Frage, ob sich Tradition und Moderne, Beständigkeit und Wandel miteinander vereinen lassen oder ob das eine zwangsläufige das andere ausschließt?

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Hände, die eine Geschichte zu erzählen haben.
Foto: Armin Walcher
Hände, die eine Geschichte zu erzählen haben.

Ein Mann in Lederhose, Hemd, Hut und Haferlschuhe läuft am Kaffee vorbei. Ein traditioneller Anblick, der im Ausseerland alltäglich ist. „Tradition wird hier nicht großgeschrieben, sie ist selbstverständlich“, meint Armin, „aber immer adaptiert an den jeweiligen Zeitgeist“. Deshalb auch der Titel: Zeit-los in Bewegung. Denn auch wenn die Ausseer unter Außenstehenden als stur und engstirnig gelten, ihre Lebensweise ist alles andere als starr. „Beständig, ja, aber trotzdem wandelbar“, daher hat man im Ausseerland auch keine Bedenken, dass Traditionen jemals verloren gehen könnten. Und genau darin begründet sich der Zeitgeist des Ausseerlandes, der sich im Buch widerspiegelt: Brauchtum leben, Zusammenhalt zeigen und dabei trotz allem nicht zu verstauben.

Zeit-los in Bewegung: das Buch

Das Buch „Zeit-los in Bewegung im Ausseerland“ ist im Benevento-Verlag erschienen und wird im Zuge der Neueröffnung der Seewiese Altaussee am 19. Mai präsentiert.

Armin Walcher ist keiner der große Reden schwingt, lieber lässt er seine Bilder für sich sprechen
Foto: Zeit-los in Bewegung
Armin Walcher ist keiner der große Reden schwingt, lieber lässt er seine Bilder für sich sprechen

Ein ausführliches Gespräch mit Fotograf Armin Walcher finden Sie im neuen Bergwelten Magazin (Juni/Juli 2018) zum Nachlesen.

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