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Freeride-Knowledge

Freeride-Ski im Vergleich: Welcher Ski für welchen Schnee?

• 16. Januar 2019
7 Min. Lesezeit
von Robert Maruna

Skifahren auf der Piste ist Schnee von gestern. Freeriden, so heißt der neue Volkssport! Doch was hat es mit den breiten Latten eigentlich auf sich? Und worin unterscheiden sie sich? Wir stellen euch fünf verschiedene Arten von Freeridemodellen vor.

Welcher Freerideski passt für welchen Schnee?
Foto: Claudia Ziegler
Welcher Freerideski passt für welchen Schnee?
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1. Das Boot

Mit diesem Ski-Modell geht ihr mit Sicherheit nicht baden. Zielstrebig schwimmt das Boot an der Schneeoberfläche, während schmalere Zeitgenossen bereits längst zum Kentern verdammt sind.

Auf den ersten Blick sticht die Breite der Boot-Modelle sofort ins Auge; sprich unter einer mittleren Breite von 115 mm (unter der Bindung) habt ihr kein Boot unter euren Füßen, sondern eher eine Nussschale, die den Entwicklungssprung zum Dampfer nicht ganz geschafft hat. Die Breite ist also ein entscheidendes Kriterium, schließlich bedeutet mehr Breite mehr Auftrieb, womit wir auch gleich zum nächsten Punkt kommen: dem Rocker.

Mittlerweile hat sich die Rockertechnologie (ursprünglich abgekupfert von der Bauweise eines Wasserskis - lang lebe Sir McConkey!) nicht nur im Freerideski-Sektor, sondern auch bei Pistenskiern durchgesetzt. Und ein Rocker ist auffallend: Aufgrund der negativen Vorspannung einer Rockerbauweise liegt der Ski an Tip und Tail nicht plan auf – wie es bei Renn- und Pistenski üblicherweise der Fall ist ­–, sondern Skischaufel und -ende sind nach oben hin aufgebogen. Sieht ein bisschen aus wie eine überdimensionierte Banane, wirkt aber Wunder. Zusätzlich führt der Rocker zu einer Verkürzung der effektiven Kantenlänge, wodurch er wiederum drehfreudiger agiert und variabel einsetzbar ist. Im Grunde ist der Rocker der böse Bruder der klassischen Camber-Bauweise (Vorspannung im Bereich der Skimitte) – doch wird er von jedem Freerider heiß geliebt.

Mittlerweile sind die meisten Boote mit einem sehr starken Rocker und mittlerem Ausmaß an Camber ausgestattet. Die Traumschiffdampfer unter den Booten, wie das Modell Nocta von den französischen Skiherstellern Black Crows, verzichtet auf jeglichen Camber und hat einen massiven Tip- und herzhaften Tailrocker. Dadurch lässt es sich wunderbar in See stechen und jeder Backcountry-Liebhaber wird seine helle Freude damit haben. Gleiches gilt für den legendären Backland Bent Chetler 120, wobei sich Atomic vom Camber nicht ganz lösen wollte, um Pop und Elan des Skis aufrechtzuerhalten. Beide Modelle, genauso wie der Fischer Ranger mit einer Breite von 115 mm, sind Luxusdampfer, die tiefen Pulverschnee lieben und nur auf eine Kreuzfahrt mit euch warten. Und dann wäre da noch der K2-Mindbender 116C: Das Entwicklungsteam aus Seattle hat Freeriden in seiner Firmen-DNA verankert und mit dem Mindbender ein neues Boot erschaffen, dass alle Erwartungen übertrifft. Mit Ti Y-Beam und Carbon Spectral Braid, zwei völlig neuen Technologien zur Verbesserung der Torsionskontrolle und der altbewährten Power Wall (verstärkte Seitenwangen), fährt dieser Ski mit euch bis ans Ende aller Meere und noch weiter.

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Facts:

  • Mittlere Breite: 118-125 mm
  • Rocker: Double Rocker (Tip und Tail)
  • Camber: Medium bis hin zu Reverse Camber
  • Radius: 18-26 Meter
  • Länge: aufgrund der Rockerbauweise mindestens 10cm länger als Körpergröße
Diese Boote schwimmen auch an tiefsten Tagen an der Oberfläche
Foto: Black Crows, Atomic, K2, Fischer
Diese Boote schwimmen auch an tiefsten Tagen an der Oberfläche

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2. Die Katze

Hier lassen wir die Katze nun sprichwörtlich aus dem Sack. Diese Ski-Gattung findet sich irgendwo zwischen dem Boot und dem Hammer (siehe weiter unten). Charakteristisch für die Katze sind mehr Vorspannung, weniger Rocker und eine geringere Breite unter der Bindung. Dies führt gegenüber dem Boot zu mehr Steifigkeit, mehr Kontrolle, minimal weniger Auftrieb und einer weitaus direkteren Fahreigenschaft. Die Katze ist sowohl für die tiefen, als auch weniger tiefen oder gar bockharten Tage gemacht. Denn sie ist vielseitig: kraftvoll, spritzig und verspielt, sodass ihr - wie eine Katze - immer auf euren Füßen landen werdet. Die meisten Ski, die unter den Mantel der Katze fallen, zeichnen sich durch technische Finessen aus, wie einen verlängerten Sidecut für mehr Stabilität bei hohen Geschwindigkeiten oder einen kurzen und knackigen Camber unter der Skimitte, wodurch eine hohe Wendigkeit ermöglicht wird. Ein progressiver Flex im Bereich Tip und Tail führt zu soliden Kontaktpunkten zwischen Ski und Schnee. Die Katze nimmt also jegliche Herausforderungen dankend an, um euch bei Pulver, Firn und Harsch ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern.

Sucht ihr einen Ski für verschiedene Bedingungen im freien Gelände? Dann empfehlen wir euch eines der unten angeführten Modelle: Da wäre beispielsweise der Backland 107, eine Wildkatze der österreichischen Traditionsmarke Atomic, die euch in allen Schneeverhältnissen den Weg weisen wird. Genauso verspielt ist das überaus beliebte Modell Anima aus dem Hause Black Crows. Die Rieder Produktschmiede Fischer schickt mit dem Ranger 108 eine genauso kratzfeste und angriffslustige Variante der Katze ins Rennen. Und bei Dynafit hat man sich mit dem Modell Beast 108 etwas ganz Spezielles einfallen lassen: Wie der Name schon vermuten lässt, dieser Freetouring Ski wird das Beast in dir entfesseln. Die Double Ellipse Rocker Kontruktion sorgt für optimales Lenkungsvermögen und Wendigkeit im Gelände, während der so genannte Ride Tip, ein Carbongelege im Schaufelbereich, optimiertes Schwingungs- und Vibrationsverhalten garantiert.

Fazit:

Jeder dieser Ski bietet euch kompromisslose Leistung im tiefen, wie auch weniger tiefen Powder.

Facts:

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  • Mittlere Breite: zwischen 108 -117 mm unter der Bindung
  • Rocker: Double Rocker (mehr Tip, weniger Tail)
  • Camber: klassischer, kurzer Camber unter dem Fuß
  • Radius: 16-21 Meter
  • Länge: ca. 7 - 10 cm über Körpergröße
Die Katze lässt euch in keinen Schneebedingungen im Stich
Foto: Black Crows, Atomic, Fischer, Dynafit
Die Katze lässt euch in keinen Schneebedingungen im Stich

3. Der Hammer

Der Hammer macht Nägel mit Köpfen. In dieser Kategorie werden keine halben Sachen gemacht, zählen solche Bretter doch zu den wirklich wilden Stücken der Freerideplanken. Meist sind Hammer-Modelle um eine Spur länger und steifer, da sie für einen aggressive(re)n und schnelle(re)n Fahrstil entwickelt sind. Der Hammer ist so etwas wie der böse Stiefbruder des gemütlichen Boots. Vor allem in steilen und offenen Lines fühlt er sich wohl, besticht aber ebenso durch seine Drehfreudigkeit in engem Gelände. Wenn ihr also zu den kraftvollen und kompromisslosen Skifahrern zählt, die gerne einfach dahin pflügen, ohne Rücksicht auf Verluste, dann habt ihr vermutlich schon einen Hammer unter euren Füßen und wenn nicht - worauf wartet ihr noch?

Grundvoraussetzung für jeden Hammer ist ein solider Flex im Bereich der Bindung gepaart mit einem klassischen Camber im alpinen Stil. Zumeist legt der Hammer wenig Wert auf seine Rockereigenschaften, trotzdem bieten viele Hersteller einen leichten Early-Rise im Tip-Bereich an, wobei das Tail „brettlhart“ bleibt. Ein Vorzeigemodell des klassischen Hammers finden wir wieder bei den Franzosen, die mit dem Modell Corvus einen Hammer erschaffen haben, an dem selbst der Wettergott Thor Gefallen gefunden hätte. Ebenso robust und hartnäckig verhält sich der Atomic Vantage 107 TI, die Titanium Tank Mesh sorgt von der Schaufel bis ins Skiende für noch mehr Stabilität, während der Ski dank Energy Backbone eine unglaubliche Laufruhe aufweist. Bei Fischer wird kompromisslos gearbeitet, also haben sie den Ranger 115 einfach auf 196 cm verlängert und ihm eine extra Portion Steifigkeit verpasst, um den Anspruch eines Hammer gerecht zu werden.

Fazit:

Der Hammer ist auf jeden Fall das geeignete Werkzeug für alle Schneeliebhaber, die gerne schnell fahren, steil gehen oder allgemein etwas mehr Gewicht auf die Waage bringen.

Facts:

  • Mittlere Breite: 100-109 mm
  • Rocker: Front Rocker
  • Camber: klassischer, langer Camber
  • Radius: 18-21 Meter
  • Länge: ca. 10 cm über Körpergröße
Der Hammer fährt über alles hinweg
Foto: Black crows, Atomic, Fischer
Der Hammer fährt über alles hinweg

4. Das Chamäleon

Das Chamäleon passt sich - naturgemäß - seiner Umgebung in Windeseile an. Doch keine schnellen Vorurteile bitte, denn Freerideski dieser Gattung sind keine Allround-Modelle bei denen immer irgendwo ein Abstrich gemacht werden muss. Nein, diese Chamäleons haben es wirklich in sich. In der Surfkultur spricht man in diesem Zusammenhang gerne von einem One-quiver (ein Surfbrett für alle Bedingungen gleichermaßen benutzbar). Genauso verhält es sich mit dem Chamäleon: ein Ski, der euch in allen Schneebedingungen zur Seite steht.

In der Regel sind Chamäleons schmäler, etwas steifer und weisen weniger Rocker, als ihre anderen Artgenossen auf. Genau aus diesen Gründen führen sie aber in jeglichen Schneebedingungen zur Ausschüttung einer Riesenportion Endorphine.

Das Chamäleon hat bekanntlich viele Gesichter: Ein wandelbares Chamäleon ist der Atomic Bent Chetler 100, der durch seine leichte Bauweise und unglaubliche Drehfreudigkeit besticht. Mit dem Ranger 98 TI hat Fischer ein besonderes Chamäleon in die freie Natur entlassen, denn dank Air Tec Ti, Carbon Nose und Aeroshape (hört sich alles nach Raketentechnologie an, vielleicht ist es das ja auch?) hält der Ski überall die Spur. Auch in Chamonix hat man ein Chamäleon erschaffen, dass sich nicht nur in den steilen Couloirs der französischen Alpen wohl fühlt. Der Daemon deckt mit seiner schmalen Taille von 99 mm und mäßigem Flex einfach jedes Gelände ab.

Fazit:

Wenn ihr Powder liebt, egal in welchen Zustandsbereich und auch hin und wieder ein paar nette Carvingschwünge ins Blankeis einer Steilrinne setzen wollt, besorgt euch ein Chamäleon.

Facts:

  • Mittlere Breite: 95-107 mm
  • Rocker: mäßiger double Rocker
  • Camber: klassischer Camber mit mittlerer Vorspannung
  • Radius: zwischen 18-21 Meter
  • Länge: ca. 7 -10 cm über Körpergröße
Das wandelbare Chamäleon ist ein universell einsetzbarer Ski
Foto: Atomic, Black Crows, Fischer
Das wandelbare Chamäleon ist ein universell einsetzbarer Ski

5. Die Raupe

Zu guter Letzt, die Raupe. Sie Raupe bewegt sich gerne bergauf, möchte aber bei der Abfahrt eine genauso gute Figur machen. Die Raupe ist somit das Problemkind unter den Freeride-Tieren und das aus zwei einfachen Gründen: Erstens geht die Raupe immer einen Kompromiss ein, aber kein Mensch mag Kompromisse. Zweitens, selbst wenn aus der Raupe mittlerweile ein schöner Schmetterling geschlüpft ist, ein Tourenski ist und bleibt eben ein Ski, der euch den Aufstieg erleichtern soll und erst in weitere Folge für die Abfahrt gedacht ist. Folglich haben wir ein Problem, allerdings sind unsere ausgewählten Raupen die perfekte Symbiose aus Kompromiss und Egozentrik.

Mittlerweile gibt es eine Vielzahl unterschiedlichster Tourenski, die nicht nur im Aufstieg brillieren, sondern euch auch unglaublichen Abfahrtsspaß bieten. Die schwarzen Krähen aus Chamonix haben ein riesiges Repertoire an Tourenski in ihrer Freebird-Serie; da gäbe es entweder eine leichte und etwas weichere Variante des Animas für richtig schönes Freeriden im Backcountry. Aber genauso finden sich hier Exemplare, die auf den Namen Navis oder Corvus hören und für die Haute Route sowie steile Nordwände gleichermaßen konzipiert sind. Der Beast 98 von Dynafit ist ein der Free-Touring-Ski für für alle Skitourengeher, die Abfahrtperformance im Gelände kombiniert mit einem handlichen Ski für den Aufstieg suchen. Mit 1.530 Gramm (bei 177 Länge) eignet sich der Beast 98 als Tourenski selbst für mittellange und lange Anstiege.  Aus dem Hause Fischer entspringt das Wunderkind Hannibal, das trotz minimalem Gewicht und einer mittleren Breite von 96 mm Spaß und Sicherheit bei allen Aufstiegen und Abfahrtsbedingungen verspricht. Atomic bietet in der Backland Serie verschiedenste Modelle mit unterschiedlichen Breiten und technischen Details an – je nach Vorhaben kann zwischen dem abfahrtsorientierten Backland 95 oder dem Leichtgewicht Backland 78 UL (980 Gramm!) gewählt werden.

Fazit:

Im Grunde liegt das Augenmerk der Raupe auf einer ausgewogenen Balance zwischen dem Gewicht, der Steifigkeit und mittleren Breite - je nachdem was ihr vorhabt und wo ihr hin wollt!

Facts:

  • Mittlere Breite: 85 -105 mm
  • Rocker: leichter Tip Rocker
  • Camber: klassisch
  • Radius: 16-21 Meter
  • Länge: 5 – 10 cm über Körpergröße
Die Raupe macht nicht nur bergauf, sondern auch in der Abfahrt eine gute Figur
Foto: Black Crows, Dynafit, Atomic, Fischer
Die Raupe macht nicht nur bergauf, sondern auch in der Abfahrt eine gute Figur

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