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Berg-Know-How

Was sind eigentlich Höhenmeter?

• 29. Juni 2023
4 Min. Lesezeit

Sie sind Bestandteil jeder Bergtour, sorgen manchmal für Verzweiflung, manchmal für Vorfreude und Stolz: die Höhenmeter. Aber was ist ein Höhenmeter eigentlich genau und wie wird er gemessen? Wir haben alle Antworten für dich!

Red Bull Gipfelstürmer
Foto: Jan Kasl / Red Bull Content Pool
Beim Red Bull Gipfelstürmer zählt jeder Höhenmeter. Doch wie werden Höhenmeter eigentlich gemessen?
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Was ist ein Höhenmeter?

Die Frage, was beim Bergsteigen und Wandern nun „ein Höhenmeter“ ist, zählt definitiv nicht zu den dummen Fragen. Anders als erwartet, ist es gar nicht so einfach eine gute Antwort darauf zu geben. Doch der Reihe nach:

Was ist „die Höhe“?

Für uns relevant ist die Höhe als geometrische Größe, die in Längeneinheiten – Meter, Fuß, etc. – gemessen und angegeben wird. Dabei wird der lotrechte Abstand eines Punktes (Gipfel, Hütte, usw.) zu einer Referenzfläche (z.B. Meeresniveau) gemessen. Zusammen mit zwei Koordinatenangaben (z.B. UTM oder geografische) kann somit jeder Punkt auf der Erde eindeutig definiert werden.

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Welche „Höhen“ gibt es?

  • Normalhöhe: Je nachdem, zu welcher Referenzfläche gemessen wird, gibt es nun unterschiedliche Höhen. In den topografischen Karten für Bergsteiger wird üblicherweise die Normalhöhe „über dem Meeresspiegel“ (orthometrische Höhe) angegeben.
    Als Nullniveau werden je nach Land unterschiedliche mittlere Pegelstände verwendet, z.B. in Amsterdam, Marseille oder Triest – die Abweichungen voneinander betragen allerdings nur einige Dezimeter und sind für uns zu vernachlässigen.

  • Ellipsoidische Höhe: Auch die meisten GPS-Geräte und Apps spucken diese Normalhöhen aus - allerdings über einen Umweg: Zuerst wird die Höhe zum aktuell eingestellten Referenzellipsoid (meist WGS 84 = World Geodetic System 1984) ermittelt, also einer von der lokalen Oberfläche und Meereshöhe abweichenden Ellipse, die allerdings recht gut für die Navigation auf der gesamten Erde funktioniert. Diese vom GPS-Empfänger ermittelte Ellipsoidische Höhe kann mehrer Meter von der Normalhöhe abweichen, was uns Anwendern aber meistens egal sein kann: denn die meisten GPS-Geräte und Apps korrigieren diesen Höhenunterschied automatisch.

Somit ist auch der Hinweis auf einigen Karten erklärt, der z.B. lauten kann (hier am Beispiel der Alpenvereinskarte Karwendel):

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„Mit GPS-Empfängern ermittelte Höhen beziehen sich auf das Ellipsoid WGS84 und sind im Blattbereich um durchschnittlich 49 m größer als die auf Normal-Null bezogene Höhen in der Karte. Bei den meisten gängigen GPS-Empfängern wird diese Höhendifferenz jedoch automatisch berücksichtigt.“

Alles klar?

Red Bull Gipfelstürmer
Foto: Samo Vidic/Red Bull Content Pool
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Was ist die „absolute und relative Höhe“?

Für uns ist der Mount Everest mit seinen absolut gemessenen 8.848 Meter Normalhöhe über dem Meeresspiegel der höchste Berg der Erde. Relativ gemessen, also vom im Meer liegenden Fuß des Berges bis zum Gipfel, ist das mit 10.203 m der Mauna Kea in Hawaii. Absolut ist er aber nur 4.205 m hoch.

Die relative Höhe wird beim Bergsteigen in der Praxis aber auch anders verwendet, nämlich als Differenz zwischen zwei beliebigen Punkten. Egal wie hoch z.B. mein Klettersteig absolut liegt, bin ich irgendwann 250 Höhenmeter über dem Einstieg.

Wieviel Höhenmeter sind es zum Gipfel?

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Ist unser Gipfel 2.000 m hoch und wir starten vom Meer aus, dann beträgt die absolute Höhendifferenz eben 2.000 Höhenmeter. Diese werden wir tatsächlich aber nur dann zurücklegen, wenn es vom Ausgangspunkt schnurstracks kontinuierlich gerade aufwärts bis zum höchsten Punkt geht: 2.000 Höhenmeter im Aufstieg und 2.000 Höhenmeter im Abstieg.

Im echten Leben hängen die tatsächlich zurückgelegten Höhenmeter vom Ausgangs- und Endpunkt, dem Gelände und dem gewählten Weg ab – das nennt man relative Höhendifferenz. Starten wir vom 500 m hoch gelegenen Parkplatz, beträgt die absolute Höhendifferenz nur noch 1.500 Höhenmeter. Weil der Weg aber über kupiertes Gelände zunächst etwas auf und ab führt und dann auf eine Scharte auf 1.200 m, von der wir wieder 300 Höhenmeter absteigen müssen, bevor die Gipfelflanke wartet, legen wir bis zum höchsten Punkt durch das Auf-und-Ab mehr als 1.500 Höhenmeter zurück.

Die meisten GPS-Geräte und Apps zeigen diese Höhendifferenzen gesplittet in Auf- und Abstiegshöhenmeter an womit jede Tour entsprechend ausgewertet werden kann.

Daher: verschiedene An-/Abstiegswege können bei ein und demselben Gipfel am Ende des Tages unterschiedlich viele Höhenmeter zusammen addieren.

Ist Höhe alles?

Nein, der Höhenunterschied alleine macht es nicht aus, die horizontale Entfernung muss natürlich in der Planung ebenso berüchtigt werden. So errechnet sich die ungefähre Gesamtzeit für eine Tour immer aus der Zeit für die Höhenmeter plus der Zeit für die horizontale Entfernung.

Auch bei sehr steilen Anstiegen, wie z.B. Firnflanken, darf dieser horizontale Wert nicht vergessen werden. Die 50°-Eistour mit 500 Höhenmetern Unterschied vom Ein- bis zum Ausstieg wird mit einem 50 m-Seil keinesfalls in 10 Seillängen bewältigt sein, weil der Weg klarerweise länger ist, als die lotrecht gemessene Distanz.

Was zeigt eine GPS-App alles an?

Hier gibt es zig Möglichkeiten und man muss sich jeweils mit er Bedienung und den Features auseinandersetzen. Alle guten Apps haben eine Anzeige/Auswertung zu:

  • Standort (Koordinaten und absolute Höhe)

  • zurückgelegte Höhenmeter (Gesamt, Aufstieg, Abstieg)

  • zurückgelegte Strecke

  • Dauer (Gesamt, Aufstieg, Abstieg)

  • Geschwindigkeit (Durchschnitt, Maximal, Aufstieg, Abstieg, …)

  • Aufsummierte Werte über Zeitraum

Das sind nur die Standards, daneben haben gute Apps zahlreiche weitere Funktionen, die sie zum persönlichen Trainer werden lassen.

Red Bull Gipfelstürmer
Foto: Runtastic
Gute Apps unterstützen dich beim Sport wie ein persönlicher Trainer

Wie genau sind die durch GPS ermittelten Daten?

Das hängt von mehreren Faktoren ab. Einerseits von der Qualität der empfangenen Signale der GPS-Satelliten und andererseits von den Einstellungen des GPS-Empfängers und dem Verhalten des Anwenders.

Wer bei schlechter GPS-Abdeckung eine Pause einlegt aber alle 3 Sekunden seinen Standort aufzeichnen lässt, wird – obwohl er amselben Ort steht – ein ziemliche Kritzeleien aufzeichnen.

Die meisten Apps können aber solche „Ausreisser“ im Nachhinein korrigieren. Auch was die Höhenaufzeichnung betrifft schwankt diese entsprechend, aber auch hier gibt es Korrekturmöglichkeiten, die in der Systemsteuerung aktiviert werden können.

Gibt es Alternativen zur Höhenmessung mittels GPS?

Klar, mit einem guten alten Barometer über den herrschenden Luftdruck. Und von wegen alt – die aktuelleren iPhones besitzen z.B. einen solchen Luftdrucksensor (deswegen ist die Kopfhörerbuchse weg) und einige Apps können sich aus der barometrisch und mittels GPS gemessenen Höhe das Beste herausholen. Denn beide haben ihre Vor- und Nachteile, was ihr hier nachlesen könnt.

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