
Wandern im Oman – Ein Abenteuer fast wie aus 1001 Nacht
Foto: Gerald Valentin
von Gerald Valentin
Wer an den Oman denkt, hat Bilder von goldgelbem Wüstensand, glitzernden Moscheen und orientalischen Märkten im Kopf. Doch das Sultanat auf der Arabischen Halbinsel ist weit mehr als es die Klischees vermuten lassen. Mit mächtigen Gebirgszügen, beeindruckenden Schluchten und versteckten Oasen ist der Oman auch ein lohnendes Reiseziel für Wanderer. Gerald Valentin berichtet von dem faszinierenden Land.
Das Hadschar-Gebirge ist das Rückgrat des nördlichen Oman, ein zerklüftetes Hochgebirge, das sich mit dramatischen Canyons, rauen Plateaus und schwindelerregenden Felswänden präsentiert. Seine Gipfel ragen über 3.000 Meter in die Höhe, an seine Hänge schmiegen sich uralte Dörfer, grüne Terrassenfeldern und Eselspfade, die heute als Wanderwege dienen.
Der Jabal Akhdar – Wo Oasen blühen
Am eindrucksvollsten ist der Zugang zum Gebirge beim Jabal Akhdar, dem „grünen Berg“. Der Name ist etwas übertrieben: Wirklich grün ist es nur in den winzigen, sorgfältig bewässerten Oasen. Nach einer kurvenreichen Anfahrt thront auf fast 2.000 m Seehöhe das Hotel Alila Jabal Akhdar – ein architektonisches Meisterwerk aus Naturstein und Holz, das sich fast unsichtbar in die Landschaft einfügt. Von hier aus lässt sich das wilde Herz des Omans zu Fuß entdecken: Über die alten Eselsteige wandert man durch dramatische Wadis – ausgetrocknete Flusstäler, die sich nach Regenfällen in wilde Wasserläufe verwandeln. Die Wege führen vorbei an verlassenen Steindörfern, deren Bewohner längst in moderne Siedlungen gezogen sind, und zu jahrhundertealten Terrassenfeldern, auf denen noch heute Granatäpfel, Rosen und Aprikosen gedeihen. Besonders spektakulär ist der hoteleigene Klettersteig. In luftiger Höhe führt die Route durch eine senkrechte Felswand – bestens gesichert, aber nichts für schwache Nerven. Beim Blick in die tief eingeschnittene Schlucht wird klar: Oman ist ein Land der vertikalen Abenteuer.


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In den Canyons des Hadschar-Gebirges
Jabal Shams – Auf dem Balkon der Götter
Ein paar Autostunden weiter erhebt sich der Jabal Shams – mit offiziell 3.009 Metern der höchste Berg des Landes. Der eigentliche Gipfel ist allerdings militärisches Sperrgebiet: Eine Radaranlage der omanischen Luftwaffe macht eine Besteigung unmöglich. Doch das tut dem Wandererlebnis keinen Abbruch, denn der benachbarte Nebengipfel ist nur wenige Meter niedriger – und gut erreichbar.
Richtig spektakulär wird es auf dem berühmten Balcony Walk. Dieser schmale Pfad verläuft entlang der Felswand hoch über dem Wadi Ghul, auch als „Grand Canyon des Nahen Osten“ bekannt. Tief unter einem gähnt die Schlucht, links ragt die Wand senkrecht nach oben – und dazwischen ein schmaler Steig. Am Ende des Weges wartet das verlassene Dorf As Sab, das sich wie ein Schwalbennest an die Felswand klammert. Unmittelbar darüber ein See mit perfekten Motiven für die Insta-Community.
Wahiba Sands – Ein Meer aus Sand
Nach dem Grün und Grau der Berge und Schluchten erwartet den Wanderer ein vollkommen anderes Bild: Die Wahiba Sands erstrecken sich südöstlich des Hadschar-Gebirges über Hunderte von Kilometer. Hier beginnt das klassische Bild der arabischen Wüste: endlose Dünen, rötlich-golden im Licht der tiefstehenden Sonne, geformt vom Wind zu immer neuen Skulpturen. Wer hier wandert, spürt die Weite, das Licht und den weichen Sand unter den bloßen Füßen. Übernachtet wird stilvoll im Camp des Canvas Club: Glamping unter dem unbeschreiblich klaren Sternenhimmel. Sonnenauf- und -untergänge sind hier nicht nur schön, sondern nahezu spirituell – Momente, die man nicht vergisst.
Dhofar – Wandern im Land des Weihrauchs
Ein Kapitel für sich ist der Süden des Landes: das Dhofar-Gebirge rund um die Hafenstadt Salalah. Hier ist der Oman plötzlich grün. Dank des Sommermonsuns (Khareef) verwandeln sich die sonst kargen Hänge in eine saftig grüne Landschaft mit Nebelschwaden und plätschernden Wasserfällen. Wandern im Dhofar bedeutet mystische Pfade durch dichte Vegetation zu durchschreiten, vorbei an uralten Weihrauchbäumen, deren Harz seit Jahrtausenden gehandelt wird. Die Region war einst das Zentrum des globalen Weihrauchhandels – heute führen ausgeschilderte Wanderwege durch diese aromatische Kulturlandschaft.
Fazit und Reiseinfos
Der Oman ist ein Land voller Gegensätze. Kaum irgendwo sonst kann man so unterschiedliche Landschaften in einem Land erleben: steile Berge, weite Wüsten, tropisch anmutende Oasen und endlos lange Sandstrände. Wandern im Oman ist mehr als Bewegung – es ist das Eintauchen in eine fremde Welt deren Faszination viele Monate nachwirkt.
Ankommen: Direktflüge nach Maskat (Muscat) gibt es ab München oder Zürich. Alternativ über die Drehkreuze Dubai oder Doha.
Weiterkommen: Für Fahrten über Schotterpisten und durch die Wüste empfiehlt sich das Mieten eines Geländewagens.
Unterkommen: In den touristischen Regionen gibt es Hotels aller Preiskategorien. Abseits davon findet man einfache Unterkünfte. Campieren ist im ganzen Land erlaubt.
Essen: Omanische Küche zeigt einen indischen Einfluss, sie ist würzig, aber nicht scharf. Beliebt sind gegrilltes Fleisch und Fisch, Reisgerichte und Fladenbrot.
Klima: Typisch für die Wüste ist es im Oman überwiegend heiß und trocken. Die beste Reisezeit ist der Winter vom November bis März.
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