Die Begegnung mit höheren Gewalten und mit Hermann
Julia Stauder bewirtschaftet seit Juni 2016 mit ihrem Partner Martin Falkner die Richterhütte in den Zillertaler Alpen. In ihrem dritten Blog-Beitrag wird die zweifache Mutter von den guten Geistern des abgelegenen Hochtales auf eine Prüfung gestellt.

Als ob ich es geahnt hätte! Als wir das zweite Mal zur Hütte kommen, wir hatten noch im Tal zu tun, und das Kraftwerk starten wollen: Nichts. Kein Strom. Was war passiert? Wir versuchen also, noch einmal das Druckrohr mit Wasser zu füllen, es sprudelt, spritzt und pumpt, der Wildbach bringt riesige Mengen an tosendem, braunem Wasser voller Schotter und wieder: Nichts. Kein Strom. Also noch einmal. Diesmal kommt es noch dicker. Die höheren Gewalten zwingen uns zu einer schwierigen Unterscheidung: Entweder – oder, Kies oder Schotter?! Was verstopft uns denn nun den Einlauf zu unserem Wasserreservoir?
Aber sei’s drum – in jedem Fall kam nichts mehr, kein Tropfen, der uns gewährleistet hätte, ein Wasserkraftwerk zu betreiben. Was tun? Wir hatten ja auch noch keine Verbindung zur Außenwelt – keinen Handyempfang, kein Satelliteninternet. Ich radle also los (die Räder hatten wir Gott sein Dank schon mitbefördert). Zu unseren „Nachbarn“, sieben Kilometer und 740hm entfernt. Ich verständige Armin, unseren Vorgänger auf der Hütte. Der kennt sich aus mit den Anlagen da oben. Schließlich bewirtschaftete die Familie die Hütte 39 Jahre lang, er selbst ist 37. Armin kommt also so schnell es ihm möglich ist, ich radle auch wieder zurück. Am Rückweg im stechenden, kalten Regen plagen mich Aufregung, Anstrengung und Zweifel. Es ist, als würden die guten Geister des abgelegenen Hochtales uns auf die Prüfung stellen: Wollen die das wirklich? Sind sie all dem gewachsen, was da ist und kommen wird?
Zwei Tage später, inzwischen haben wir – Hallelujah! – die Verstopfung gelöst und das Kraftwerk wieder in Gang gebracht, weckt mich Martin um 06:20 Uhr mit den aufgeregten Worten: „Julia, da kommt einer!“ Es ist Hermann, unser erster Gast! Wir kochen ihm Kaffee, erzählen von den Turbulenzen und lassen uns über Zusammenhänge im Dorf ein wenig aufklären, Hermann ist ein Einheimischer.
Das hätten wir also geschafft.
Schritt für Schritt lernen wir dazu. Und die höheren Gewalten sind uns von nun an wohlgesonnen, so hoffen wir.

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