Wildtiere: Achtsam unterwegs im Winter
Auch wenn es im Tal schon ein wenig nach Frühling aussieht, am Berg beginnt jetzt erst der kritische Endspurt: Der heurige lange und sehr schneereiche Winter zehrt an den Reserven der Wildtiere, mit frischem Futter ist vor Mai/Juni aber nicht zu rechnen. Daher sind unsere Wildtiere wie Rehe, Hirsche und vor allem die Gämsen im Hochgebirge jetzt besonders ruhebedürftig. Wie man grobe Störungen und damit Stress für die Tiere vermeiden kann, zeigen ein paar einfache Empfehlungen.

In unseren Bergen gibt es eine Reihe von Tieren, die den Winter über nicht versteckt in ihrer Höhle schlafen – wie z.B. das Murmeltier -, sondern sehr aktiv sind und gelernt haben, mit tiefen Temperaturen, Schneefall und dem Mangel an Nahrung umzugehen. Ihre Spuren findet man überall im Schnee, wenn man nur genauer hinsieht.
Die Taktik der Pflanzenfresser unter den Wildtieren, also Hirsch, Reh, Gämse und Steinbock, aber auch der Schneehasen, ist, mit den Fettreserven auszukommen, die sie sich im Herbst angefressen haben. Zusätzlich fahren sie ihren Stoffwechsel herunter, um mit ihrer wertvollen Energie hauszuhalten. Der Steinbock sogar soweit, dass am Morgen die Reserve gerade noch reicht, um sich in die Sonne zu stellen. Birkhühner, Auerhühner, Schneehühner und der Schneehase lassen sich zudem einschneien und nutzen so die Isolierende Wirkung des Schnees.


Störung der Tiere in ihren Einstandsgebieten, beim Fressen oder gar während ihrer Nachtruhe, bedeutet Stress in Kombination mit Flucht und lassen den Energielevel in die Höhe schnellen – und das zehrt an den Reserven, die am Ende des Winters ohnehin schon auf einem sehr geringen Level sind.
Wenn man weiß, wo sich die Tiere aufhalten, dann kann man als Skitourengeher oder Schneeschuhwanderer viel an Störung vermeiden.
Hirsche und Rehe: Wo sie gefüttert werden – z.B. in Tirol –, haben sie gut lokalisierbare Einstandsgebiete. Die Fütterungen – vor allem jene der scheuen Hirsche – sind entsprechend gekennzeichnet und dürfen nicht betreten werden. Rehwildfütterungen sieht man manchmal vom Weg aus. Gefüttert wird in Tirol übrigens noch bis zum 15. Mai.
Rehe sind weniger scheu und arrangieren sich gut mit Personen, die die ihnen bekannten Wege nutzen. Ein Befahren der Fütterung von oben und ein Abschneiden des Rückzugsweges ist dagegen schlecht. Dadurch kann es passieren, dass die Tiere tagelang nicht zur Fütterung kommen, den Wald durch Verbiss- und Schälschäden beeinträchtigen oder schlicht verhungern. Wildruhezonen sind auf Karten vermerkt und wichtiger Bestandteil von Lenkungsmaßnahmen.

Gämsen werden nirgendwo in den Alpen gefüttert und ziehen sich bei starkem Schneefall in tiefere Lagen zurück. Sobald die Bedingungen es zulassen, wandern sie wieder hinauf und suchen auf den sonnseitigen und abgewehten Rücken nach Gräsern und Flechten. Sehr empfindlich reagieren sie auf freilaufende Hunde, auf Lärm und die rasche Annäherung von oben.

Schneehühner leben weit oberhalb der Baumgrenze und nutzen – wie die Gämsen – die abgewehten Grate, auf denen sie letzte Beeren und Gräser finden. Sie lassen sich einschneien und vertrauen auf ihr weißes Winterkleid als perfekte Tarnung. Kommt man ihnen zu nahe, fliegen sie in letzter Sekunde auf und lassen sich in einigen Metern Entfernung wieder nieder. Einfache Maßnahmen zur Vermeidung von Störungen sind das Umgehen von Graten und Kuppen.

Ähnlich ist es beim Birkhuhn, das im Bereich der Waldgrenze zu Hause ist. Schneeschuhwanderer sollten Strauch- und Baumgruppen (Achtung Schneehase) meiden und vor allem nicht entlang der Waldgrenze marschieren.

Gezielte Lenkungsmaßnamen wollen sensibilisieren und informieren. Sie leiten Schneeschuh- und Skitourengeher an den Ruhezonen vorbei (Panoramatafeln am Ausgangspunkt, Schilder im Gelände) und tragen so maßgeblich zu einem guten Miteinander bei.
Nützliche Adressen:
- „Natürlich auf Tour“, Deutscher Alpenverein
- „Respektiere deine Grenzen“, Schweiz, Vorarlberg, Salzburg
- „Bergwelt Tirol – miteinander erleben“, Tirol
Wo immer es diese Lenkungsmaßnahmen gibt, sollten diese unbedingt beherzigt werden.


Einfache Empfehlungen für ein gutes Miteinander:
- Kartenstudium und Abfrage von Wildruhezonen bei der Tourenplanung;
- Routenempfehlungen nutzen, Schutz- und Schongebiete respektieren und umgehen;
- im Wald auf den Forststraßen oder ausgewiesenen Routen bleiben;
- Lärm vermeiden (aber bitte auch nicht anschleichen – reden in normaler Lautstärke warnt das Wild frühzeitig vor und es kann entspannt Abstand halten) ;
- Hunde anleinen;
- Im freien Gelände, wenn möglich, Abstand zu Baum-und Strauchgruppen sowie abgewehten Rücken und Graten halten ;
- Touren in der Dämmerung vermeiden, Mondscheintouren nur auf Pisten.
Auf ein gutes Miteinander!
