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Auf nach Südamerika

Expedition Bolivien: Von der Idee zum Projekt

• 6. April 2018
3 Min. Lesezeit

Im Sommer 2018 geht es für Christian Holzer, Roman Koller und Neuzugang Michael „Mike“ Eder auf nach Bolivien, um dort mehrere 6.000-er über Eis- und Mixed-Routen zu besteigen (wir haben berichtet). Diesmal erzählen sie, wie aus einer verrückten Idee ein steiles Projekt wurde.

Christian Holzer bei der Vorbereitung für die Expedition Bolivien
Foto: Roman Koller
Christian Holzer bei der Vorbereitung für die Expedition Bolivien
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Ideen und Wünsche hat man viele – in die Tat setzt man jedoch meist nur wenige um. Als wir beim letzten Winterkurs unserer Bergrettungsausbildung am Prielschutzhaus im Toten Gebirge bei einem gemütlichen Abend auf die Idee kamen eine Expedition zu starten, hatte noch keiner von uns an die tatsächliche Umsetzung gedacht.  Doch ließ uns der Gedanke nicht mehr los. Immer wieder sprachen wir über die verschiedensten Gegenden, über Berge und Routen, die gemacht werden müssten. Aus anfänglichen Ideen und Gedankenspielen wurden schließlich immer konkretere Pläne.

Bei unseren ursprünglichen Gesprächen war auch Peru ein Thema: Die Cordilliera Blanca mit ihren namhaften Bergen wie Alpamayo oder der Nevado Huascaran haben uns extrem gereizt, doch so geht es vielen Bergsteigern und so gibt es auch viele kommerzielle Expeditionen in diese Regionen. Was ja an sich nichts Schlechtes ist, nur wir beide (Anm.: Christian und Roman) und später dann auch Mike, der Dritte im Bunde, waren uns einig, dass wir uns in eher unbekannteres Gebiet wagen wollen, wo wir auf uns allein gestellt sind.

Mike Eder bei einer Vorbereitungstour für die Expedition Bolivien
Foto: Christian Holzer
Mike Eder bei einer Vorbereitungstour für die Expedition Bolivien

Immer konkreter wurde unser Ziel: Bolivien sollte es werden. Natürlich gibt es auch hier kommerzielle Expeditionen und zahlreiche Bergsteiger, aber es ist um einiges unbekannter als Peru. Mit den intensiveren Planungen begannen wir auch, uns mit den verschiedensten Bergen und deren Routen auseinanderzusetzen. Was machen unsere Nordwandgesichter in einer Südwand? Interessantes Detail: in Südamerika befinden sich die Eisrouten, die in Europa auf der Nordseite zu finden sind, auf der Südseite – die andere Seite des Äquators macht's möglich.

Wir möchten ein Abenteuer erleben, das selbstverantwortlich und frei ist. Als „Normalmensch“ mit 40-Stunden-Job und Familie ist es allerdings kaum möglich, mehrere Wochen in ein Gebiet zu fliegen und die Planung und Organisation der Expedition vor Ort zu beginnen, um sie komplett alleine zu bewältigen. Beruflich und familiär bedingt haben wir nur einen begrenzten Zeitraum zur Verfügung – einen gemeinsamen Termin zur vermutlich besten Zeit zum Bergsteigen zu finden erwies sich als ziemlich schwierig. Von Mai bis September sind die Tage und Nächte im Norden Boliviens trockener, aber auch kälter. Eigentlich perfekte Bedingungen, denn der gefallene Schnee vom Sommermonsun (von Oktober bis April fallen ca. 80% der Niederschläge) sollte sich gesetzt haben. Auch in Südamerika spielt die Lawinensituation natürlich eine Rolle, wenn man vorhat durch steile Eis- und Felswände zu klettern. Die Temperaturen fallen dabei in der Nacht selten unter -10°C – wohlgemerkt auf einer Höhe von ca. 5.500 Metern. Für unsere Expedition sind 23 Tage geplant – das Minimum an Zeitaufwand für solch ein Vorhaben. Abzüglich der An- und Abreise und der Zeit zum Akklimatisieren bleiben uns ca. 16 Tage zum Bergsteigen.

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Gussenbauerrinne Hochalmspitze
Foto: Mike Eder
Gussenbauerrinne Hochalmspitze

Um die Zeit bestmöglich zu nutzen, haben wir uns Michael Dirninger von „Andean Expeditions“ an Bord geholt. Der gebürtige Oberösterreicher hat seine große Liebe in Bolivien kennenlernt und lebt seitdem dort, von wo aus er zahlreiche Trekking- und Bergreisen in Südamerika organisiert. Er wird uns vor allem beim Organisieren der Transportmittel am Weg und zu den Basislagern behilflich sein. 

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Wir haben uns einige spannende Berggipfel und Routen als Ziel gesetzt, die bestimmte Schnee-, Eis- und Witterungsbedingungen erfordern. Außerdem wissen wir nicht, wie es uns in 6.000 Metern Höhe ergehen wird.  

Trauen wir uns zu, diese Routen selbständig zu klettern? Den Großteil der Berge besteigt man in der Nacht, um zum Sonnenaufgang am Gipfel zu stehen. Der Grund liegt in der Intensität der Sonnenstrahlung in Äquatornähe, wodurch eventuelle Gletscherbrücken, die man im Aufstieg überquert schnell aufgeweicht werden, was den Abstieg schnell gefährlich macht. Auch Eis- und Gesteinsschlag nehmen mit zunehmender Sonneneinstrahlung rasch zu.

Ist überhaupt genügend Eis beziehungsweise Schnee vorhanden? Bleibt das Wetter konstant?

Das alles sind Fragen, die wir jetzt noch nicht beantworten können. Vor Ort werden wir dann unsere Wunschliste gemeinsam durchgehen, Wetter und Verhältnisse prüfen und uns in weiterer Folge die Routen aussuchen, die wir gemeinsam mit Michael Dirninger organisieren und daraufhin in Angriff nehmen werden.

Condoriri Gebiet Bolivien
Foto: Roman Koller
Condoriri Gebiet Bolivien

In Bolivien gibt es unzählige hohe und vergletscherte Berge, die zum Besteigen einladen. Relativ gut zugänglich sind die Gipfel der Cordillera Real, die außerdem zu den höchsten Boliviens gehören. Wie zum Beispiel der relativ leicht besteigbare Huayna Potosi mit 6.088 m, den man schon vom Flughafen aus sieht oder der schwierigere Illimani mit 6.460 m, der sich hoch über der Stadt La Paz erhebt. Dies sind nur zwei Beispiele – wo es dann wirklich hingeht wissen wir, wenn wir dort sind. Wir halten euch auf dem Laufenden!

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So geht's weiter

In den nächsten Wochen liefern uns Christian, Roman und Mike Infos zu ihren Vorbereitungen und verraten, was sie für die Expedition einpacken. 

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