16.600 Touren,  1.600 Hütten  und täglich Neues aus den Bergen
Foto: Bergführerverein Kals am Großglockner
Nationalpark Hohe Tauern

Die Kalser Bergführer - 150 Jahre Alpinkompetenz

• 14. Mai 2019
3 Min. Lesezeit

Im Schnitt alle fünf Tage steht jeder der aktuell 20 Kalser Bergführer im Jahr am Großglockner. 1.600 Personen führen die Bergführer jährlich sicher auf den höchsten Berg Österreichs mitten im Nationalpark Hohe Tauern. Im Jahre 1869 gegründet, blickt der Verein auf eine lange Geschichte zurück: Von den Anfängen des Alpinismus in Kals unter Johann Stüdl bis zu den heutigen Spezialisten für Berge in der ganzen Welt.

3.789 m ist er hoch, der Großglockner, formvollendeter Koloss in den Hohen Tauern, Verbindungsstück zwischen den Bundesländern Salzburg, Tirol und Kärnten. Eingebettet in eine grandiose, wilde Naturlandschaft, schier unbezwingbar, einst von Gletschereis umgeben und von schwarzen Felsgraten geziert.

Kein Wunder, dass er die Aufmerksamkeit ehrgeiziger und wohlhabender Alpinisten des späten 18. Jahrhunderts auf sich zog, wie kaum ein anderer Berg in Österreich.

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1782 - Die älteste Abbildung des Großglockners in der für damals typisch überzeichneten Form.
Foto: Bergführerverein Kals am Großglockner
1782 - Die älteste Abbildung des Großglockners in der für damals typisch überzeichneten Form.

Die Anfänge des Alpinismus rund um den Großglockner

Auch wenn heute Kals in Osttirol noch ein Stück mehr mit dem Großglockner in Verbindung gebracht wird, als Heiligenblut in Kärnten, startet die Erstbesteiger-Expedition doch von Heiligenblut.

„Der Weg der Erstbesteiger“ ist heute noch immer die leichteste Variante, auf den Gipfel zu gelangen. Bischof Franz Xaver von Salm-Reifferscheidt – Erbauer und Namensgeber der alten Salmhütten – ist es zu verdanken, dass die damalige Expedition auf den Großglockner im zweiten Anlauf von Erfolgt gekrönt war. Für Heiligenblut begann damit die Ära des Alpentourismus, während man in Kals noch weit davon entfernt war.

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Das änderte sich allerdings, als zwei Prager Geschäftsmänner, die Brüder Franz und Johann Stüdl, 1867 auf Kals in Osttirol aufmerksam wurden und von dieser Seite den Großglockner besteigen wollten. Schnell war klar, dass der „Neue Kalser Weg“ zu anspruchsvoll war und erst kostenintensiv mit Steighilfen und Drahtseilen zum Klettersteig ausgebaut werden musste.

Die Brüder Stüdl um 1867
Foto: Bergführerverein Kals am Großglockner
Die Brüder Stüdl um 1867

Johann Stüdl war so begeistert von der Gastfreundschaft in Kals und finanzierte das ehrgeizige Unternehmen aus eigener Tasche. Dazu ließ er eine Schutzhütte auf der Fanotscharte errichten – die Stüdlhütte. Mit dem Klettersteig war der „Stüdlgrat“ für viel Bergsteiger begehbar und Johann Stüdl wurde zum „Glocknerherrn“. Ein Prager Alpinist hat also den Bergtourismus nach Kals gebracht, wofür er von der Gemeinde Kals zum Ehrenbürger der Glocknergemeinde erkoren wurde.

Um 1890 auf der Stüdlhütte
Foto: Bergführerverein Kals am Großglockner
Um 1890 auf der Stüdlhütte

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Die Kalser Bergführer

Nur zwei Jahre nach der Initialzündung durch die Brüder Stüdl gründeten die Kalser den ersten Bergführerverein der Ostalpen: Die Kalser Berg- und Skiführer. Am 2. Oktober 1880 trugen sie persönlich das 300 kg schwere eiserne Kaiserkreuz mit reiner Muskelkraft auf den Gipfel des Großlockners. Zum 200-jährigen Jubiläum der Erstbesteigung des Großlockners im Jahr 2000 wurde es restauriert. Der Transport erfolgte diesmal allerdings mit dem Hubschrauber.

Die Kalser Bergführer
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Die Kalser Bergführer führten aber nicht nur Gäste auf die Berge der Hohen Tauern, sie waren auch maßgeblich am Ausbau der alpinen Infrastruktur interessiert. So beteiligten sie sich etwa am Bau der Stüdl- und Erzherzog Johann Hütte, die mit 3.454 m nach wie vor Österreichs höchstgelegene Schutzhütte ist, sowie am Bau der Glorerhütte.

 

Bau von alpinen Schutzhütten

Im Laufe der Jahre hat die Begeisterung für den Großglockner keineswegs abgenommen, sondern die Anzahl jener Personen, die auf die Führung durch einen Bergführer vertrauen, nimmt stetig zu. Kals am Großglockner hat sich damit nicht nur zu einem wichtigen Ausgangspunkt für Bergtouren in die Glockner, Schober- und Granatspitzgruppe etabliert, sondern der Verein bildet auch immer wieder berühmte Bergführer aus.

Bergführerlegenden

Alpinismus im Nationalpark Hohe Tauern

Mit der Gründung des Nationalparks Hohe Tauern in Osttirol im Jahr 1991 darf Österreich außerdem auf das mit insgesamt 1.856 km2 größte zusammenhängende Schutzgebiet der Alpen stolz sein. Mit ein Grund, warum jährlich so viele Menschen nach Kals am Großglockner oder in eine der anderen Nationalparkgemeinden reisen. Die Kalser Bergführer sind dabei längst nicht mehr nur Führer, die Bergsteiger aus aller Welt auf den Großglockner führen – sie sind Ansprechpartner für Kletter- und Gletscherkurse, alpine und hochalpine Touren, Kletterreisen, aber auch neue Angebote wie E-Bike & Climb. In enger Zusammenarbeit mit dem Nationalpark Hohe Tauern vermitteln sie dabei Kompetenz und Sicherheit und erlauben dem Gast dadurch, die atemberaubende Natur der Hohen Tauern in vollen Zügen genießen zu können.

Die Kalser Bergführer 2013
Foto: Bergführerverein Kals am Großglockner
Die Kalser Bergführer 2013

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