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#SALEWA3000

Tribut dem Tribulaun – Eine Gipfeltour mit Alpinlegenden

• 10. September 2020
4 Min. Lesezeit
von Simon Schöpf

Der Weg durch den großen Bruch: Mit zwei Alpinlegenden auf den anspruchsvollsten Kletter-Dreitausender der Stubaier Alpen, den Pflerscher Tribulaun (3.097 m).

#SALEWA3000 Pflerscher Tribulaun
Foto: Simon Schöpf
Tänzelnd den berüchtigten „Schlottergrat“ entlang: Für Salewa-Chef Stefan Rainer spielerisch machbar
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„Eigentlich sind das alles nur grob geschichtete Gesteinsbrocken, aber die größten werden schon halten.“ Das ist einer dieser Sätze, die man auf einer Klettertour eigentlich nicht hören will. Aber war ja auch irgendwie klar, dass sie sich keinen ordinären Wandergipfel aussuchen, wenn eingesessene Alpinisten zusammen losziehen.

Wir sind unterwegs mit Robert Renzler, Generalsekretär des Österreichischen Alpenvereins, und Stefan Rainer, General Manager beim Bergsportausrüster Salewa sowie seiner Mitarbeiterin Nina Lang. Mitten im geschichteten Gestein des Pflerscher Tribulauns, einem Grenz-Dreitausender in den Stubaier Alpen. Atmen tut man hier aber eine große Portion Dolomitenflair – Robert Renzler erklärt auch gleich, warum das nicht weit hergeholt ist: „Das wissen nur wenige, aber der Geologe Déodat de Dolomieu hat sich die ersten Gesteinsproben genau von hier bringen lassen. Anhand derer hat er erkannt, dass es sich dabei um eine bisher unbeschriebene Gesteinsart handelt. Heute sagen wir Dolomit dazu.“

Zustieg zum Pflerscher Tribulaun: Zuerst Wanderweg, dann ausgesetzte Kletterei

Ein ganzer, mittlerweile ziemlich berühmter Alpenbereich wurde also nach dem Gestein am Tribulaun benannt – die eigentlichen Dolomiten befinden sich zwar fünfzig Kilometer weit weg, aber an diesem Traumtag zeichnen sich Langkofel und die Geislerspitzen gestochen scharf gegen den Horizont ab.

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Gipfel sammeln für das Glocknerbiwak

Warum wir heute überhaupt mit solcher Bergprominenz unterwegs sind: Wir sammeln Spenden. Für das neue Glocknerbiwak, das „an der alpinsten Ecke Österreichs“, wie Robert Renzler sie nennt, in zwei Wochen neu errichtet wird, „also auf der Nordseite des Großglockners.“ Denn bei der Aktion #SALEWA3000 spendet der Südtiroler Bergsportausrüster bis Ende des Jahres 5 Euro für jedes geteilte Gipfelfoto eines bestiegenen Dreitausenders – bis zum Ende des Jahres will man alle 784 Dreitausender Österreichs durch die Community bestiegen sehen. Unser bescheidener Beitrag dazu ist heute eben der Pflerscher Tribulaun mit seinen 3.097 Metern. „Biwakplätze sind ganz wichtige Plätze in den Bergen, deshalb unterstützen wir die Renovierung des baufälligen Glocknerbiwaks gerne“, erklärt Salewa-Chef Stefan Rainer. Und legt nach: „Für den besonderen Tag heute werden wir den Betrag verzehnfachen!“

Das motiviert natürlich umso mehr – und Motivation, die wird einem am Pflerscher Tribulaun tatsächlich ordentlich abverlangt. Von unten betrachtet ist es nur schwer vorstellbar, dass sich hier ein eleganter Weg durchfindet, der lediglich mit dem dritten Schwierigkeitsgrad geklettert werden kann. Wie ein Bollwerk steht er da, doch Robert Renzler, selbst Bergführer, kennt den Weg in- und auswendig. Mit blutjungen 18 Jahren war er bereits über den brüchigen Westgrat das erste Mal zum Gipfel gestiegen – „des war ganz nett haarig“. Dann fast 40 Jahre nicht mehr – bis der in der Brennerregion wohnhafte Alpenvereins-Chef vor ein paar Jahren den Tribulaun als seinen neuen Haus- und Trainingsberg wiederentdeckte. „Mittlerweile bin ich immer so vier, fünf Mal im Jahr oben.“ Seine aktuelle Bestzeit: Eine Stunde, 58 Minuten vom Parkplatz für die gut 1.600 Höhenmeter. Die absolute Bestzeit hält übrigens der Skibergläufer David Thöni mit 1 Stunde 27 Minuten von der Ortskirche weg.

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Kletternd über den Normalweg (III) zum Gipfel des Pflerscher Tribulaun

Auch Stefan Rainer kennt den Berg aus der Vergangenheit – er war allerdings noch um einiges blutjünger, als der Bozner das erst Mal am Gipfel stand. „Mit zehn Jahren! Der legendäre Hüttenwart der Tribulaunhütte, Paul Eisendle, nahm mich damals mit – für ihn war es die 120. Gipfelbesteigung.“

Steiler Anstieg auf den Felsriesen

Die pittoreske Hütte lassen wir aber erstmal links liegen und steigen direkt über das riesige Schuttfeld auf die Südwand zu – irgendwo, irgendwie muss es hier rauf gehen! Die ersten Klettermeter führen durch eine ausgewaschene Schlucht mit weißem Marmorgestein – „der wurde seinerzeit vom benachbarten Obernberger Tribulaun bis nach Prag transportiert, um Kirchen auszustatten“, weiß Robert Renzler noch eine der vielen tribulaun’sche Anekdoten. Und dann balancieren wir auch schon bald ausgesetzt über den berüchtigten „Schlottergrat“ – „die Mutprobe, wer den schafft, schafft auch den Gipfel!“, motiviert uns Robert Renzler.

Bis zum Gipfel folgt abwechselnd eine Kombination aus anregenden Klettermetern und einem steilen Gehen auf Schotterbändern – einem Tanz auf Eierschalen gleich. Vorbei an den schaurigen Nordwänden, an denen es zwar geschichtsträchtige Kletterrouten gibt, über die sich aber in gut fünfzig Jahren nicht mehr als eine Handvoll Wiederholer trauten. Aus gutem Grund: „Da drinnen stecken auf die ganze Länge vielleicht vier, fünf Schlaghaken. Und die kannst du wohl mit dem kleinen Finger herausziehen. Ein Harakiri sondergleichen“, weiß Renzler. Wir wechseln also lieber wieder auf die Südseite und erreichen den aussichtsreichen Felsgipfel der heute hoch üben einem endlosen Nebelmeer im Tal thront. Trotz des traumhaften Spätsommerwetters sind wir heute die einzigen Leute an diesem Riesen aus Stein.

Am imposanten Grenz-Dreitausender Pflerscher Tribulaun

Der Abstieg fordert nochmal die volle Konzentration – Fehltritte verzeiht der Tribulaun keine. Wieder unten kommen wir diesmal aber an der neben dem Sandessee fast schon kitschig gelegenen Tribulaunhütte vorbei – „nachand, wie habt’s es kapt?“ begrüßt uns die sympathische Hüttenwirtin Daniela. Hungrig macht er jedenfalls mit Sicherheit, der Tribulaun, das weiß man hier – die Portionen fallen entsprechend aus. Nina kämpft mit ihrem überdimensionalen Omelett mehr als mit dem Berg selbst. Aber das ist wohl ein gutes Zeichen.

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Infos: Pflerscher Tribulaun

Der Pflerscher Tribulaun ist auf allen Seiten von steilen Felswänden geprägt, die zu den höchsten der Stubaier Alpen gehören. Der Berg ist mit 3.097 m die höchste Erhebung des Tribulaunkamms, eines Abschnittes des Alpenhauptkamms, zu dem auch der benachbarte Gschnitzer Tribulaun und der Obernberger Tribulaun gehören. Er liegt direkt an der Grenze zwischen Südtirol (Italien) und Österreich. Im Norden grenzt er an das Tiroler Gschnitztal, im Süden an das Südtiroler Pflerschtal. Der Berg selbst besteht zum größten Teil aus Hauptdolomit und Quarzphyllit.

Mit einem Normalweg im Schwierigkeitsgrad III (UIAA) gehört der Pflerscher Tribulaun zu den am schwierigsten erreichbaren Gipfeln der Stubaier Alpen. Alle Anstiege sind zudem als brüchig und steinschlaggefährdet zu charakterisieren, eine entsprechende alpine Erfahrung ist Voraussetzung.

Abstieg zur traumhaften Tribulaunhütte

Infos: #SALEWA3000

Das Projekt #SALEWA3000 will alle 784 Dreitausender Österreichs besteigen – und sammelt dabei Geld für die Biwakschachtel am Großglockner

  • Landingpagewww.salewa.com/de-at/salewa3000
  • Zeitraum für die Gipfelbesteigungen: 2.1. – 31.12.2020
  • Modus: Ein 3000er gilt als bestiegen, wenn der Bergsteiger/die Bergsteigerin ein Foto von sich auf dem Gipfel macht und das via Instagram mit dem #SALEWA3000 sowie dem #Bergnamen postet.
  • Spende: Für jedes Gipfelbild – inkl. #SALEWA3000 & #Bergname & @salewa im Foto getagged – spendet SALEWA 5 Euro für die Renovierung der Biwakschachtel am Großglockner
  • Wer kann mitmachen? Alle Bergsportler weltweit, die Lust und Zeit haben sowie die Fähigkeit besitzen, Dreitausender in Österreich zu besteigen!

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