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Himmlisch

Kapellen und Andachtsräume: 4 Hütten zum Anbeten

• 18. Oktober 2016
2 Min. Lesezeit
von Christina Geyer

Als gläubiger Christ hat man sonntags dem Gottesdienst beizuwohnen. Zumindest war das noch vor nicht allzu langer Zeit so. Was das mit den Bergen zu tun hat? Nun. Eine ganze Menge. Wir stellen euch 4 Hütten vor, die eine Brücke aus den Bergen direkt in den Himmel schlagen.

Dachreiter mit Glocke: Vernagthütte in Tirol
Foto: Friederike Kaiser / Deutscher Alpenverein
Dachreiter mit Glocke: Die Vernagthütte (2.755 m) in den Ötztaler Alpen in Tirol
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„Du sollst den Tag des Herrn heiligen“, mahnt das dritte Gebot. Sonntags gilt es zu ruhen, die Arbeit niederzulegen – und zu beten. Das Problem daran: Gottesfürchtige Bergführer konnten sonntags keine Touren führen. Das bedeutete nicht nur finanzielle Einbußen, sondern auch eine Einschränkung für berghungrige Touristen.

Die Berge oder Gott?

Keine leichte Entscheidung. Sie wurde auch nicht gefällt. Stattdessen fand man einen Kompromiss und errichtete in ausgewählten Hütten Andachtsräume oder sogar angeschlossene Kapellen, in denen am Sonntag frühmorgens schon Messen abgehalten werden konnten. Der angenehme Nebeneffekt: Nachdem man den Herrn ausgiebig gepriesen hatte, konnte man direkt weiter in die Berge starten.

Bis heute zeugen vereinzelte Andachtsräume und Kapellen von dieser Zeit. Beispielsweise in den 4 folgenden Hütten.

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1. Gepatschhaus, 1.928 m

Ötztaler Alpen / Tirol

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Das Gepatschhaus liegt im hinteren Kaunertal in Tirol und zählt zu den ältesten Alpenvereinshütten Österreichs. Erbaut wurde sie 1873, rund 20 Jahre später folgte der Bau einer kleinen Kapelle. Die erste Trauung auf knapp 2.000 m fand dort 1924 statt. Die Feier anlässlich ihrer Silberhochzeit richtete das Paar aus Waidhofen an der Ybbs übrigens wieder in der Kapelle aus.

Altar der Gepatsch-Kapelle
Foto: Friederike Kaiser / Deutscher Alpenverein
Der Altar der Gepatsch-Kapelle im hinteren Kaunertal in Tirol

2. Becherhaus, 3.195 m

Stubaier Alpen / Südtirol

Das Becherhaus liegt dort, wo die Luft dünner wird, der Himmel zum Greifen nahe ist und nur mehr einzelne Tiere und Pflanzen ihren Lebensraum haben. In 3195 m Höhe am Rande des Übertalferners, auf der Südtiroler Seite der Stubaier Alpen, in einer Welt aus Schnee und Eis, bietet das Schutzhaus seinen Gästen in natürlicher Atomsphäre die nötige Ruhe und Erholung nach einer anstrengenden Hochgebirgstour.Das Schutzhaus ist nur zu Fuß oder mit dem Helikopter erreichbar. Deshalb wird auch äußerst vorausschauend mit den Lebensmitteln umgegangen. Für die Gäste wird jeden Tag frisch gekocht und dem Hüttenteam ist es sehr wichtig regionale, qualitativ-hochwertige Produkte zu verwenden. Die Nächtigungsgäste werden nach einer anstrengenden Tour mit einem sättigenden Abendessen verwöhnt und können sich am Morgen am vitaminreichen Frühstücksbuffet stärken, bevor sie in einen abenteuerlichen Tag starten.In nur 45 Minuten Gehzeit erreicht man den Gipfel des Wilden Feigers und genießt, wie von allen anderen Gipfeln der Übertalfernerrunde, einen gigantischen Fernblick und einen fantastischen Sonnenaufgang.1894 wurde das Becherhaus auf dem gleichnamigen Gipfel „dem Bechergipfel“, einer Erhebung am Südgrat des Wilden Freigers (3.418m) unter dem Namen Kaiserin-Elisabeth-Schutzhaus erbaut. 1999 ging das Schutzhaus zusammen mit 25 weiteren Hütten in den Eigentum der Autonomen Provinz Bozen - Südtirol über. Mit der denkmalgeschützten Kapelle „Maria im Schnee“ verfügt es zudem über eines der höchstgelegenen Marienheiligtümer der Alpen.Nachdem die Hütte zur Zeit grundsaniert wird, ist der Winterraum derzeit geschlossen. Die Hütte öffnet wieder im Juni 2021 und wird bis September geöffnet sein.
Geöffnet
Jun - Sep
Verpflegung
Bewirtschaftet

Das Becherhaus wurde 1894 unter den Namen Kaiserin Elisabeth-Schutzhaus erbaut, sein späterer Name leitet sich vom Gipfel (dem „Becher“) ab, der die Hütte am Südgrat des Wilden Freigers (3.418 m) beheimatet. 1905 wurde im Zuge baulicher Erweiterungen auch ein Kapellenraum innerhalb der Hütte geschaffen. Das Altarbild zeigt die heilige Muttergottes mit unbeflecktem Herzen, auch bekannt als „Maria im Schnee“ – passend zur schneereichen Umgebung des Becherhauses.

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3. Dresdner Hütte, 2.302 m

Stubaier Alpen / Tirol

Auch die Dresdner Hütte in den Stubaier Alpen erhielt im Zuge baulicher Erweiterungen 1926 einen holzverkleideten Kapellenraum. Er wurde im Heulager unter dem Dach angesiedelt. Ein Jahr später folgte die Weihung, die Sonntagsmesse wurde schließlich wöchentlich von einem Geistlichen aus Neustift gelesen.

Wegen Baufälligkeit musste die Hütte allerdings in den 60er-Jahren samt Kapellenraum abgerissen und durch einen neuen Bau ersetzt werden. Immerhin: Die DAV-Sektion Dresden plant gemeinsam mit der Pächtersfamilie die Errichtung einer neuen Kapelle.

4. Vernagthütte, 2.755 m

Ötztaler Alpen / Tirol

Die Vernagthütte liegt im namensgebenden Vernagttal zwischen Guslar- und Vernagtgletscher. 1932 erhielt sie – ebenfalls im Rahmen baulicher Erweiterungen – einen Andachtsraum sowie einen geweihten Altar, der sich in einem schrankartigen Gehäuse verbirgt. Improvisation ist bekanntlich alles und so wurde die Stube kurzerhand auch zum Kapellenraum umfunktioniert.

Altar der Vernagthütte in Tirol
Foto: Friederike Kaiser / Deutscher Alpenverein
Der geweihte Altar der Vernagthütte in Tirol

Tipp

Weitere Informationen rund um das Thema Kapellen und Andachtsräume am Berg sowie viel Wissenswertes rund um Hütten und Wege im Alpenraum findet ihr in der Publikation des Deutschen Alpenvereins, Österreichischen Alpenvereins und des Alpenvereins Südtirol:

Hoch hinaus! Wege und Hütten in den Alpen

Hoch hinaus! Band 1 - Alpenverein
Foto: Alpenverein
Hoch hinaus! Band 1 der Publikation zur Ausstellung

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