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Alpine Erste Hilfe

Wissen: Richtiges Verhalten im alpinen Notfall

Anzeige • 24. April 2019
von Simon Schöpf

Wenn dann doch mal etwas passiert: Wüsstest du, was bei einem Notfall im alpinen Gelände wirklich zu tun ist? Wir geben euch zusammen mit den Experten des ORTOVOX SAFETY ACADEMY LAB ROCK und Erste-Hilfe-Expertin Dani Hornsteiner einen Einblick in das Thema alpine Erste Hilfe, veranschaulicht an drei konkreten Unfallszenarien am Berg.

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Steinschlag, rutschiger Fels, große Hitze: Im alpinen Gelände lauern viele Gefahren, die auch trotz bester Vorbereitung schnell zu folgenschweren Unfällen führen können. Um im Notfall am Berg richtig und ohne Panik reagieren zu können, ist ein fundiertes Erste-Hilfe-Wissen essenziell für jeden Alpinisten.

ALPINE NOTSITUATION - RICHTIG HANDELN

Nachdem ein Unfall im Gelände passiert ist, sollte der Ersthelfer erst einmal einen Schritt zurücktreten und tief durchatmen, denn nur mit einem ruhigen Kopf kann eine gute Entscheidung über die nächsten anstehenden Schritte getroffen werden. Dazu gehört, sich einen Überblick über die Gesamtsituation zu verschaffen, objektive Gefahren zu erkennen und erst dann aktiv auf die verletzte Person zuzugehen. 

Wichtig: Selbstschutz bzw. Schutz der Gruppe geht vor! Erst wenn die eigene Sicherheit gewährleistet ist, kann der verletzten Person geholfen werden. Ist die Person nicht ansprechbar, muss sofort ein Notruf abgesetzt werden. Ist sie bei Bewusstsein, gilt es entsprechend den Verletzungen die nächsten Schritte einzuleiten. Wir stellen euch im Folgenden drei Unfallszenarien im Detail vor.

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1. Handgelenksbruch

Geht manchmal schneller, als man denkt: Gerade bei Zu- und Abstiegen kann es durch einen mit den Händen gehaltenen Sturz zu Handgelenksbrüchen kommen. Was ist im Ernstfall zu tun?

Szenario 1: Alpine Erste Hilfe bei einem Handgelenksbruch

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SCHRITT 1: SYMPTOME ERKENNEN

Ein Handgelenksbruch ist nicht lebensbedrohlich, kann aber extrem schmerzhaft sein und macht ein Klettern bzw. Abseilen unmöglich. Symptome: Schmerz, Schwellung, gegebenenfalls Verfärbung oder Gefühlsstörung. 

SCHRITT 2: SCHIENE ANLEGEN & RUHIGSTELLUNG

Das Anlegen einer Schiene ist nur dann wirklich notwendig, wenn die verletzte Person noch abgelassen werden kann oder noch abgestiegen werden muss. Kommt die Bergrettung zur Unfallstelle, ist das Anlegen einer Armschlinge völlig ausreichend.

Zum Anlegen einer Armschlinge wird am besten ein Dreiecktuch genommen. In den 90° - Winkel kommt ein Knoten. Das bildet die Tasche für den Ellbogen. Anschließend wird das Dreiecktuch vorsichtig um den verletzten Arm gelegt, die beiden Flügel über vorne hinter den Nacken geführt und zusammengeknotet. Der gesamte Unterarm inklusive der Hand/Finger sollte in der Schlaufe des Dreieckstuchs Platz finden.

Für eine Schienung eignet sich am besten eine biegsame Schiene, die allerdings in der Praxis Wenige im Rucksack dabeihaben. Eine improvisierte Schienung kann zum Beispiel mittels einer stabilen Wanderkarte und Mullbinde vorgenommen werden.

Aber Achtung: Ein Schienen bedeutet immer, dass der Arm bewegt werden muss und das wiederum verursacht Schmerzen. Das Anlegen einer Schiene bzw. die Dreiecktuch-Technik sollten deshalb im Vorfeld geübt werden!

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2. Platzwunde am Kopf

Szenario 2: Alpine Erste Hilfe bei einer Platzwunde am Kopf
Foto: Hansi Heckmair
Szenario 2: Alpine Erste Hilfe bei einer Platzwunde am Kopf

Oft sehen Kopfplatzwunden schlimmer aus, als sie tatsächlich sind. Bei Platzwunden am Kopf ist der Bewusstseinszustand des Verunfallten genau zu beobachten: Falls sich die Sprache verändert, Gedächtnisstörungen auftreten, die Pupillen nicht mehr gleich groß sind oder die verunfallte Person erbricht, muss sofort der Notruf getätigt werden.

VERBAND:

Die Wunde sollte steril abgedeckt und verbunden werden. Blutet es durch den Verband durch, sollte ein Druckverband mithilfe eines Druckpolsters wie einem weiteren Verbandspäckchen oder Mullbinde darüber angelegt werden.

Innerhalb von fünf Stunden sollte immer ein Arzt aufgesucht werden, eventuell ist eine Naht nötig. Achtung: Manche Symptome wie z.B. Sehstörungen, motorische Störungen, Taubheitsgefühl können bis zu zwei Wochen zeitverzögert auftreten. Auch dann ist sofort ein Arzt aufzusuchen und diesem von der Kopfverletzung und dem Unfallhergang zu berichten.

3. Sonnenstich

Nicht zu unterschätzen: Ein Sonnenstich kann zu einer lebensbedrohlichen Situation führen. Wie kann man einen Sonnenstich vermeiden, erkennen und behandeln?

Szenario 3: Alpine Erste Hilfe bei einem Sonnenstich

SCHRITT 1: PRÄVENTION

Wichtig ist eine Kopfbedeckung in sonnenexponierten Situationen, beim Klettern übernimmt in der Regel der Helm diese Rolle, bei langen Zu- oder Abstiegen in der prallen Sonne ist jedoch Vorsicht geboten. 

SCHRITT 2: SYMPTOME

Typische Symptome für einen Sonnstich: Ein hochroter, heißer Kopf, Kopfschmerzen, Schwindel, eventuell ein unangenehmes Ziehen im Nacken bis hin zu Übelkeit, Erbrechen oder sogar Verlust des Bewusstseins.

SCHRITT 3: HANDELN

Die betroffene Person in den Schatten setzen. Sie sollte sich ausruhen und der Oberkörper hochgelagert werden. Ein feuchtes Tuch über den Kopf (nicht einfach Wasser über den Kopf gießen!), feuchtes T-Shirt in den Nacken legen. Dabei gut darauf achten, dass die Person nicht auskühlt. Sollte sie zu frieren beginnen, die Kühlungsmaßnahmen beenden. Je nachdem, wie schmerzhaft der Sonnenstich ist und ob die Person noch selbstständig gehen kann, wird gemeinsam entschieden, ob Abseilen oder ein Abstieg möglich ist oder professionelle Hilfe gerufen wird.

SICHER UNTERWEGS IM ALPINEN GELÄNDE

Achtung: Theoretische Grundlagen ersetzen keineswegs eine umfassende Erste-Hilfe-Ausbildung! Die Anwendung in der Praxis sollte jeder Alpinkletterer in einem Erste-Hilfe-Kurs erlernt und geübt haben.

Mehr unabdingbares Wissen über alpine Erste Hilfe vermittelt euch ORTOVOX in Zusammenarbeit mit Erste-Hilfe-Ausbilderin Dani Hornsteiner anhand von anschaulichen Video-Tutorials und interaktiven Quiz auf der digitalen Ausbildungsplattform SAFETY ACADEMY LAB ROCK. Wer seine Erste-Hilfe-Kenntnisse im nächsten Schritt direkt am Berg in der Praxis üben und vertiefen möchte, der kann dies in den SAFETY ACADEMY ERSTE-HILFE-KURSEN tun. Geleitet & entwickelt werden die Kurse ebenso von Dani Hornsteiner, Expertin für alpine Erste Hilfe.

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