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Nachgefragt bei Austrialpin

In Österreich produziert, am Weltmarkt erfolgreich – geht das noch?

Anzeige • 27. Mai 2022

In der Kategorie „Nachgefragt bei …“ beantworten wir jedes Mal eine besonders spannende Frage zu einem Produkt oder einem aktuellen Thema. In diesem Beitrag haben wir bei Katrin Mark-Winkler von Austrialpin nachgefragt, ob der Produktionsstandort Österreich für eine internationale Bergsportmarke Zukunft hat, und was es braucht, um langfristig erfolgreich zu sein.

Eine Innovation, made in Tirol: Der HMS RONDO Slide-Autolock, seines Zeichens schnellster Karabiner-Verschluss der Welt.
Foto: Austrialpin
Eine Innovation, made in Tirol: Der HMS RONDO Slide-Autolock, seines Zeichens schnellster Karabiner-Verschluss der Welt.

Die Strategie, Gewinne zu erhöhen, indem die Produktion in Länder mit deutlich niedrigeren Lohnkosten verlegt wird, macht auch vor dem Outdoor-Ausrüstungsmarkt nicht halt. Über die Bedingungen, unter denen das schöne neue Equipment entstanden ist, weiß der Konsument oft wenig – gerade in der Bekleidungsindustrie sind immer noch China, Vietnam oder Indonesien als Produktionsländer beliebt.

Geht das nicht anders? Wir haben bei einer nachgefragt, die es wissen muss: Katrin Mark-Winkler ist CEO von Austrialpin. Bei dem österreichischen Hersteller von Bergsport-, Flugssport- und Sicherheitsausrüstung aus Metall wird vom Rohmaterial bis zum fertigen Produkt alles in Tirol entwickelt und gefertigt. Die Firma mag nicht jedermann ein Begriff sein, Kletterern aber ganz bestimmt. Denn hier entstehen unter anderem Karabiner und Schnallen, auf die man sich beim Spiel mit der Schwerkraft gerne verlässt – sei es beim Klettern am Felsen, im Eis, über den Gipfelgrat eines Dreitausenders oder beim Gleitschirmfliegen in der Luft.

Die Produkte von Austrialpin kommen häufig in der Vertikalen zum Einsatz. Etwa bei Alpinist und Bergführer Roli Striemitzer.
Foto: Peter Manhartsberger
Die Produkte von Austrialpin kommen häufig in der Vertikalen zum Einsatz. Etwa bei Alpinist und Bergführer Roli Striemitzer.

Was spricht für eine Produktion in Österreich?

Der Firmensitz von Austrialpin liegt in Fulpmes im Stubaital – zwischen den Hausbergen Serles, Elfer und den Kalkkögeln. Beste Bedingungen also, um Kletterausrüstung nach der Prüfung im Labor auch gleich unter realen Bedingungen zu testen. Das ist nur ein Vorteil des Tiroler Standorts von vielen, wie die Firmenchefin weiß. Auch die hohe Qualität der Produkte kann so besser sichergestellt werden – im Bereich der Bergsport- und Sicherheitsausrüstung einer der wichtigsten Faktoren für den Erfolg einer Marke.

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Wir sind stolz auf unseren traditionsreichen Produktionsstandort Tirol. Unser Erfolg bestätigt uns dabei und zeigt, dass ein gesundes Wachstum auch mit lokaler Fertigung in Tirol möglich ist. – Katrin Mark-Winkler, CEO

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Aus Überzeugung und Tradition in Tirol verwurzelt

Die Eisenverarbeitung hat im Stubaital eine lange Tradition, die bis ins Mittelalter zurückreicht. Die Verbesserungen der Verkehrsinfrastruktur und die Gründung der Fachschule für Eisenverarbeitung in Fulpmes im 20. Jahrhundert sorgten dafür, dass man auch international konkurrenzfähig bleiben konnte. Und bis heute konzentriert sich Austrialpin auf das, was man besonders gut kann: die Metallverarbeitung. Das Vertriebsgebäude ist nur wenige Meter von den Produktionshallen entfernt, lange Lieferwege fallen somit weg. In Fulpmes sind derzeit rund 110 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt. Durch das Festhalten am Tiroler Standort und ein gesundes Wachstum sind auch die Arbeitsplätze vor Ort langfristig gesichert. Auf die Frage, ob der Standort Zukunft hat, ist die Antwort ein überzeugtes: Ja!

Zusätzlich zu einem guten Gewissen schafft der Standort Flexibilität, kurze Transportwege und sichert ein hohes Maß an sozialer Verantwortung. Diese Werte sind neben höchsten Qualitätsansprüchen unsere Philosophie, mit der wir am internationalen Outdoor-Markt einen festen Platz eingenommen haben. – Katrin Mark-Winkler, CEO

Wie echte Innovationen entstehen

Das Wichtigste für den langfristigen, internationalen Erfolg im Bergsportbereich sind innovative Produkte, da ist sich Katrin Mark-Winkler sicher. Und die zu entwickeln, das kann Austrialpin besonders gut. Mit neuen Ideen bei Verschlussmechanismen, Leidenschaft und ausreichend Zeit für Tüfteln und Testen stehen am Ende Produkte, die jenen der Konkurrenz weit überlegen sind.

Etwa die COBRA® Schnalle: Sie gilt weltweit als stärkste und sicherste ihrer Art und war auch dabei, als Felix Baumgartner den Sprung aus der Stratosphäre wagte. Heute gibt es verschiedene COBRA®-Typen für unterschiedliche Bereiche – sie kommen auch im Rettungswesen, bei der Absturzsicherung oder bei der Feuerwehr zum Einsatz.

Eine echte Innovation für Kletterer ist der FISH Autotuber: Er blockiert im Fall eines Sturzes selbstständig und ohne zusätzliche Handkraft. Und der HMS RONDO Slide-Autolock hat überhaupt den schnellsten Karabiner-Verschluss der Welt. Umständliches Schrauben oder Drehen fällt weg, um den Verschluss zu entriegeln. Er lässt sich durch gezielten Druck auf den Messingslider öffnen, beim Loslassen verriegelt er automatisch. Einfaches Handling und Sicherheit – zwei wesentliche Faktoren, die die Produkte von Austrialpin so erfolgreich machen.

Aus der Stubaier Ideenschmiede: der FISH Autotuber.
Foto: Austrialpin
Aus der Stubaier Ideenschmiede: der FISH Autotuber.

Der Auftrag, Ressourcen zu schonen

Wer in dieser wunderschönen Bergwelt lebt und arbeitet, will diese auch bestmöglich schützen. Daher betreibt Austrialpin ein ausgeklügeltes System, um möglichst wenig Rohmaterial einsetzen zu müssen. Das spart nicht nur Kosten, sondern reduziert auch Abfälle. Die abfallenden Metallspäne werden abschließend gepresst – so werden LKW-Transporte reduziert und auch eine bessere Recyclingquote erzielt.

Überraschenderweise ist Austrialpin auch ein Fan der hohen österreichischen Umweltauflagen. Und man macht noch viel mehr. Die benötigte Energie – und das ist in der Produktion nicht wenig – wird gänzlich aus erneuerbarer Wasserkraft und Sonnenenergie gewonnen. Jeder Zentimeter Dachfläche wurde für Photovoltaikanlagen genutzt. Verpackt wird im Lager noch eigenhändig, soweit es möglich ist mit umweltfreundlichen Materialien. Dank vieler neuer Ideen ist man also bereit für die Zukunft und bleibt mit beiden Beinen aber auf Tiroler Boden.

Grün sein bedeutet für Austrialpin auch, gesamtheitlich zu denken. Dabei wird nicht nur an den großen Stellschrauben gedreht. Mit einem Blick auf Details sieht man, dass wir es tatsächlich ernst meinen. – Katrin Mark-Winkler, CEO

Mit der Photovoltaikanlage auf dem Dach der Produktions- und Vertriebsgebäude in Fulpmes kann ein Drittel des gesamten Energiebedarfs gedeckt werden.
Foto: Austrialpin
Mit der Photovoltaikanlage auf dem Dach der Produktions- und Vertriebsgebäude in Fulpmes kann ein Drittel des gesamten Energiebedarfs gedeckt werden.

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